Trinkwasserverschmutzung: Das sagt WWZ-Chefin Denzler

Nun ist das Wasser auch in der Zuger Neustadt verschmutzt

Esther Denzler, CEO der WWZ AG. (Bild: ida)

Seit Freitag ist das Wasser in der Stadt Zug kontaminiert. Bewohner der Vor- und Altstadt müssen das Wasser abkochen. Neu ist nun auch die Neustadt betroffen. Trotz all der Unbill: Die Zuger Wasserversorgerin WWZ kommuniziert besser, als dies vor kurzem in der Stadt Luzern der Fall war.

Wer in der Vor- und Altstadt Zug Wasser trinken, damit Zähne putzen oder das Geschirr abwaschen will, der muss es seit diesem Freitag erst abkochen. Das kommunizierte die Versorgerin WWZ am Freitagnachmittag (zentralplus berichtete). Bei einer routinemässigen Kontrolle hat das Unternehmen festgestellt, dass das Trinkwasser in dem betroffenen Gebiet bakteriell verunreinigt ist. Das war Stand gestern.

Am Samstag lud die WWZ die Medien zur Pressekonferenz ein. Die Verantwortlichen teilten mit, das neu ein Teil der Neustadt Zug zusätzlich betroffen ist. Nämlich von der Katastrophenbucht bis zur Neustadt Passage. Das haben neue Untersuchungen gezeigt.

Betroffen sind rund 1’100 Verbrauchsstellen, davon die Hälfte Haushalte. Aktuell spült die WWZ deswegen alle Trinkwasserleitungen.

Probe bei Kirche St. Oswald zeigte Verunreinigung an

Bruno Schwegler, Leiter Netze, sagt, dass man mit Hochdruck dran sei, die einwandfreie Qualität des Trinkwassers wieder sicherstellen zu können, «so bald wie möglich».

Was ist genau passiert? Schwegler erklärt, dass die WWZ präventiv rund 600 Wasserproben jährlich entnehme. Diese Woche habe sie 25 routinemässige Proben gemacht. «Am Donnerstag zeigte sich, dass eine dieser Proben beim Brunnen bei der St.-Oswald-Kirche eine Verunreinigung aufweist.»

«Wir haben am Freitag erfahren, dass erste provisorische Ergebnisse ebenfalls eine Verunreinigung aufzeigen.»

Bruno Schwegler, Leiter Netze WWZ AG

Deswegen habe die Versorgerin sofort mit dem Amt für Verbraucherschutz Kontakt aufgenommen, um die weiteren Massnahmen zu besprechen. Im Gebiet um den Brunnen wurden zusätzlich sechs neue Proben entnommen. Allerdings dauert es 24 Stunden, bis erste Resultate vorlagen. «Wir haben dann am Freitag erfahren, dass erste provisorische Ergebnisse ebenfalls eine Verunreinigung aufzeigen», so Schwegler. Und er fährt fort: «Wir haben entschieden: Wir warten nicht, bis definitive Resultate vorliegen. Sondern wir gehen aktiv an die Öffentlichkeit.»

Weitere 31 Proben entnommen

Es wurde jedoch nicht nur kommuniziert, sondern auch gehandelt. Am Freitagnachmittag begann die WWZ mit dem Spülen an 14 Standorten im Gebiet der Vor- und Altstadt Zug. Und die Mitarbeiterinnen haben weitere Proben entnommen, um sicherzustellen, dass das verunreinigte Trinkwasser auch wirklich nur in besagtem Gebiet ist. «Deswegen hat die WWZ über das ganze Versorgungsgebiet 31 Probenahmenstellen definiert», so Schwegler. Diese erstrecken sich vom Gebiet von Hünenberg über die Stadt Zug bis Oberwil und Steinhausen.

Seit heute Samstagmittag liegen die Resultate nun vor. Diese zeigten, dass die Verantwortlichen das Gebiet «sehr gut eingegrenzt» hätten. Es zeigte sich aber auch, dass man das Gebiet mit verunreinigtem Trinkwasser Richtung Neustadt ausdehnen muss. Auch in diesem Gebiet werden die Leitungen nun intensiv gespült, und es werden weitere Proben entnommen.

Dehnt sich die Verunreinigung weiter aus?

Besteht die Gefahr, dass in noch weiteren Gebieten schmutziges Wasser aus dem Hahnen kommt? «Im Moment gehen wir davon aus, dass wir das Gebiet nicht weiter ausdehnen müssen», gibt Bruno Schwegler vorerst Entwarnung.

