Leserbrief zur Gefährderliste

Sicherheitshysterie führt zum Polizeistaat

Schon 352 Personen finden sich auf der Gefährderliste des Kantons Luzern wieder. Das gefällt nicht allen – und beunruhigt vor allem so manchen Zeitgenossen sehr.

Ich getraue mich schon fast nicht mehr die Zeitung auf zu schlagen, der Sicherheit willen werden wir täglich eingeschränkt, überwacht und kontrolliert.

Eine politische Diskussion am Fernsehen zu verfolgen ist völlig nutzlos, denn es wird vor lauter Angst, etwas Falsches zu sagen, nicht mehr frei diskutiert. Medien und politisch Korrekte hängen die Teilnehmer an einzelnen Wörter auf, vergessend, dass Diskussionen Entwicklungen darstellen, die in die Irre führen können.

Man landet als Rassist oder Befürworter von gewalttätigen Organisationen auf diese völlig irrationalen Gefährderlisten, und man erfährt nichts davon – aber spürt wahrscheinlich, wenn es zu spät ist, wie übertriebene Vorsicht und fehlende Bereitschaft im Kontext zu denken, ein Leben zerstören kann. 

Leider glauben wir immer noch den Behauptungen, dass solche Listen irgendetwas nützen. Das sind blosse Schutzbehauptungen derjenigen, welche die Freiheit einschränken wollen.

Leider wachsen nicht nur diese Listen, es wächst auch die Anzahl derjenigen, welche fürsorglich verwahrt werden.

Seien wir ehrlich: Wir leben in einer Zeit, in der nicht mehr frei diskutiert werden kann. Man muss schon Jurist sein, um sich überhaupt noch öffentlich äussern zu dürfen. Denken sollte man übrigens, wenn man es noch kann, nicht zu laut.

Fakt ist, das wir aus den Skandalen um Verdingbuben, Pro Juventute (Kinder der Landstrasse) und so weiter nichts gelernt haben. Heute werden Menschen, die nicht so denken wie man es will, noch viel mehr drangsaliert werden als früher. Sie laufen Gefahr fürsorglich verwahrt oder von der KESB eingeschränkt zu werden.

Wenn wir nicht sehr schnell mit dieser Hysterie aufhören, dann enden wir in einem regelrechten Polizeistaat, in dem man am Ende nicht einmal mehr in der Familie frei reden kann. Denn man weiss ja nie, was unsere Kinder den Nachbarn oder den Lehrpersonen erzählen.

Michel Ebinger, Rotkreuz

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