Brennpunkt Swiss Steel
Gewerkschaften unzufrieden

Trotz Plänen des Bundes: Swiss Steel entlässt Mitarbeiter

Trotz Protesten und Hilfe des Bundes: Swiss Steel will Mitarbeiter entlassen. (Bild: Archivbild: Emanuel Ammon / Aura)

Die Swiss Steel hat das Konsultationsverfahren abgeschlossen. Statt ursprünglich 80 entlässt sie «maximal» 50 Mitarbeiter. Die Gewerkschaften fordern aber einen Verzicht auf Kündigungen.

Die Swiss Steel schliesst das Konsultationsverfahren für den Standort Emmenbrücke ab. Wie die Stahlgruppe in einer Medienmitteilung am Dienstagabend schreibt, baut sie nach wie vor 130 Stellen ab. Die Swiss Steel habe die Kündigungen jedoch aufgrund von Gesprächen mit der Personalkommission und Sozialpartnern von 80 auf maximal 50 reduziert.

Das Konsultationsverfahren startete im November 2024. Zusammen mit der Personalkommission, den Sozialpartnern und den Behörden hat das Unternehmen um Lösungen gerungen, den Stellenabbau zu mildern. Zudem will der Stahlriese die wirtschaftliche Stabilität des Standorts sichern.

Dass nun doch weniger Mitarbeiterinnen gehen müssen, sei natürlichen Abgängen und Änderungen in der Organisation zu verdanken, erklärt das Unternehmen. Betroffene Mitarbeiter werden durch einen Sozialplan unterstützt.

Parlament will serbelnde Stahlindustrie unterstützen

Die Stahlindustrie befindet sich seit Jahren in der Krise. Die Branche beklagte zuletzt Umsatzeinbrüche aufgrund der sinkenden Nachfrage nach Stahl. Bei der Swiss Steel handelt es sich gar um 20 Prozent (zentralplus berichtete). Die finanziellen Probleme der Branche begannen mit dem Ukraine-Krieg. Damals haben sich die Energiepreise drastisch erhöht. Eine Belastung für die energieintensive Stahlproduktion.

Eigentlich haben National- und Ständerat im Dezember 2024 Hilfe für die Schweizer Stahlwerke beschlossen, um Schliessungen und Entlassungen weitgehend zu verhindern. Konkret will das Parlament den Werken Stahl Gerlafingen, Swiss Steel in Emmenbrücke und den Walliser Aluminiumgiessereien Constellium und Novelis einen Teil der Gebühren für die Nutzung des Stromnetzes erlassen. Dies zwischen 2025 und 2028, wobei der Rabatt von Jahr zu Jahr abnimmt. Gemäss SRF macht dieser Rabatt etwa 37 Millionen Franken aus.

Finanzspritze ist an Bedingungen geknüpft

Gratis gibts die Finanzspritze nicht. Die Reduktion ist an Bedingungen geknüpft (zentralplus berichtete). Zur Absicherung sollen die Unternehmen etwa Standortgarantien abgeben. Zudem dürfen sie ihren Aktionären keine Dividende und ihrem Verwaltungsrat oder der Geschäftsleitung keine Boni auszahlen. Weiter müssen die Unternehmen einen Netto-Null-Fahrplan erarbeiten.

Im Rahmen dessen hat das Solothurner Unternehmen Stahl Geralfingen angekündigt, «vorerst» auf Entlassungen zu verzichten. Nicht so die Swiss Steel.

Swiss Steel nimmt Bundeshilfe «zur Kenntnis»

Wie das Emmenbrücker Stahlunternehmen in der Mitteilung betont, schätze die Gruppe zwar das Engagement des Nationalrats für die Stahl- und Aluminiumindustrie der Schweiz. Die Firma nimmt den Entscheid jedoch lediglich «zur Kenntnis». Für eine Einschätzung möglicher Auswirkungen des Beschlusses ist es gemäss der Swiss Steel noch immer «zu früh».

Ebenfalls offen ist, ob die Stahlunternehmen die angebotene Hilfe auch annehmen. Sie müssen entsprechende Gesuche bis spätestens Ende Mai einreichen.

Gewerkschaften fordern Alternativen

Gewerkschaften wie Unia und Syna kritisieren die Mitteilung von Swiss Steel. In einer eigenen Medienmitteilung vom Dienstag fordern sie die Swiss Steel auf, vollständig auf die Kündigungen zu verzichten. Sie argumentieren, dass die Restrukturierung über Frühpensionierungen und natürliche Abgänge bis Ende 2026 ohne Kündigungen realisierbar sei.

Die Gewerkschaften werfen Swiss Steel vor, die Bedeutung der Belegschaft nicht anzuerkennen. Die Mitarbeiter hätten durch ihren Einsatz die öffentliche Unterstützung von 25 Millionen Franken erst möglich gemacht. Swiss Steel ignoriere jedoch die Alternativen, kritisieren die Gewerkschaften. Statt einer «planlosen Reduktion» fordert die Unia, die Auswirkungen der staatlichen Entlastungsmassnahmen abzuwarten.

Gemäss den Gewerkschaften planen die betroffenen Mitarbeiter bereits Widerstand gegen die Kündigungen. Die Swiss Steel will die Umstrukturierung derweil in den nächsten zwei Monaten umsetzen.

Verwendete Quellen
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