Voraussichtliche Abstimmung 2022

Tierhaltungs-Initiative spürt viel Gegenwind in Luzern

Die Schweiz stimmt 2022 über die Massentierhaltungs-Initiative ab. Im Luzern wird diese einen schweren Stand haben.

Der Schweizer Stimmbevölkerung steht bald eine nächste Agrarinitiative bevor: Die Massentierhaltungs-Initiative. Bereits jetzt zeigt sich aber, dass diese im Kanton Luzern einen schweren Stand haben wird.

Nach den beiden Agrarinitiativen vom Juni 2021 steht der Schweizer Stimmbevölkerung bald die nächste Initiative zur Landwirtschaft bevor. Die Massentierhaltungs-Initiative fordert ein längerfristiges Verbot der Massentierhaltung in der Schweiz. Als Massstab für tierfreundliche Haltung sollen die Standards von Bio Suisse gelten. Im Fokus der Initiative steht die industrielle Fleischproduktion, inner- und ausserhalb der Schweiz. So fordern die Initianten nämlich, dass auch kein Fleisch aus Massentierhaltung aus dem Ausland in die Schweiz importiert werden darf.

Für die Luzerner Landwirtschaft wäre eine Annahme der Initiative ein drastischer Einschnitt. Nur rund 10 Prozent der rund 4'500 Betriebe im Kanton werden nach Bio-Standards geführt, wie die «Luzerner Zeitung» schreibt. Und: Die Grösse der Betriebe hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. So hat die Zahl der gehaltenen Hühner pro Betrieb in den vergangenen Jahren doppelt so stark zugenommen, wie die Zahl der Betriebe selbst.

Nationalrat ist gegen Initiative

Voraussichtlich stimmt die Schweiz im Herbst 2022 über die Initiative ab. Diese Woche hat der Nationalrat über die Forderungen beraten und sowohl die Initiative als auch den Gegenvorschlag des Bundesrats abgelehnt, wie «20 Minuten» berichtet.

Die mehrheitliche Meinung des Nationalrats vertraten auch die beiden Mitte-Nationalräte aus Luzern, Priska Wismer und Leo Müller. Letzter betont: «In der Schweiz haben wir keine Massentierhaltung. Die Maximalbestände sind bereits klar geregelt.» Die Initiative würde demnach ein Problem beheben, das es gar nicht gibt. Zudem sieht Müller zwei weitere Probleme in der Initiative. Für Erreichung der Bio-Standards müssten die Ställe vergrössert werden, was sich mit den raumplanerischen Gesetzen nicht vereinbaren liesse. Zudem fordert die Initiative mehr Freilauf für die Tiere. Dies wiederum führe zu erhöhten Ammoniak-Emissionen, was im Widerspruch zu den Umweltzielen stehe.

Konsumenten in der Pflicht

Beide Nationalräte sind daher überzeugt, dass die Schweizer Landwirtschaft bereits heute hohe Standards bei der Tierhaltung erfülle. Viel mehr sehen sie darum die Konsumentinnen in der Pflicht, mehr nachhaltige Produkte einzukaufen. «Die effektivste Einflussnahme auf die Tierhaltungsformen erfolgt nicht durch staatliche Eingriffe, sondern über die Kaufentscheide der Konsumierenden», sagt Müller in der Luzerner Zeitung.

Zudem ist auch Bio Luzern skeptisch gegenüber der Initiative. Zwar ergreift der Verband weder die Ja- noch die Nein-Parole. Doch auch der Verbandspräsident Toni Büchler sagt: «Die Definition von Massentierhaltung ist schwierig. In der Schweiz haben wir keine Massentierhaltung.»

Monate vor der Abstimmung lässt sich also schon sagen: Eine Annahme der Initiative im Kanton Luzern ist unwahrscheinlich.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Stefan Ernst
    Stefan Ernst, 17.12.2021, 10:30 Uhr

    «In der Schweiz haben wir keine Massentierhaltung» .. realitätsferne Aussage, wieder besseren Wissens. Man nennt sowas auch «Lüge».

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  • Profilfoto von B Suter
    B Suter, 17.12.2021, 09:57 Uhr

    Wenn wir schon Tiere bzw. deren Erzeugnisse essen, dann soll auch die Haltung so Artgerecht wie möglich sein. 20 Katzen ohne Auslauf in einer 2 Zimmer Wohnung findet auch niemand in Ordnung. Wenn ein Tier schon nur dafür lebt, damit wir es in uns hineinstopfen können ist ein freier Himmel über dem Kopf, frisch wachsendes Gras am Boden und Bewegungsfreiheit das Mindeste.

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