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Wie gut sind die Zuger Viertklässler in der Schule – das wollte der Kanton Zug wissen. Das Resultat überrascht. Eine Rolle spielen wohl Expats.
Die schlechte Nachricht zuerst. Fast die Hälfte der Zuger Viertklässler ist zu schlecht im Rechnen. Die gute Nachricht: Dafür sind sie in Englisch umso besser.
Das sind zwei Erkenntnisse aus dem Leistungstest «Check p4», welcher der Kanton Zug diesen Mai durchführte. Jetzt hat er die Ergebnisse veröffentlicht.
Beinahe 1200 Kinder geprüft
Am Test nahmen 1177 Schüler aus 88 Klassen teil. Sie mussten ihre Fähigkeiten in Deutsch, Englisch und Mathematik unter Beweis stellen. Der Test wurde zum ersten Mal durchgeführt. Die Schulkinder hatten fünf standardisierte Online-Prüfungen zu insgesamt sieben Kompetenzbereichen des Lehrplans 21 zu absolvieren. Im Schnitt waren die Kinder rund elf Jahre alt und ziemlich genau die Hälfte von ihnen waren Mädchen.
Die Zuger Bildungsdirektion hat den «Check p4» ins Leben gerufen, um nach eigener Aussage «fundierte Grundlagen zur Weiterentwicklung und Qualitätswahrung des kantonalen Bildungswesens zu schaffen.» Das Institut für Bildungsevaluation aus Zürich hat den Test durchgeführt.
Die Expats machen wohl den Unterschied
Auch andere Kantone machen solche Prüfungen. Wie aus dem Testbericht hervorgeht, bilden die Zuger Kinder im interkantonalen Vergleich aber eine Ausnahme. Die Viertklässler sind bedeutend besser in Englisch als in Deutsch und Mathe. Andere Kantone hätten solche Kompetenzunterschiede ihrer Schüler in den drei Fächern nicht festgestellt.
«Dies hat vermutlich mit dem vergleichsweise hohen Anteil an Kindern von Expats zu tun, die zu Hause oft Englisch sprechen», resümieren die Autoren des Testberichts. Dennoch bleibt das Ergebnis markant. Während gut 64 Prozent der Kinder das angestrebte Niveau in Deutsch erreichten, erreichten selbiges in Englisch gut 82 Prozent.
Im Subtrahieren und Addieren erreichten 41 Prozent der Geprüften nicht das erforderte Niveau. Ein «Genügend» oder mehr im ganzen Rechnen – also inklusive Geometrie – erreichten knapp zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler.
Die Jungs sind besser in Mathe
Die Jungs schnitten im Zahlenfach besser ab als die Mädchen. Gemäss den Verfassern des Berichts ist das nicht überraschend. Dieser Umstand werde in der Schweiz regelmässig festgestellt. Die Pisa-Studie 2022 sei beispielsweise zum gleichen Resultat gekommen.
Allerdings: Der Unterschied zwischen Jungs und Mädchen ist im Kanton Zug auf der Primarstufe grösser als in anderen Kantonen. Erklärungsansätze gibt es dafür nicht. Im Gegenzug schneiden die Mädchen in den Sprachfächern minim besser ab als ihre Mitschüler.
Zwischen den einzelnen Zuger Gemeinden konnten die Examinatoren indessen keine signifikanten Niveau-Unterschiede feststellen. Die Schüler aus Baar sind also gleichauf mit jenen aus Menzingen oder Steinhausen. Die Differenzen zwischen den 88 Klassen sind dafür beträchtlich. Auf welche Faktoren das zurückzuführen ist, wurde nicht erhoben.
Die Lehrpersonen sind nicht vollends zufrieden
Nachdem der Leistungstest vollzogen wurde, führten die Studienautoren auch eine Befragung der Lehrkräfte durch. «Der Check p4 fällt bei den Lehrpersonen und Schulleitungen noch nicht auf Gegenliebe», umschreibt der Kanton in seiner Medienmitteilung die Rückmeldungen.
Im Schnitt belief sich die allgemeine Zufriedenheit der Zuger Lehrkräfte mit den Prüfungen auf 4,8 von 10 möglichen Punkten. Zum Vergleich: in anderen Kantonen, wo ähnliche Tests auch schon gemacht wurden, gaben die Lehrpersonen im Schnitt einen Wert von 7,7 an. Die Befragten gaben denn auch mehrere Punkte an, die ihnen an der Durchführungsprozess und am Test selbst missfielen.
Kanton nimmt Verbesserungsvorschlag an
Vor allem monierten sie den Zeitpunkt, zu welchem die Tests durchgeführt wurden. Mehrere Lehrer hätten bemängelt, dass dieser nicht optimal gewählt sei, weil die Resultate dann zu spät im Schuljahr kämen, um noch auf aufgezeigte Schwächen der Kinder eingehen zu können, heisst es im Bericht.
Die Bildungsdirektion will auf die Kritik eingehen. Da die Prüfungen zum ersten Mal stattfanden, wollte der Kanton die Gelegenheit insbesondere auch nutzen, um Erfahrung zu sammeln. Das nächste Mal sollen die Zuger Viertklässler ihr Wissen früher im Jahr zum Prüfstein tragen, verspricht die Bildungsdirektion.
- Bericht «Check p4»
- Medienmitteilung des Kantons Zug