Teppich total: Darum ist diese Emmer Buskante grün
Die VVL hat provisorisch eine Bushaltekante am Bahnhof Süd in Emmen vergrössert. (Bild: Leserreporter)
Er sticht ins Auge und verbessert wahrscheinlich auch ordentlich das Feng-Shui. Seit Kurzem ziert ein grüner Teppich eine Bushaltekante in Emmenbrücke. Sein Zweck hat mit Grossbauprojekten zu tun.
Er ist einige Meter lang und ungefähr einen Meter breit: ein knallgrüner Teppich, der neu auf einer Bushaltekante am Bahnhof Süd in Emmenbrücke liegt. Ein Leserreporter hat den Bodenbelag entdeckt, ein Foto gemacht und zentralplus gefragt: Was soll das?
Eine kurze Recherche zeigt, der Teppich ist keine PR-Aktion des Emmer Werkdienstes, der die Gemeinde mit unkonventionellen Mitteln naturnaher gestalten will. Luzia Frei, Kommunikationsverantwortliche des Verkehrsverbundes Luzern (VVL), erklärt die Gründe für die farbenfrohe Haltekante. Es sind pragmatische, nicht künstlerische.
Am und um den Seetalplatz herum sind zurzeit diverse Bauprojekte in Planung oder laufen bereits. Deshalb seien leichte Anpassungen an den Haltekanten der Busse nötig, so Frei. Der vom Leserreporter gesichtete grüne Teppich ist dabei nicht das einzige provisorische Modul am Bahnhof Süd.
«Die Module dienen zur Simulation der geplanten Haltekanten, welche die Busse in den kommenden Tagen unter dem laufenden Betrieb testen werden», erklärt Frei weiter. Der fragliche Teppich soll also eine Vorstellung davon liefern, wie die betreffende Kante künftig aussehen soll.
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich auch, dass der Teppich auf dem Foto des Leserreporters nicht auf der bestehenden Haltekante liegt, sondern auf einem Anbau. Mit dem Anbau ragt die Kante weiter in die Strasse hinein, als dass sie dies bisher getan hat.
Busse verkehren wie gewohnt
In ungefähr zwei Wochen komme der fragliche Teppich voraussichtlich wieder weg, führt Frei weiter aus. Nach dem Test soll die Funktionstüchtigkeit der ausgearbeiteten Pläne bewertet werden, bevor die Haltekanten dann definitiv umgebaut werden.
Man wolle mit dem gewählten Vorgehen enge Durchfahrten vermeiden und ein reibungsloses Zu- und Wegfahren der Busse sicherstellen. Auf den Betrieb am Bahnhof hätten die Provisorien keinen Einfluss, betont Frei abschliessend. Es gilt der normale Fahrplan.
Seetalplatz im Umbruch
Am Seetalplatz soll in naher Zukunft kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. Momentan laufen die Arbeiten am neuen Verwaltungsgebäude des Kantons Luzern (zentralplus berichtete). Die Gemeinde Emmen plant derweil, die Bahnhofstrasse zu verschieben (zentralplus berichtete).
Die Bahnhofstrasse liegt auf einem Baufeld, auf dem die Luzerner Kantonalbank (LUKB) ein neues Gebäude errichten will (zentralplus berichtete). Dem Restaurant Bahnhof droht deshalb der Abriss (zentralplus berichtete). Weiter sind auch Wohnblöcke geplant. Bis Ende des Jahrzehnts soll beim Seetalplatz ein pulsierendes Stadtzentrum sein. Dessen Name: Luzern Nord (zentralplus berichtete).
Nicht alle Kanten sind behindertengerecht
Im Weiteren müssen auch diverse Haltekanten beim Busbahnhof behindertengerecht ausgebaut werden. Eigentlich sollte das ÖV-Netz nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (BehiGe) seit Anfang Januar schweizweit barrierefrei sein. In der Praxis harzt der Umbau allerdings gewaltig (zentralplus berichtete).
Im vergangenen Juni gab der Kanton bekannt, dass gerade einmal 120 von gut 1000 Bushaltestellen an Kantonsstrassen ein stufenloses Einsteigen ermöglichen würden. Wie die Situation bei den Haltestellen an Gemeindestrassen aussieht, weiss niemand so genau (zentralplus berichtete). Die Stadt Luzern hat gerade kürzlich bekannt gegeben, dass sie in diesem Zusammenhang drei weitere Bushaltestellen anpassen wolle (zentralplus berichtete).
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.