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Ein seltenes Bild: Die Luzerner Grossstadträte Mario Stübi (SP) und Patrick Zibung (SVP) spannen für den Klimaschutz zusammen. In einer Interpellation kritisieren sie, dass die Stadt den Denkmalschutz vor den Klimaschutz stellt. Und fordern ein Umdenken.
Meist bekleiden die SP und die SVP die zwei Pole eines Spektrums. In einer Interpellation, die diese Woche eingereicht wurde, machen sie nun aber gemeinsame Sache. Und dies auch noch für den Klimaschutz. Die Luzerner Grossstadträte Mario Stübi (SP) und Patrick Zibung (SVP) kritisieren darin den Denkmalschutz, der wesentliche Entwicklungen des Klimaschutzes verhindere. Und fordern von der Stadt eine neue Priorisierung.
Die Ausgangslage sind die regelmässigen Reibungen zwischen Bauherrschaften und den Fachstellen, die den Denkmalschutz sicherstellen. Das zeige sich laut den zwei Politikern vor allem bei Bauvorhaben, die dem Klimaschutz dienen würden. So etwa Fotovoltaikanlagen. Für die Abklärung, ob diese auf schützenswerten Bauten angebracht werden dürfen, sind die städtische und kantonale Fachstellen verantwortlich.
Kleinliche Fachstellen verhindern Klimaschutz
Und diese Fachstellen - konkret die städtische Fachstelle Denkmalpflege und Kulturgüterschutz und die kantonalen Denkmalpflege - seien laut Stübi und Zibung zu kleinlich. Und dabei lassen sie kein gutes Haar an ihnen aus.
«Die Gebäude in der Stadt Luzern haben massiven Nachholbedarf bei der Installation von Photovoltaikanlagen. Inwiefern sind diese Bestrebungen mit der Praxis der Fachstelle vereinbar?»
Mario Stübi (SP) und Patrick Zibung (SVP), Grossstadträte Stadt Luzern
Sie werfen der Stadt vor, die eigene Fachstelle verfüge über zu viel Ressourcen. Des Weiteren vermuten sie eine Ungleichbehandlung von öffentlichen und privaten Bauten. Und erachten die Kriterien für die Entscheide nicht als transparent genug an.
Das alles stehe im Weg, wenn es darum gehe, den Klimaschutz voranzutreiben. «Die Gebäude in der Stadt Luzern haben massiven Nachholbedarf bei der Installation von Photovoltaikanlagen. Inwiefern
sind diese Bestrebungen mit der Praxis der Fachstelle vereinbar?», schreiben die Grossräte.
Mehr Bäume könnten die Stadt abkühlen
Die Stadt solle sich stärker am Prinzip «Nutzung vor Musealisierung» orientieren und ihre Prioritäten überdenken. Denn die Entscheide des Denkmalschutzes würden auch Massnahmen zur Reduktion der Hitze in der Stadt verhindern.
«Auf den Plätzen der Altstadt gibt es historisch bedingt kaum einen Baumbestand, und aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten soll dies so bleiben. Inwiefern ist diese Einschätzung im Zusammenhang mit der Klimaadaption (kühlende Wirkung von Bäumen) überholt?»
Historische Gebäude sind an sich energieeffizient
Bei der städtischen Denkmalpflege greifen diese Anliegen zu kurz. Teamleiter Roman Brunner vermisst konstruktive Lösungen und erachtet die Vorwürfe, die Altstadt sei nicht energieeffizient, als unfundiert. Gegenüber «20minuten» weist er auf die vielen Vorteile von alten Gebäuden hin. «Die Gebäude werden seit Jahrhunderten gebraucht und sind dicht aneinander gebaut. Im Winter geben die sich warm wie Pinguine und im Sommer funktioniert die Kühlung gut – im Gegensatz zu vielen modernen Glasbauten.»
Bei der Fachstelle berücksichtige man den Klimaschutz durchaus, ergänzt Brunner. «Die Denkmalpfleger sind sich der Themen um die Klima- und Energiekrise bewusst und reagieren auch darauf. Aber man darf nicht vergessen, dass nur ein ganz kleiner Prozentsatz aller beheizten Gebäude im Denkmalschutz-Inventar ist.»
Brunner machte allerdings keine Aussage zu einer Pflanzung von mehr Bäumen in der Altstadt. Das könnte für den neuen Verbund der SP- und SVP-Grossstadträte ein naheliegenderes Ziel sein.
- Interpellation 196 «Nutzung vor Musealisierung der Denkmalpflege»
- Artikel von «20minuten»