Drei Proben waren verseucht

Pflanzenschutzmittel im Zuger Trinkwasser

Im Pumpwerk Drälikon wurden erhöhte Werte für Pflanzenschutzmittel gemessen. (Bild: zvg)

Der Zuger Energieversorger WWZ hat Trinkwasser auf landwirtschaftliche Rückstände von Pflanzenschutzmitteln geprüft. In Drälikon wurden bei drei Proben im Pumpwerk Überschreitungen festgestellt.

Ende Juni hat das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV) und Veterinärwesen auf der Basis einer Neubeurteilung befunden, dass für Abbauprodukte des Pflanzenschutzmittels Chlorothalonil eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.

Neu unterliegt der Stoff deshalb einem gesetzlichen Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter, welcher im Trinkwasser nicht überschritten werden darf. Wo eine Überschreitung festgestellt wird, haben die Kantone einen Monat Zeit, um Massnahmen umzusetzen.

Leitungsnetz auf Abbauprodukte untersucht

Nach Bekanntwerden der neuen BLV-Weisung hat WWZ in Absprache mit dem Zuger Kantonschemiker die Werte verschiedener Chlorothalonil-Abbauprodukte in ihrem gesamten Zuger Leitungsnetz analysiert. Das ist einer Mitteilung der WWZ zu entnehmen.

Höchstwertüberschreitungen des Abbauprodukts Chlorothalonilsulfonsäure wurden demnach in drei Proben beim Pumpwerk Drälikon festgestellt: in zwei von drei Filterbrunnen des Pumpwerks (Filterbrunnen fassen das Grundwasser und leiten es zum Pumpwerk) sowie in geringerer Konzentration im Zwischenbecken des Pumpwerks. Der dritte Filterbrunnen des Pumpwerks ist nicht betroffen.

Bei den beiden betroffenen Filterbrunnen sei der Wert um mehr als das Doppelte überschritten worden, teilt die WWZ auf Anfrage von Zentralplus mit. Im Zwischenbecken des Pumpwerks betrug die Überschreitung noch die Hälfte des neuen gesetzlichen Höchstwerts. Im Trinkwasser selbst sei der gesetzliche Höchstwert nicht überschritten worden.

Sofortige Massnahmen ergriffen

In Absprache mit dem Kantonschemiker wurde umgehend der Wasserbezug aus den beiden betroffenen Filterbrunnen minimiert und die Pumpmenge des nicht betroffenen Filterbrunnens erhöht. Mit dieser Massnahme sei das Wasser im Zwischenbecken des Pumpwerks Drälikon nun qualitativ einwandfrei.

Die WWZ baue zudem zurzeit mit einem auf die Untersuchung von Pflanzenschutzmitteln spezialisierten Labor und dem Kantonalen Amt für Verbraucherschutz ein Monitoringsystem im Pumpwerk Drälikon auf.

Wird Chlorothalonil bald verboten?

Das Pflanzenschutzmittel Chlorothalonil wird seit den 70er-Jahren in der Landwirtschaft eingesetzt. Dessen Abbauprodukte (Metaboliten) können ins Grundwasser gelangen. Das Thema beschäftigt die Schweizer Wasserversorger seit Wochen intensiv.

Während die Wasserversorger gegen das Pestizid im Trinkwasser aktiv werden müssen, wird es in der Schweiz weiter verkauft und eingesetzt – rund 45 Tonnen davon waren es im Jahr 2017. Der Bund prüft nun, 15 Pflanzenschutzmitteln mit Chlorothalonil die Bewiligung zu entziehen. Ein Entscheid wird im Herbst erwartet.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Markus Schwarz
    Markus Schwarz, 14.09.2019, 03:40 Uhr

    Schlichtweg katastrophal, dass wir zuschauen, wie so ziemlich das Essentiellste überhaupt im Leben, nämlich unser Trinkwasser, vergiftet wird… Vom massiven Arten- und Insektensterben, an welchen diese Pestizide auch massgeblich beteiligt sind, noch nicht erst gesprochen…
    Tausende Tonnen Gift werden jährlich in unserem kleinen Land verspritzt. Und landet nebst im Trinkwasser auch über die Luft auf den biologisch bewirtschafteten Flächen. Das ist schlichtweg einfach nur krank…
    Immerhin haben wir dank verantwortungsvollen Mitbürgern die Möglichkeit, diesem unsäglichen Gebärden mittels der Trinkwasserschutz- und der Pestizid-Iniative einen Riegel zu schieben.
    Bis dahin die Giftler boykottieren und Bio-Suisse Lebensmittel kaufen. Die paar Fränkli mehr kann sich, gerade in der CH, jeder, wirklich jeder leisten, wenn er denn will. Der Gesundheit tut man etwas gutes wenn man keine Giftcocktails konsumiert und vorallem auch der geschundenen und ausgebeuteten Umwelt und Natur. Wer will schon am erschreckenden Artensterben beteiligt sein…
    Es wäre zudem dringend angebracht, dass Journalisten*innen, nicht mehr die verharmlosende Marketingbezeichnung der Pestizidhersteller nutzen. Es ist Gift und kein «Pflanzenschutzmittel». Es tötet gezielt alle ungewollten Pflanzen und Tiere, das ist der Zweck. Grüsse an ZP.

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