Star-Goalie Genoni in der 14. Minute ausgewechselt

Noch viel zu lernen: EVZ leistet sich krassen Fehlstart

Zugs tschechischer Stürmer Jan Kovar kann Lausanne-Goalie Tobias Stephan nicht überwinden. (Bild: Facebook EVZ)

Was war denn das? Nach der spektakulären Wende gegen die ZSC Lions sprach EVZ-Trainer Dan Tangnes von einem Moment, der sein Team zusammenwachsen lässt. Doch drei Tage später schenken die Zuger den Match her und verlieren gegen Lausanne 5:6.

Für Tobias Stephan mag das, was er nach nicht einmal 14 Spielminuten in der Bossard-Arena zu sehen bekam, eine stille Genugtuung gewesen sein. Leonardo Genoni, der ihn mit seiner Unterschrift unter einen ab dieser Saison gültigen Fünfjahresvertrag aus dem Zuger Kasten verdrängt hatte, wurde nach dem vierten Gegentreffer ausgewechselt und durch den talentierten Luca Hollenstein ersetzt.

Dabei war der zu Lausanne weitergezogene Stephan in diesem Frühjahr noch ein wichtiger Grund dafür, dass die Berner und nicht die Zuger Schweizer Meister wurden. In der Finalserie performte Genoni um mindestens eine Klasse besser.

Kovar startet Zuger Disziplinlosigkeiten

Es wird Stephan nicht gekümmert haben, dass er zum letztlich vorentscheidenden 0:4 nicht viel beigetragen hat. Oder besser: beitragen konnte. Denn zu seiner ersten echten Torchance kam der Gastgeber erst in der 16. Minute. Santeri Alatalo scheiterte aber am Lausanne-Goalie.

«Ich hatte das Gefühl, dass wir die ersten 15 Minuten gar nie ins Spiel gekommen sind», sagte EVZ-Captain Raphael Diaz im Pauseninterview. Das lässt sich getrost so ausdrücken: Es war eines der schlechtesten Drittel, das der EVZ unter der Führung von Dan Tangnes jemals gezeigt hat. «Ja, es war fürchterlich. Der Fehlstart hat uns alle schockiert. Mich auch», sagte Tangnes hinterher.

Bis der EVZ seine Larifari-Einstellung endlich überwinden konnte, war er mit Unterzahlspiel beschäftigt. Und die Spieler konnten froh sein, dass ihre Anhängerschaft Sportsgeist zeigte und sie für die fahrige Vorstellung nicht mit einem Pfeifkonzert eindeckte.

Als Jonas Junland in der 13. Minute auf 0:3 stellte, sass mit Yannick Zehnder bereits der fünfte Zuger auf der Strafbank. Den Reigen der Zuger Disziplinlosigkeiten hatte Jan Kovar, der Tscheche in Zuger Diensten, schon nach 54 Sekunden gestartet. Er hatte sich in der Mittelzone zu einem Beinstellen hinreissen lassen. Dies wurde von Lausanne mit der erstmaligen Führung bestraft.

Viel Talent verleitet zu Sorglosigkeit

Aber warum harzt es beim EVZ? Den Grund für den anfänglichen Absturz gegen jenen Konkurrenten, der zusammen mit den Zugern am stärksten für die laufende Meisterschaft aufgerüstet hat, bei der Schiedsrichter-Leistung zu suchen, greift zu kurz.

Die Ursache ist wohl auf mentaler Ebene zu verorten. In den letzten drei Jahren, als der EVZ zweimal bis in den Final vorstiess und Cupsieger 2019 wurde, kompensierte er das gegenüber den nationalen Spitzenteams mangelnde Talent mit Willen, Solidarität und Kampfkraft.

Jetzt besitzt der EVZ mehr Talent als alle anderen. Das Wissen um diesen Wettbewerbsvorteil scheint die Zuger – zumindest dieser Tage – noch zu Nonchalance und Sorglosigkeit zu verleiten. Frei nach dem Motto: Es kommt schon gut. Doch bloss mit der richtigen Einstellung wird es den Zugern gelingen, ihr Talent im Spiel durchzusetzen und zum Erfolg zu kommen. «Alle Teams haben zu Beginn einer Saison viel zu lernen», bemerkte Tangnes.

Aufholjagd ohne Happy End

Doch erstens ist die Saison noch jung, zweitens lernt der Kluge aus seinen Fehlern und drittens hat sich der EV Zug nach dem krassen Fehlstart nicht gehen lassen. Er bemühte sich nicht nur um Schadensbegrenzung – er lancierte eine regelrechte Aufholjagd.

Nach dem 5:6 durch Doppeltorschütze Grégory Hofmann in der 54. Minute erhielt der Glaube an ein positives Ende neue Nahrung. «Wir sind zurückgekommen und haben damit auch Charakter gezeigt», hielt Tangnes fest. Doch im Gegensatz zum Spiel am Samstag gegen die ZSC Lions blieb diesmal eine Wende auf den letzten Drücker aus. Vielleicht wäre das auch nicht im Sinne eines positiven Lerneffekts gewesen.

Und erst recht nicht im Sinne von Tobias Stephan. Er und seine Teamkollegen haben den Zugern nicht nur die erste Saisonniederlage beigebracht. Mit einer eigentlich ungenügenden Abwehrquote von 83,87 Prozent war Stephan immer noch besser als die beiden EVZ-Torhüter (Genoni mit 75 Prozent und Hollenstein mit 72,73 Prozent).

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