Prävention – bevor es zu spät ist

Pädophilie: So will Luzern Kinder besser schützen

Mit einer neuen Präventionsstelle richtet sich der Kanton Luzern an Personen mit pädophilen Neigungen. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Der Kanton Luzern hat eine neue Präventionsstelle geschaffen. Dort sollen Personen mit pädophilen Neigungen beraten werden. Damit will der Kanton Übergriffe vorbeugen.

«Er wollte ja bei mir bleiben. Ich bin überzeugt, wir wären heute noch zusammen»: Das sagte ein 74-Jähriger, der im Dezember 2024 vor Luzerner Kriminalgericht stand. Er soll sich über Jahren an minderjährigen Buben sexuell vergangen haben. Die Opfer von Osteuropa immer wieder in die Schweiz bringen lassen (zentralplus berichtete). Die Richter sprachen ihn wegen sexueller Nötigung und Menschenhandel schuldig.

Menschen mit pädophilen Neigungen stehen immer wieder vor Gericht. Der Kanton Luzern wolle Kinder und Jugendliche wirksamer schützen – und setze darum auf eine neue Präventionsstelle, wie die Staatskanzlei am Donnerstag mitteilt.

Nur 15 Prozent aller Fälle werden angezeigt

Die Präventionsstelle soll betroffene Menschen dabei unterstützen, einen Umgang mit ihrer pädophilen Neigung zu finden, ohne straffällig zu werden. Die neue Präventionsstelle geht auf einen politischen Vorstoss von SP-Kantonsrätin Melanie Setz im Jahr 2022 zurück (zentralplus berichtete).

Das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons hat die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich mit dem Aufbau und dem Betrieb einer entsprechenden Präventionsstelle hier beauftragt. Auch hat es eng mit der Luzerner Psychiatrie zusammengearbeitet. Die Kosten belaufen sich gemäss Kanton auf rund 100’000 Franken jährlich.

«Mit dem Angebot können Kinder und Jugendliche besser vor möglichen sexuellen Übergriffen geschützt werden», wird Regierungsrätin Michaela Tschuor, Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements, in der Mitteilung zitiert. Weiteres Ziel sei es, den Konsum und die Herstellung von Kinderpornografie zu reduzieren.

Justiz- und Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj betont, dass Prävention eine Verbundaufgabe sei. «Wenn alle Stellen eng zusammenarbeiten, können Straftaten effektiv verhindert werden.» Sie geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Jährlich würde es 60 bis 100 polizeiliche Einvernahmen mit Kindern und Jugendlichen geben.

Die hohe Dunkelziffer betont auch Fanny de Tribolet-Hardy. Sie leitet die Präventionsstellen Pädosexualität in Luzern und Zürich. Gemäss ihren Angaben werden nur 15 Prozent der Fälle angezeigt.

Angebot für Betroffene, Angehörige und Therapeutinnen

Platz gefunden hat die Präventionsstelle in den Räumlichkeiten der Luzerner Psychiatrie AG in Kriens. Einerseits gibt es Beratungen, Diagnostik und eine Risikoeinschätzung sowie ein Behandlungs- und Therapieangebot für Personen mit pädophilen Neigungen.

Anderseits werden auch Angehörige von Personen mit pädophilen Neigungen sowie Luzerner Therapeuten beraten. Das Angebot ist gemäss Mitteilung anonym und kostenlos für Personen, die im Kanton Luzern wohnhaft sind. Es richtet sich aber nicht an Personen, gegen die ein Strafverfahren wegen pädosexuellen Straftaten läuft oder die wegen solcher Delikte eine Strafe verbüssen.

«Relevanter Beitrag»

Zürich hat als erster Kanton in der Schweiz im Jahr 2021 eine Präventionsstelle Pädosexualität im Auftrag der Gesundheitsdirektion Kanton Zürich eröffnet.

Die Nachfrage bei der Zürcher Präventionsstelle verdeutlicht die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung. Fanny de Tribolet-Hardy sagt: «Unsere Erfahrungen seit 2021 zeigen, dass unser Beratungs- und Behandlungsangebot von Betroffenen sowie Angehörigen in Anspruch genommen wird und damit ein relevanter Beitrag zur Prävention von pädosexuellen Handlungen geleistet werden kann.»

Verwendete Quellen
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