«Wir hatten sicherlich den Vorteil, dass wir bei der EWL nachfragen und uns mit ihnen austauschen konnten.»

Esther Denzler, CEO WWZ AG

Und wie gesundheitsgefährdend ist die Verunreinigung überhaupt? Die Rede ist von E. coli und Enterokokken – also ein Indiz für fäkale Verunreinigungen. «Es handelt sich um eine tiefe, aber feststellbare Verunreinigung im einstelligen Bereich», so Schwegler. Diese sei weit weg von lebensbedrohlich.

Aus der Luzerner «Kommunikations-Panne» hat die WWZ gelernt

Verunreinigtes Trinkwasser, das Phänomen ist nicht neu. In diesem Sommer nämlich mussten Bewohnerinnen des Quartiers Langensand-Matthof in der Stadt Luzern über eine Woche lang das Trinkwasser abkochen, weil es verunreinigt war (zentralplus berichtete). Einige Bewohner mussten sich sogar 12 Tage lang gedulden (zentralplus berichtete). Damals wurde insbesondere kritisiert, dass die EWL in Luzern so spät informiert hat.

Esther Denzler, CEO der WWZ AG, hat eine unruhige Nacht hinter sich. Sie sagt, dass sie die Geschehnisse in Luzern in diesem Sommer mitverfolgt hat. Hat man aus den Fehlern gelernt? «Wir hatten sicherlich den Vorteil, dass wir bei der EWL nachfragen und uns mit ihnen austauschen konnten, nachdem wir eine erste positive Probe entdeckt hatten», sagt Denzler. «Wir haben natürlich daraus gelernt. Uns war wichtig, sofort alle zu informieren, schnell zu handeln und zu kommunizieren», sagt sie im Gespräch mit zentralplus.

Das haben die WWZ denn auch gemacht. Am Freitagnachmittag wandten sie sich an die Medien, haben die Website aufgeschalten, über die sie täglich Updates geben. Nur wenige Minuten später wurde die Warnung über die Alertswiss-App gestreut. Am Freitag verteilten Mitarbeiter den WWZ-Flyer an alle Haushalte in zwei Sprachen und suchten die betroffenen Gastrobetriebe auf. Auch das Genussfilm-Festival, das seit dieser Woche in Zug stattfindet, konnte die Besucherinnen so bereits am Freitag informieren.

WWZ verteilt Gratis-Wasser

Die WWZ wird weiterhin bis auf Weiteres alle Leitungen im ganzen Versorgungsgebiet intensiv spülen. Die getroffenen Massnahmen würden eine erste positive Wirkung zeigen. Die neuen Trinkwasserproben um den Perimeter Vor- und Altstadt zeigten zu 80 Prozent keine Verunreinigung. Die genaue Ursache für die Verunreinigung ist noch nicht bekannt.

Bis auf Weiteres muss das Trinkwasser im betroffenen Gebiet weiterhin abgekocht werden. Die WWZ wird täglich über ihre Website kommunizieren und Updates geben. Am Samstagnachmittag verteilen WWZ-Mitarbeiterinnen gratis Wasserflaschen auf dem Landsgemeindeplatz und beim Casino. Auch am Sonntagvormittag von 10 bis 12 Uhr wird beim Landsgemeindeplatz und beim Spielplatz Rigiplatz/Reiffergässli nochmals Wasser verteilt.

Verhaltensempfehlung

Abkochen ist insbesondere für folgende Tätigkeiten notwendig:

  • Trinken, Getränkezubereitung (zum Beispiel Eiswürfel)
  • Zur Nahrungszubereitung
  • Zähne putzen
  • Medizinische Zwecke (Wundreinigung, Nasenspülen usw.)
  • Geschirrabwasch von Hand
  • Kaffee, Teezubereitung mit Haushaltsgeräten
  • Waschen von Obst, Gemüse, Salat oder weiteren Lebensmittel
  • Trinkwasser für empfindliche Haustiere

Kein Abkochen ist nötig beim Geschirrspüler (höchste Temperaturstufe), für allgemeine Reinigung, zur Toilettenspülung, fürs Duschen oder Wäschewaschen mit Maschine.

Verwendete Quellen
  • Website der WWZ
  • Teilnahme an der Pressekonferenz vom Samstag
  • Persönliches Gespräch mit Esther Denzler
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