Leserbrief zur Zuger Plakat-Affäre

«Zumindest das Thema bezahlbarer Wohnraum ist jetzt in aller Munde»

Aufgrund einer superprovisorischen Verfügung des Kantonsgerichts hängen die Plakate in Zug nun zensiert.

(Bild: zvg)

Die Zuger Plakataffäre sorgt bei den Regierungsräten Tännler und Michel für rote Köpfe. Und das Plakat-Verbot durchs Kantonsgericht stösst Zugern nun auch sauer auf. So etwa Ursula Strub – sie verschafft sich in einem Leserbrief Luft.

Die nun vor den Richter gezerrten zeigen auf, was in Zug Tatsache ist. Regierungsräte und andere Gutverdienende haben keine Not in Zug. Aber jetzt, da diese Plakate zensiert worden sind, sollten die Jungen eine Gegendarstellung machen. Zum Beispiel mit einer Frau, die noch zuhause wohnt/wohnen muss, mit dem Plakat in der Hand: «Beruf: Fachangestellte Gesundheit, Jahreslohn 55’000.-, Meinung: Zug hat zuwenig bezahlbaren Wohnraum.»

Würde dann der GLP-Kantonsrat Daniel Stadlin sich auch zitieren lassen (zentralplus berichtete), dass die Plakataktion gerichtlich gestoppt werden muss, weil es nämlich «ehrverletzend und wider jeglichen politischen Anstand sei, jemanden auf diese Weise öffentlich anzuprangern.» Denn immerhin gilt es in diesem Kanton ja nicht gerade als Errungenschaft, wenig nach Hause zu tragen. Und vielleicht entgeht es vielen, die in ihrem nicht ganz günstigen Wohnraum leben, dass es tatsächlich noch sehr viele dieser Leute gibt, die sich einfach nicht aus Zug vertreiben lassen wollen, die aber auch nicht ewig zuhause leben wollen oder können.

Kurz und gut: Ob die Initiative das Gelbe vom Ei ist, sei dahingestellt. Aber, dass vor allem ein Regierungsrat aus der Partei, die mir zuweilen scheint, als wäre Ehrverletzung von Minderheiten Programm, sich so ärgern mag, ist doch erstaunlich. Denn geht es um die ultrakleine Minderheit des Regierungsrats, die sich beleidigt fühlt, da muss man das dann halt sofort juristisch abklären lassen. Der Grund, warum sich auch der sonst so souveräne FDP-Regierungsrat diesem Protest anschliesst, bleibt mir ebenfalls verborgen.

Meine Meinung ist deshalb sehr klar: Hier geht es nicht um politischen Anstand, hier geht es um das Aufzeigen einer ziemlich traurigen Tatsache, der Tatsache nämlich, die vor allem Parteien aus dem bürgerlichen Lager häufig nicht zur Kenntnis nehmen wollen: Zug braucht mehr bezahlbaren Wohnraum (für die Nicht-Begüterten). Und das zumindest ist jetzt in aller Munde.

Ursula Strub, Zug

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