Leserbrief zum Bahnausbau Zugersee

«Zuger Volkswirtschaftsdirektor gegen sinnvolles ÖV-Projekt am Zugersee»

Eigentlich sollten die Bauarbeiten für den Doppelspurausbau bei Walchwil schon laufen. Weil jedoch eine Beschwerde beim Bundesgericht hängig war, verzögerte sich die Sache. Nun kann begonnen werden.

 

(Bild: wia)

Der Usterer Gemeinderat und Verkehrsplaner Paul Stopper nimmt in einem Leserbrief Stellung zum Bahnausbau Zugersee (zentralplus berichtete). Er kritisiert dabei den Zuger Volkswirtschaftsdirektor Matthias Michel und die SBB scharf, was die ÖV-Planung am Zugersee angeht.

Man traue den Augen kaum, so Paul Stopper, Verkehrsplaner und Gemeinderat von Uster: «Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor [Matthias Michel] ist seit Jahren gegen ein sinnvolles Projekt des öffentlichen Verkehrs am Zugersee. Er ist gegen die Rotkreuzer Verbindungs-Schlaufe zur Vermeidung der Spitzkehre in Rotkreuz», so Stopper.

Die Schlaufe diene nicht nur dem kurzfristigen Zweck, dass die Zürcher und Zuger während der eineinhalbjährigen Sperrung der SBB-Strecke Zug – Walchwil – Arth-Goldau schneller im Süden sind. Die Spange sei eine sinnvolle und dauernde Umfahrungsmöglichkeit im Falle einer Störung auf der nach wie vor eingleisigen Strecke Zug – Arth-Goldau. «Rastatt lässt grüssen. Zudem könnten mit der Spange Rotkreuz die ‹Fern›-Züge in den Süden über die Linie am rechten Seeufer geführt werden. Der Zeitverlust betrüge wenige Minuten. Stopper: «Die Doppelspur am linken Seeufer (Walchwil) wäre dann obsolet.»

«Die Spange Rotkreuz ist schon seit Jahren im ‹Sachplan Schiene› des Bundes enthalten. Sie könnte also schon lange gebaut und in Betrieb sein. Wenn nur die SBB und der Kanton Zug diese wollten», fährt der Usterer Gemeinderat fort. Weshalb das Bundesamt für Verkehr als zuständiges Amt für die Eisenbahnplanung den SBB nicht schon lange den Auftrag gegeben hat, die nützliche und dringend notwendige Spange Rotkreuz zu bauen, bleibe schleierhaft.

«Unsinnige Doppelspur nördlich von Walchwil»

Die Bundesbeamten liessen lieber die SBB für die unsinnige Doppelspur nördlich von Walchwil prozessieren, als dass sie endlich aktiv würden. Es sei offenbar bedeutend leichter, den Lohn im weichen Bürostuhl zu verdienen, als zu arbeiten.

«Die Spange Rotkreuz ist auch notwendig, wenn die bestehende Strecke Zug – Walchwil saniert werden muss. Der Umweg über den Rotkreuzer Bahnhof mit der Spitzkehre ist so etwas von antik und unwirtschaftlich, dass man nicht daran glaubt, dass die SBB eine solchen Schwachsinn ernsthaft weiter existieren lassen will», enerviert sich Stopper.

Ausgerechnet SBB gegen Spange Rotkreuz

Dass ausgerechnet die SBB gegen die Spange Rotkreuz argumentiert, sei höchst ärgerlich. Dass sie jedoch ausgerechnet mit der Begründung ficht, die Spange bringe solange nichts, als die Einspurabschnitte Horgen Oberdorf – Baar Litti bestünden, entbehre nicht einer gewissen Ironie: «Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor und die SBB wehren sich seit vielen Jahren – die SBB seit Jahrzehnten – erfolgreich gegen den Ausbau dieser Einspurabschnitte auf eine durchgehende Doppelspur.»

Sie wollten den zu keiner Zeit finanzierbaren und weder verkehrlich noch wirtschaftlich vertretbaren Zimmerberg-Basistunnel von über elf Kilometern Länge «durchstieren». «Diesen Tunnel, der heute mehr als 2.1 Milliarde Franken kosten würde und höchstens zwei bis vier Zugspaaren pro Stunde dienen würde, bekommen sie nie», sagt der BPU-Politiker.

Mit weniger als 700 – 800 Millionen Franken könnten die beiden seit Jahren lästigen Engpässe aus Sicht von Paul Stopper beseitigt werden:

  • Einspuriger Zusatz- oder Sanierungstunnel Litti – Sihlbrugg zum bestehenden einspurigen Albistunnel
  • Neuer doppelspuriger, gestreckter Zimmerbergtunnel Sihlbrugg – Horgen Oberdorf («Zimmerberg Light»)
  • Südumfahrung Thalwil als Fortsetzung des sogenannten Paralleltunnels Zürich – Thalwil und Einmündung in die Seelinie nach Chur kurz vor Oberrieden.

«Damit kann der dringend notwendige und von den Bahnpassagieren heiss ersehnte Viertelstundentakt Luzern – Zug – Zürich via Thalwil endlich eingeführt werden» schliesst Paul Stopper.

Paul Stopper (BPU), Verkehrsplaner und Gemeinderat von Uster

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