Wird Zug zum Eldorado der Krebsforschung?

Start-Up züchtet in Cham künftig Tumore

Die spezielle Trägermatrix erlaubt es den Tumoren, ihre natürliche 3D-Struktur zu bilden. Dies war bis jetzt ausserhalb des Körpers nicht möglich.

(Bild: Felix Groteloh)

Der Kanton Zug ist schon bald um ein biotechnologisches Unternehmen reicher. Das Start-Up «abc biopply AG» wird in Cham künftig künstliche Tumore in Reagenzgläsern züchten. Die angewandte, neu entwickelte Technologie markiert einen wichtigen Fortschritt in der Krebsforschung. Doch das ist erst der Anfang.

Mit der vom Solothurner Unternehmer Arne-Christian Faisst gegründeten «abc biopply ag» hat der Kanton Zug ein weiteres innovatives Biotechnologie Unternehmen gewonnen. Das Unternehmen unterhält in Cham seine Forschungs-und Produktionseinrichtungen. Das Start-Up hat eine neuartiges Testsystem zur Krebsuntersuchung entwickelt.

«Mit dem neuen System können wir jetzt Tumore im Reagenzglas so nachbauen, wie sie auch im menschlichen Körper wachsen. Das ist für die medizinische Forschung ein wichtiger Fortschritt», sagt der promovierte Virologe und Firmeninhaber Faisst.

Arne-Christian Faisst.

Arne-Christian Faisst.

(Bild: zvg)

Gleichzeitig ist es damit in Zukunft auch möglich, die Therapie von Krebspatienten kontinuierlich zu überwachen und gegebenenfalls anzupassen», erklärt er die Vorteile der Erfindung.

Die Entwicklung der neuen Technologieplattform wurde durch eine enge Zusammenarbeit des Unternehmens mit der Universität Freiburg in Breisgau möglich, die sich dadurch auch eine Verbesserung ihrer Therapieansätze verspricht.

Erstmals reale Zuchtbedingungen

In der modernen medizinischen Forschung spielt das Studium von Körperzellen eine immer wichtigere Rolle, so das Unternehmen.  Zellen verhalten sich aber im Labor in der Regel ganz anders als im Körper, weil sie im Labor keine 3D Strukturen bilden und vom umgebenden Gewebe abgeschnitten sind.

Zusammen mit der Klinik für Strahlenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg im Breisgau hat die «abc biopply ag» nun eine neuartige Trägermatrix entwickelt, die es Krebszellen erlaubt in allen drei Raumdimensionen so zu wachsen, wie sie das auch im Körper tun.

Das innovative System ist hierfür so aufgebaut, das die Körpersituation genau abgebildet werden kann und so die Bildung von Mikrotumoren im Reagenzglas unter möglichst naturgetreuen Bedingungen ermöglicht. Das eröffnet bisher ungeahnte Möglichkeiten in der Erforschung von Tumoren und deren Wachstum beziehungsweise deren Behandlung.

Auch Knorpel und Lebern sollen entstehen

Mit der Zucht der kleinen Tumore begnügt sich das Start-Up allerdings nicht. Neben den bereits lancierten Mikro-Tumor Systemen forscht und entwickelt das Unternehmen auch an der Kultivierung von weiteren Mikro-Organen zur Nachbildung zum Beispiel von Knorpel oder der Leber. «Vor allem die Funktionsweise der Leber verstehen wir heute noch zu wenig», erklärt Unternehmer Faisst. 

«Wenn es uns gelingt, eine Mikro-Leber mit unserer Technologie zu züchten, wäre das sicherlich ein grosser Fortschritt um zu verstehen, wie bestimmte Stoffe heute die Leber schädigen. Auch die Wirkung von Medikamenten könnte so besser verstanden werden», so Faisst. Im Labor ist dies der «abc biopply bereits geglückt».

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