Passagiere sollen Swisspass in eigenen Händen halten

Noch halten sich nicht alle an die Corona-Weisung für die rote Karte

Der Swisspass soll in Zeiten von Corona selbst in der Hand gehalten werden. (Bild: SBB)

Die Verkehrsbetriebe in Zug und Luzern machen es nun gleich wie die SBB: Der Swisspass soll dem Personal nicht mehr ausgehändigt werden, um die Chance für Infektionen zu verringern. Viele Kontrolleure haben dies bereits zuvor so gehandhabt.

Die SBB haben aktuell die Weisung herausgeben, dass ihre Kundenbegleiterinnen und -begleiter die roten Swisspässe nicht mehr selber in die Hände nehmen müssen. Dies ist eine Vorsichtsmassnahme wegen des Coronavirus. Künftig wird das Zugspersonal den Kundinnen und Kunden das Kontrollgerät entgegenstrecken. Die Fahrgäste werden die roten Kärtchen also nicht mehr aus der Hand geben müssen.

Noch aber scheint die neue Weisung nicht bei ganz allen Mitarbeitenden angekommen zu sein. Diese Woche erklärte jedenfalls ein Zugbegleiter im IR Luzern–Zug–Zürich, in rund 90 bis 95 Prozent der Fälle nehme er den roten Pass nach wie vor selber in die Hand.

Handlungsspielraum besteht schon länger

Sollte er nicht, eigentlich. Vielleicht hat er in der Zwischenzeit nun aber doch auch auf die neuen Regeln umgestellt. Eine Kollegin von ihm erklärte jedenfalls heute Donnerstag im Bahnhof Zug, dass sie früher die Swisspässe ebenfalls eigenhändig kontrolliert hatte. Das mache sie derzeit aufgrund der neuen Regeln aber nicht mehr.

SBB-Sprecher Martin Meier sagt auf Anfrage, die neue Regelung sei zum Schutze der Kundinnnen und Kunden sowie der Mitarbeitenden getroffen worden. Es gehe darum, das Risiko zu minimieren. Der SBB-Sprecher präzisiert: «Für eine bessere Kontrolle ist es jedoch wichtig, dass die Reisenden den Swisspass aus der Hülle nehmen und in der Hand halten. Unser Personal hält dann das Kontrollgerät an die Karte.» Zu ergänzen ist: Handlungsspielraum bestand da in der Praxis schon seit Längerem. Ziemlich viele SBB-Angestellte machten es schon bisher auf diese einfachere Art.

VBL und ZVB stellten ebenfalls um

Auch die Verkehrsbetriebe Luzern und Zug reagieren auf die Corona-Krise.

«Bei den VBL handhaben wir das gleich wie die SBB», erklärt Sämi Deubelbeiss, Mediensprecher der Verkehrsbetriebe Luzern AG. «Unsere Kundenberater nehmen den Swisspass bei den Kontrollen nicht mehr selbst in die Hand.» Dies gelte auch für Online-Tickets: «Unsere Mitarbeitenden nehmen die Handys unserer Kundinnen und Kunden aktuell für die Ticketkontrollen nicht mehr in die Hand.» Diese Weisungen hätten die Kundenberater der VBL vor einigen Tagen aufgrund der rasanten Verbreitung des Coronavirus erhalten.

Über 4,5 Millionen im Umlauf

Aktuell sind in der Schweiz über 4,5 Millionen Swisspass-Karten im Umlauf. Offiziell bestand bisher die Regelung, dass das Kontrollpersonal den Swisspass selber in die Hand nehmen sollte. Dies zum Zwecke einer gründlicheren Kontrolle und zur Missbrauchsbekämpfung. Gerade beispielsweise auf der Strecke Luzern–Zug–Zürich liess sich aber feststellen, dass viele SBB-Mitarbeitende diese Regelung schon bisher locker handhabten und nicht auf dem Aushändigen der roten Karte beharrten. Zumindest bis auf Weiteres ist dies nun zur Regel erklärt worden.

Die  Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB) reagieren ebenfalls auf die Corona-Bedrohung. Auch die Mitarbeitenden der ZVB sind gehalten, die roten Karten nicht mehr selber in die Hand zu nehmen: «Wir haben diese Handhabung ebenfalls zum Schutz der Kunden unserer Mitarbeitenden eingeführt», erklärt die ZVB-Mediensprecherin Karin Fröhlich. Man setze damit die entsprechende Weisung der Dachorganisation Swisspass vom 26. Februar um.

Zuger Kantonsarzt: Übertragung ist nicht ausgeschlossen

Bleibt die Frage: Kann das Coronavirus tatsächlich auch durch das Berühren einer solchen Swisspass-Karte übertragen werden?Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) schreibt, das Virus werde vor allem über Tröpfchen (Schleimhäute) übertragen. Der Zuger Kantonsrat, Rudolf Hauri, erklärt dazu auf Anfrage: «Derzeit ist wissenschaftlich noch nicht definitiv geklärt, ob das neue Coronavirus nicht auch unter bestimmten Umständen als sogenannte Schmierinfektion übertragen werden könnte.

Ein solcher Übertragungsweg steht aber ganz klar nicht im Vordergrund und dürfte nach heutigem Kenntnisstand, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle spielen.» Kantonsarzt Hauri präzisiert aber: «Wenn man falsch schneuzt und die Hände nicht reinigt, dann ist zum Beispiel eine Übertragung auf Karten möglich.» Darum sei das Einhalten der vom BAG propagierten Hygieneregeln so wichtig und die Massnahmen der SBB und der lokalen Verkehrsbetriebe nicht falsch.

Hinweis: Mit «Schmierinfektion» wird die Übertrag von Krankheitserregern durch Berührung von Objekten oder Lebewesen bezeichnet.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Mike
    Mike, 11.03.2020, 10:40 Uhr

    Toll war es, als man noch das gute, alte Halbtax/GA in den Händen hielt…

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