«Schweizweit selten»

Seltene Wandmalereien in Zuger Altstadthaus entdeckt

Freigelegt wurden bisher der betende Jesus. (Bild: Regine Giesecke)

Bei Sanierungsarbeiten in Haus Ägeristrasse 3 sind überraschend Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert zum Vorschein gekommen. Die Malereien sind für Zug einzigartig und auch schweizweit selten.

Die spektakuläre Entdeckung wurde bei Vorarbeiten im zweiten Obergeschoss des denkmalgeschützten Gebäudes gemacht. Unter einem Wandtäfer und einer Kalktünche kamen grossflächig erhaltene Malereien zum Vorschein: neben kunstvoll ausgeführten Tier- und Pflanzenmotiven auch aufwendige figürliche Darstellungen sowie eine Stadtansicht.

Erste Recherchen der kantonalen Denkmalpflege sowie bauarchäologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Wohn- und Geschäftshaus im 16. Jahrhundert erstellt wurde. Auch die Wandmalereien dürften zu jener Zeit entstanden sein. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege legt nun ein Restauratoren-Team immer mehr von der repräsentativen Ausschmückung des Raumes frei. Das teilt die Direktion des Innern des Kantons Zug am Montag mit.

Malerei zeigt Christus, der zum Himmel betet

Dargestellt ist Christus am Ölberg, ein ab dem 15. Jahrhundert beliebtes Motiv. Es zeigt den Moment, als Jesus im Garten Gethsemane, etwas ausserhalb von Jerusalems Stadtzentrum, neben den schlafenden Jüngern zum Himmel betet, bevor er am späteren Abend von Judas verraten und von Soldaten festgenommen wird.

Besonders interessant sei, so schreibt die Direktion des Innern, auch die im Hintergrund dargestellte Stadt Jerusalem, vor der sich die biblische Szene abspielt. Die Stadtansicht weise erstaunliche Details auf: Die Kirchtürme zieren Mondsicheln, Zeichen des osmanischen Reichs. Folglich sei es eine Darstellung des osmanischen Jerusalem (Eroberung 1517).

Die Darstellungen Christi am Ölberg entstanden ab dem 15. Jahrhundert als Andachtsstätten im christlichen Raum, nachdem der Zugang zu den Originalstätten des christlichen Glaubens, also auch Jerusalem, seit der islamischen Eroberung von Konstantinopel (1453) erschwert worden war. «Wandmalereien mit diesem Thema, aus dieser Zeit und in dieser eindrücklichen Qualität sind – mindestens im Kanton Zug – einmalig und dürften auch schweizweit selten sein», heisst es weiter.

Viele Aspekte des Fundes sind noch nicht geklärt: Wann genau und unter welchen Umständen entstanden die Malereien? Wer war der Auftraggeber und wer bewohnte einst die Liegenschaft? Welche schweizweite Bedeutung kommt dieser Entdeckung zu? Und vor allem: Was wird das Restauratoren-Team noch alles freilegen?

Hinweis: Am Samstag, 23. Oktober, 10 bis 15 Uhr, hat die Öffentlichkeit die Gelegenheit, die Wandmalereien im Original zu sehen. In diesem Zeitraum können die Wandmalereien frei besichtigt werden. Jeweils zur vollen Stunde werden Führungen angeboten. Letzte Führung: 14 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Besichtigung nur mit Covid-19-Zetrifikat möglich.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon