Wegen Asylbewerbern soll Sicherheitspersonal patrouillieren
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100 Asylsuchende werden bald ins 4500-Seelen-Dorf Menzingen ziehen. Das löst in der Bevölkerung einige Ängste aus. An einer Dialog-Veranstaltung versuchten die kantonalen Behörden, Unsicherheiten abzubauen. Mit Erfolg.
Das ehemalige Pflegeheim der Schwestern vom Heiligen Kreuz in Menzingen wird demnächst zur Asylunterkunft. 100 Geflüchtete werden hier, neben der Kantonsschule und unweit des Dorfs, während voraussichtlich zwei Jahren leben. Derzeit geht man davon aus, dass zu zwei Dritteln Familien und zu einem Drittel Einzelpersonen in den alten Klosterräumlichkeiten leben werden.
Nicht allen Menzingern behagt die Aussicht auf die temporären Neuzuzüger. An einer vom Kanton Zug organisierten Informationsveranstaltung Ende August wurde rege über das Vorhaben diskutiert. Dies insbesondere aufgrund von Sicherheitsbedenken in der Bevölkerung.
Anlass soll Unsicherheiten abbauen
Aufgrund dieser Unsicherheiten beschloss die Direktion des Innern, eine zweite Informationsveranstaltung durchzuführen. Beim Anlass am Montagabend stand insbesondere der direkte Dialog mit der Bevölkerung im Zentrum. Drei Plakatwände – jeweils flankiert von Fachleuten – informierten die Menzinger darüber, wie in der Asylunterkunft mit dem Thema Gesundheit umgegangen werden soll, wie die betrieblichen Abläufe, die Tagesstruktur und die Sicherheitsvorkehrungen rund ums geplante Asylzentrum aussehen werden.
Das Angebot wurde von dutzenden Einwohnern, darunter einige Nachbarn, wahrgenommen. Wenig überraschend interessierten sich die meisten für die Frage, wie die Sicherheit im Dorf gewährleistet werden kann.
Eine rote und eine grüne Zone
Vorgesehen sind gemäss Sicherheitsdispositiv insbesondere Patrouillen in zwei Zonen des Dorfes. Die rote Zone umfasst insbesondere das Gelände um das Asylzentrum sowie die Strasse, die von dort ins Dorf führt. «In dieser Zone bewegen sich meist Schüler, weshalb ein externer Sicherheitsdienst hier vor allem morgens, mittags und am späteren Nachmittag unterwegs ist», erklärte Andreas Hostettler, Direktor des Innern, auf Anfrage.
«Weil sich aber auch Mitarbeitende vom nahegelegenen Franziskusheim, die im Schichtbetrieb arbeiten, auf dieser Strasse bewegen, sind die Patrouillen hier zudem montags bis freitags bis 23 Uhr unterwegs.»
In der grünen Zone, die beinahe das ganze Dorf umfasst, sind die Mitarbeitenden des Kantons ab Mittag und bis spätabends unterwegs. «Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Asylbewerber bereits morgens auf den öffentlichen Plätzen aufhalten», so Hostettler. Indem das Personal zudem regelmässig im Coop zugegen ist, will der Kanton Diebstähle verhindern. Es ist ein Thema, das Menzingen bereits aus der Vergangenheit kennt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit Tabu wird für die Asylsuchenden das Gelände der Kantonsschule Menzingen bleiben.
Wer beschäftigt ist, hat weniger Zeit für Unfug. Dieses Prinzip soll auch in der Asylunterkunft «Maria vom Berg» gelten. So werden die Bewohner selber für die Zubereitung ihres Essens verantwortlich sein. Weiter sollen die Asylbewerberinnen beim Besuch von Deutschkursen, Integrationsprogrammen und oder durch Arbeit Beschäftigung finden. Für Kinder solle es neben der Schule zusätzliche Aktivitäten geben. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wird Personal im Haus anwesend sein.
Mehr Licht, mehr Sicherheit
Immer wieder kamen während des Anlasses Leute auf den Direktor des Innern zu, stellten ihm Fragen oder teilten ihre Unsicherheiten. Eine Menzingerin etwa äusserte den Wunsch, dass auf einem bestimmten Streckenabschnitt mehr Strassenlampen montiert werden, damit die Stelle für Fussgänger sicherer wird. Hostettler, der den Kugelschreiber stets gezückt hielt, notierte sich die Anregungen direkt im Plan.
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«Ich wohne in der roten Zone», äusserte sich eine ältere Dame, nachdem sie den Ausführungen des Regierungsrates gelauscht hatte. Die Frage, wie ihr Gefühl gegenüber den baldigen Nachbarn sei, beantwortete sie mit einem langen Schulterzucken. «Aktuell stehe ich der Sache neutral gegenüber. Angst habe ich eigentlich nicht. Doch die Mitarbeiter im Coop tun mir leid.»
Eine bessere Grundstimmung als noch vor einem Monat
Andreas Etter (Mitte), Gemeindepräsident von Menzingen, steht der Sache skeptisch gegenüber. «Dies vor allem, weil wir nicht genau wissen, wer hierherkommt. Sollten es tatsächlich primär Familien sein, die Einzug halten, werden wir gute Lösungen finden, so glaube ich.» Und weiter: «Uns ist es wichtig, dass es tatsächlich bei den 100 Personen bleibt und dass diese nur befristet in Menzingen leben. Ausserdem ist uns die Sicherheit in Bezug auf die Kantonsschule ein grosses Anliegen.»
Stefan Ziegler, Leiter des kantonalen Sozialamtes, sah am Montagabend bereits eine Veränderung in der Stimmung der Bevölkerung. «Verglichen mit jener am Informationsanlass vor einem Monat ist sie deutlich besser.» Und weiter: «Viele schätzen den direkten Dialog mit uns, und dass wir dabei auch Anregungen aus der Bevölkerung aufnehmen.»
Nach einigen Wochen wird eine erste öffentliche Zwischenbilanz gezogen
Tom Magnusson ist FDP-Kantonsrat und Einwohner von Menzingen. Im Rahmen der Informationsveranstaltung äusserte er sich wie folgt: «Menzingen hat bereits viel Erfahrung mit Asylbewerbern. Der Umgang mit ihnen funktioniert. Daher gibt es womöglich kein besseres Dorf für die Unterbringung.» Über den Standort der Unterkunft lasse sich hingegen streiten. «Es fragt sich, ob ausgerechnet ein ehemaliges Kloster in der Nähe einer Schule und eines Pflegezentrums dafür ideal ist.»
Ob die vom Kanton beschlossenen Massnahmen greifen werden und die Realität der Theorie entspricht, wird sich nach dem Einzug der 100 Asylsuchenden zeigen. «Wir planen, vier bis sechs Wochen später eine weitere Informationsveranstaltung für die Bevölkerung durchzuführen. Dann können wir eine erste Zwischenbilanz ziehen und allenfalls Änderungen vornehmen», so Hostettler abschliessend.
- Besuch der Info-Veranstaltung des Kantons
- Artikel «Zuger Zeitung» zur Veranstaltung vom August