Leserbrief zu Zuger Bahnprojekten

Nützt die SBB-Doppelspur einzig den Walchwilern?

Die Weichenstellungen bei der Bahn-Infrastruktur in den nächsten Jahren interessieren viele Leser. Gerhard Schmid aus Cham hat uns einen Leserbrief zukommen lassen. Er krisiert das Festhalten am Zimmerberg-Basistunnel II und ebenso an der Doppelspur in Walchwil, die nur der Gemeinde etwas nütze.

Der Leserbrief:

Der Zuger Volkswirtschaftsdirektor lässt sich erneut mit der sattsam bekannten Litanei vernehmen, der Zimmerberg-Basistunnel II weise ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Ist es nicht grotesk, 2,1 Milliarden  Franken aufzuwenden für zwei getrennte Tunnelröhren, die dereinst pro Stunde und Richtung drei bis vier Fernverkehrszüge aufnehmen, während dem Bahnverkehr via Thalwil auf Jahrzehnte hinaus eine durchgehende Doppelspur Baar Litti–Horgen Oberdorf verwehrt bleibt?

Das eiserne Festhalten an der 1,7 km langen neuen Doppelspur in Walchwil gehört ins gleiche Kapitel. Das Vorhaben im Umfang von knapp 100 Mio. Fr. dient einzig dem Zweck, die steuergünstigste Gemeinde der Schweiz halbstündlich mit der S-Bahn zu bedienen, zusätzlich zum Halbstundentakt auf der parallel geführten Buslinie.

Der schärfste Widerstand erwächst dem unsinnigen Projekt aus dem steuerlichen Eldorado selbst (Hängepartie vor Bundesgericht). Das rückläufige Fahrgastaufkommen in die Gemeinde mit 3600 Einwohnern rechtfertigt den Monsteraufwand nicht, auch wenn fast ein Viertel der Jugend Privatschulen auswärts besucht. In unserem sparhysterischen Kanton könnte man die S 2 zu Recht auf die innerstädtische Verbindung Zug Oberwil–Baar Lindenpark beschränken, wie das heute täglich mehrmals geschieht.  

Der vom Bundesparlament bewilligte Kredit für Ausbauten am Zugersee ist nicht ortsgebunden und liesse sich mit ungleich höherem Nutzen weiter südlich im Raum Arth verwenden. Die Fernverkehrszüge werden sich dort in Zukunft gegenseitig noch stärker ausbremsen, weil sie nördlich von Arth-Goldau nur auf einem kurzen Abschnitt kreuzen können.

Ein zweites Gleis durch den 192 Meter langen Mühlefluhtunnel und anschliessend bis auf die Höhe des Seebeckens würde den Engpass deutlich entschärfen. Hier liegt der neuralgische Abschnitt zwischen Zug und Arth-Goldau, nicht in einer Gemeinde mit überproportional vielen Millionären und Milliardären, denen der öffentliche Verkehr gleichgültig ist.

Gerhard Schmid, Cham

 

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