Testflug für Jodlerfest-Flugshow: Trümmer landen bei Glencore
So knapp schrammte Baar an einer Katastrophe vorbei: Ein Tiger-Flugzeug der Patrouille Suisse touchierte auf einem Übungsflug über Baar einen anderen Flieger. Trümmerteile landeten auf dem Betriebsgelände des Rohstoff-Riesen Glencore. Eine Person verletzte sich an Glassplittern eines geborstenen Fensters.
«Heute Vormittag haben sich zwei Flugzeuge des Typs F-5 Tiger bei einem Training der Patrouille Suisse im Raum Baar/Zug touchiert. Sämtliche Flugzeuge konnten anschliessend sicher landen und die Piloten blieben unverletzt. Die Militärjustiz hat die Untersuchungen aufgenommen», schreibt das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) am Donnerstag. Damit bestätigt das VBS, was viele Baarerinnen bereits geahnt oder gar mitangesehen haben.
Leserreportern zufolge sei ein «grösseres Teil einer Militärmaschine» vom Himmel gefallen. Es dürfte sich um die Nase eines Patrouille-Suisse-Fliegers handeln. Das Teil liegt derzeit direkt neben einem Glencore-Gebäude auf dem Boden. Auf dem Dach des nebenan liegenden Gebäudes hängt zudem mutmasslich ein Fallschirm.
Weiter äussert sich das VBS: «Bei einem F-5 Tiger ist die Flugzeugnase abgebrochen und an die Fassade eines Hauses geprallt. Beim Aufprall zersprangen auch die Scheiben des Hauses, und durch die Glassplitter wurde eine Person leicht verletzt.» Bei der Touchierung der beiden Flugzeuge sei der Bremsschirm des einen Flugzeuges ausgelöst worden und ebenfalls auf den Boden gefallen. Bremsschirme werden bei Flugzeugen bei der Landung verwendet, um die Landerollstrecke zu verkürzen.
Piloten blieben unverletzt
Alle sieben am Displaytraining teilnehmenden Flugzeuge F-5 Tiger hätten in Emmen landen können. «Die Piloten blieben unverletzt. Die Militärjustiz hat die Untersuchungen aufgenommen», so das VBS weiter.
Der Unfall ereignete sich gemäss VBS beim Training für das Display am Eidgenössischen Jodlerfest in Zug am kommenden Wochenende. Zwei Flugzeuge des Typs F-5 Tiger hätten sich in der Luft touchiert. Ob die Formationsflieger tatsächlich beim Eidgenössischen Jodlerfest im Einsatz stehen werden, ist fraglich (zentralplus berichtete).
Mathias Volken sagt, die Patrouille Suisse habe im Raum Baar und Zug für das anstehende Jodlerfest trainiert. Dabei hätten sich zwei Flugzeuge vom Typ F-5 Tiger touchiert. Beide Flugzeuge hätten sicher landen können, während die Piloten unverletzt seien, so Volken. Weitere Abklärungen seien im Gang.
Baarerinnen haben Unfall beobachtet
Mehrere Baarer sagen, dass man den Einsatz der Patrouille Suisse gehört hat – der Einsatz aber nur kurz hörbar gewesen sei. Sie berichten von ungewöhnlichen Szenen am Himmel und bestätigen: «Die Flugzeuge haben sich touchiert.» Eine Leserreporterin sagt gegenüber zentralplus: «Als ich den Testflug von Baar aus mitverfolgt habe, sah es tatsächlich so aus, als hätten sich die zwei Flugzeuge touchiert.»
Ein Mitarbeiter, der sich zum Zeitpunkt des Unfalls in ebendiesem Gebäude befand, sagt: «Es gab ein spürbares Vibrieren.» Es hätte sich angefühlt wie bei einem Anschlag.
Glencore arbeitet mit Polizeibehörden zusammen
Vermutungen zufolge soll die Flugzeugnase vor dem Glencore-Gebäude auf den Boden geknallt und dann gegen die Gebäudewand geprallt sein. Die Wucht, die diese Flugzeugnase gehabt haben muss, zeigt sich in der Delle im Asphalt.
Bei diesem Standort handelt es sich um einen von den Mitarbeiterinnen viel frequentierten Weg. Es ist ein grosses Glück, dass zum Zeitpunkt des Unfalls niemand in der Nähe war.
Glencore bestätigt, dass die Schweizer Flugwaffe am Donnerstagmorgen, gegen 11:15 Uhr, mehrere Manöver über Zug geflogen sei. «Bei einem dieser Manöver landeten einige Trümmerteile, die vermutlich von einem der Flugzeuge stammten, auf dem Glencore-Gelände.» Es seien keine mit Glencore verbundenen Personen verletzt worden, so Max Karpf, Mediensprecher der Glencore gegenüber zentralplus. Er schliesst: «Wir arbeiten eng mit den örtlichen Polizeibehörden zusammen, um die Ermittlungen zu unterstützen.»
Auch in der Nähe des «Rittmeyer» soll Material gesichtet worden sein
150 Meter weiter soll bei der Rittmeyer AG an der Inwilerriedstrasse 57 in Baar weiteres Material vom Himmel gefallen sein, so eine anonyme Quelle gegenüber zentralplus. Tatsächlich suchte die Militärpolizei inklusive Spürhund wenige Stunden nach dem Vorfall die Umgebung nach möglichen Schäden an Gebäuden ab. Die Stelle befindet sich rund 150 Meter von der Einschlagstelle bei der Glencore entfernt.
Derweil hat das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) bei Twitter ebenfalls informiert. Noch kann das VBS keine weiteren Informationen zum Vorfall machen.
Bereits am Montag haben Trainings der Flugwaffe in Emmen stattgefunden – zum Unmut einiger zentralplus-Leserinnen (zentralplus berichtete).
- Artikel in «20 Minuten»
- Augenschein und Gespräche vor Ort
- Telefonkontakt mit dem VBS
- Telefonkontakt mit dem OK des Jodlerfestes in Zug