Geschlossene Spielplätze in Kriens

Nicht nur die Alten, auch die Kleinsten verdienen Solidarität

Die Spielplätze in Kriens sind gesperrt. Das muss sich ändern. (Bild: Adobe Stock)

Der Kampf gegen das Corona-Virus zeigt erste Erfolge, die Zahl der Neuinfektionen geht zurück. In der nun entbrannten Debatte um Lockerungsschritte geht aber eine Bevölkerungsgruppe vergessen, wie ein Beispiel aus Kriens zeigt: die Kinder. Eine Analyse.

Die Phase der Einigkeit ist vorbei. Während die Entscheide des Bundesrates in den letzten Wochen auf grosse Zustimmung stiessen, werden nun vermehrt Forderungen nach einer raschen Lockerung der Corona-Massnahmen laut (zentralplus berichtete). Mit jedem Tag muss die Regierung die Eingriffe in die Grundrechte der Bevölkerung besser begründen. Das merkt nicht nur der Bundesrat, das merkt auch die Krienser Stadtregierung.

«Bisher haben wir aus der Bevölkerung grosses Verständnis für die getroffenen Massnahmen gespürt», sagt Stadtrat Matthias Senn, der in Kriens den Corona-Stab leitet. Aber auch er merke, dass beispielsweise das Versammlungsverbot nun vermehrt hinterfragt werde. Der Druck steigt.

Keine Oma, keine Gspändli, keine Ausflüge

Die vom Bund getroffenen Massnahmen sind für Kinder besonders einschneidend. Sie haben mit ihren Grosseltern wichtige Bezugspersonen auf unabsehbare Zeit verloren. Viele sehen ihre Freunde nicht mehr. Kinder von ausländischen Familien hören teils schon wochenlang kein Deutsch mehr. Kurzarbeit und Homeoffice und Homeschooling sind zusätzliche familiäre Belastungen, die Kinder nicht verstehen. Und in Kriens dürfen sie nicht einmal mehr auf den Spielplatz.

Während sich Erwachsene auf die in Aussicht gestellten Lockerungen freuen können, fehlt kleinen Kindern eine solche Perspektive. Sie leben nur im Jetzt. Und das heisst: Keine Oma, keine Gspändli, keine Ausflüge – jetzt ist immer.

Auf Dauer gefährden die Corona-Massnahmen die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder. Da sind sich Fachleute einig. Bemerkbar macht sich das zum Beispiel in der Kinderpsychiatrie: Zahlreiche Kinder wurden nach der Schliessung der Tagesklinik in Kriens nach Hause geschickt – und kamen kurz darauf für einen stationären Aufenthalt zurück, weil die Belastung zu gross war (zentralplus berichtete).

Spielplatzverbot vorerst verlängert

Die Corona-Massnahmen dienen dazu, Risikogruppen und ältere Mitmenschen vor Ansteckung zu schützen. Dafür hat die Gesellschaft zu Recht massive Einschränkungen in Kauf genommen. In den nächsten Wochen aber geht es darum zu entscheiden, was wieder geht und was nicht. Und da sollten die Kinder nicht hintanstehen.

Doch genau das passiert: In Kriens dürfen die Kinder weiterhin nicht auf den Spielplatz. Der Krisenstab unter der Leitung von Stadtrat Matthias Senn hat den Entscheid über eine Aufhebung des Verbots am Dienstag vertagt.

«Es wird erwartet, dass der Bundesrat morgen Mittwoch über Lockerungen des Versammlungsverbots und eventuell der Gastronomie entscheidet und berichtet. Wir haben heute deshalb besprochen, dies zuerst abzuwarten, zu analysieren und dann die Konsequenzen für unsere Anlagen zu entscheiden», schreibt Senn dazu auf Anfrage.

Beim Entscheid der Schliessung seien nicht primär die Kinder der Hauptgrund gewesen, sondern die Ansammlungen von Erwachsenen auf den Spiel- und Freizeitanlagen mit Gruppierungen von über fünf Personen.

Kreative Lösungen sind gefragt!

Und hier liegt das Problem: Weil Erwachsene sich in zu grossen Gruppen treffen könnten, wird weiterhin die psychische Unversehrtheit der Kinder aufs Spiel gesetzt. Das ist nicht länger verhältnismässig. Genauso wie die Gesellschaft bereit war, solidarisch mit den Alten zu sein, sollte sie es jetzt auch mit den Kleinsten sein. Es gilt, die Bedürfnisse der Kinder nun so rasch wie möglich wieder mehr zu berücksichtigen.

Die Politik ist gefordert, kreativ zu werden, um den Kindern wieder mehr Luft zu verschaffen. Heisst: Differenzierte Lösungen zu suchen statt an pauschalen Verboten festzuhalten. Wie wäre es, wenn neu immer nur eine Begleitperson mit auf den Spielplatz dürfte? Oder wenn von offizieller Seite her eine Betreuung in festen Kleingruppen organisiert würde? Oder wenigstens in der Ludothek wieder auf Vorbestellung Spielsachen abgeholt werden dürften?

In Berlin wird derzeit sogar die temporäre Sperrung von Strassen geprüft, um mehr öffentlichen Platz für Kinder und Familien zu schaffen. Damit sie mit genug Abstand wieder draussen spielen können, ohne dass ein erneutes Ansteigen der Infektionsrate riskiert wird.

Solche Lösungen sollten auch in Luzern diskutiert werden. Denn Kinder sind nicht irgendeine Interessengruppe, sondern die «systemrelevanteste Gruppe überhaupt», wie es die «Zeit» kürzlich formulierte. Wer ihnen schadet, schadet der Zukunft aller. 

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