Pokal auf dem Kopf: Burri sprintet zu den FCL-Fans

«Noch heute werde ich täglich auf meinen Meisterjubel angesprochen»

Hansi Burri hat sich mit seinem Pokal-Jubel an der Meisterfeier 1989 auf der Allmend zu einer FCL-Kultfigur gemacht.

(Bild: ain)

In seinem Fall erinnerten sich die Leute halt nicht an ein Tor, sagt Hansi Burri (55). Denn beim FCL-Meisterspieler hat jene Szene, wie er mit dem Meisterpokal auf dem Kopf zu den Fans auf der gegenüberliegenden Seite rennt, schon längst Kultstatus erreicht. 

Es spielte sich auf der altehrwürdigen Allmend ab. Damals bloss mit Haupt- und Gegentribüne versehen, Richtung Stadt und Horw war das Stadion offen. Am 10. Juni 1989, einem verregneten Samstagabend, war es mit weit mehr als 24’000 Zuschauern zum Bersten voll. Der Grund dafür war ein selten freudiger: Der FC Luzern holte seinen ersten und bisher einzigen Meistertitel seit seiner Gründung 1901. Ein gigantisches Fussballfest.

Nach dem Siegtor von Jürgen Mohr zum 1:0 über Servette kam es zur Pokalübergabe vor der Haupttribüne. Jeder Spieler habe den Pokal in die Höhe gestemmt, erzählt Hansi Burri. Da hat er gemerkt, wie sich die euphorisierten Fans auf der Gegentribüne vor lauter Ungeduld bemerkbar machten. «Ich ging zu Friedel Rausch hin und sagte dem Trainer, er solle den Pokal mir weiterreichen.»

Burris Aktion war eine spontane

Denn Burri hatte mitbekommen, wie die Sitzplatzzuschauer auf der Haupttribüne schon eine Schlange bildeten, um den Pokal in den eigenen Händen halten zu können. Doch das war ihm ein Dorn im Auge. «Ein paar von ihnen waren auf dem Weg zum Titel sehr kritisch mit uns und haben uns sogar ausgepfiffen. Darum wollte ich, dass die Fans auf der Stehrampe zuerst an der Reihe waren. Der Pokal gehörte ihnen.»

«Meine Teamkollegen behaupten heute noch, es sei mein schnellster Spurt aller Zeiten gewesen.»

Hansi Burri, Meisterspieler des FC Luzern 1989

Als Rausch seinen Wunsch erfüllt hatte, gab es für den gebürtigen Sempacher kein Halten mehr. «Es war eine spontane Aktion, dass ich den Pokal auf den Kopf nahm», erzählt er und fügt schmunzelnd an: «Meine Teamkollegen behaupten heute noch, es sei mein schnellster Spurt aller Zeiten gewesen.»

Plötzlich merkte Burri, dass ihm kein anderer Meisterspieler unmittelbar über den Platz gefolgt war, bevor ihn ein anderer Gedanke in Beschlag nahm: «Es ist eine Herausforderung, laufend auf die Knie zu rutschen und das mit beiden Händen am Pokal, den ich ja auf dem Kopf trug.» Er legte sich spontan den Plan zurecht, den Pokal sofort loszulassen, falls er mit den Knien am Boden festhängen sollte. Er wollte schliesslich nicht den Depp vor Tausenden von Leuten geben.

Als Hansi Burri an die Luzerner Fasnacht

Aber seine Sorge war umsonst. Er wurde nicht zur Lachnummer. Sondern zur absoluten FCL-Kultfigur. «Noch heute sprechen mich täglich Leute an auf diese Szene», erzählt der Wirt des Restaurants Seeland in Sempach. Dort werden die Helden von damals bald das 30-Jahr-Jubiläum des Titelgewinns feiern (zentralplus berichtete).

Der als Hansi Burri verkleidete Fasnächtler bringt den aktuellen FCL-Trainer Thomas Häberli (links) und die hinter ihm stehenden Spieler David Zibung und Pascal Schürpf zum Lachen.

Der als Hansi Burri verkleidete Fasnächtler bringt den aktuellen FCL-Trainer Thomas Häberli (links) und die hinter ihm stehenden Spieler David Zibung und Pascal Schürpf zum Lachen.

(Bild: zvg)

In diesen unvergesslichen Minuten 1989 durchfuhr Burri ein zweiter Geistesblitz. «Als mich Longo (Urs Schönenberger, Anm. d. Red.) auf die Schultern nahm, dachte ich mir, ich könnte den Pokal den Fans über den Zaun reichen», erzählt er. Aber diese Absicht verwarf er gleich wieder. «Ich hatte schon einen kurzen Moment losgelassen, als mir klar wurde, dass wir den Pokal nie mehr zurück bekommen hätten. Also packte ich sofort wieder resolut zu.»

Die Szene mit dem Meisterpokal auf dem Kopf hat Burri einen ewigen Platz in der Klubgeschichte eingebracht. Noch vor ein paar Wochen ging sogar einer als Hansi Burri mit Meisterkübel an die Fasnacht und traf dabei FCL-Trainer Thomas Häberli. Burri witzelt: «Mit mir verbinden die Leute halt nicht unbedingt ein Tor.»

Ein solch seltenes Ereignis zu memorieren, wäre für alle, die jene erfolgreichen FCL-Zeiten hautnah mitverfolgt haben, wahrhaftig eine Herausforderung.

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