In Baar, Emmen und Luzern

Männer sprechen Kinder an – was ist an Gerüchten dran?

Auf dem Weg zur Schule soll in mehreren Zentralschweizer Orten Kindern aufgelauert worden sein. (Bild: Adobe Stock)

Zuerst in Baar, dann in Emmen und Luzern: Gerüchten zufolge sollen an diesen drei Orten Männer Kinder angesprochen haben. Mit der Luzerner und der Zuger Polizei wertet zentralplus die Fälle aus.

Es brodelte in der Gerüchteküche: Tausendfach wurden Beiträge geteilt, in denen vor Männern gewarnt wird, die in Baar, Emmen und Luzern Kinder angesprochen haben sollen. Bilder von Autos kursierten, mit denen die Männer unterwegs gewesen sein sollen. Und sogar Fotos der angeblichen Täter fanden ihren Weg ins Internet.

Nach den Meldungen aus Luzern warnte die Polizei vor einer Hexenjagd (zentralplus berichtete). Doch wenige Tage später soll auch in Emmenbrücke ein Mann Kinder mit Süssigkeiten angelockt haben, wie den sozialen Medien zu entnehmen war (zentralplus berichtete).

Bei Luzerner Polizei gingen keinerlei Meldungen ein

Dabei kursierten auch offensichtliche Falschinformationen. Zum Beispiel behaupteten Nutzerinnen, dass Verdächtige angezeigt worden oder der Luzerner Polizei bereits bekannt seien. Doch diese wusste von alledem nichts. Und ging damals davon aus, dass es sich lediglich um Gerüchte handelte.

Auf Nachfrage von zentralplus nimmt die Luzerner Polizei nun erneut Stellung zu den Gerüchten. Sie kennt die Geschichten selber offenbar nur aus den sozialen Medien. Denn: «Bislang sind keine Meldungen bei uns eingegangen, entsprechend haben wir auch keine Kenntnis von einem möglichen Vorfall», stellt Mediensprecher Yanik Probst klar. Folglich kam es auch zu keinen polizeilichen Interventionen. Niemand wurde verhaftet, auch musste die Luzerner Polizei nicht ausrücken, weil sie konkrete Hinweise erhalten hatte.

Was in Baar passierte – und was nicht

Etwas anders spielte sich das Ganze in Baar ab. Dort machte das Gerücht die Runde, dass ein Mann in einem weissen Wagen Kindern auf dem Schulweg auflauere. Die polizeiliche Präsenz wurde insbesondere in der Nähe der Schulhäuser der Gemeinde erhöht (zentralpus berichtete).

Doch Melanie Merten, Mediensprecherin der Zuger Polizei, sagt: «Der ursprüngliche Verdacht hat sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht erhärtet.» Es habe zwar mehrere Meldungen von verdächtigen Fahrzeugen, darunter auch Berichte über ein weisses Auto, gegeben. Diesen Hinweisen sei die Zuger Polizei nachgegangen und habe auch Fahrzeugkontrollen durchgeführt. «Alle Kontrollen verliefen jedoch negativ», sagt Merten.

Das droht denen, die falsche Gerüchte verbreiten

Passiert ist an allen drei Orten nichts. Darum will zentralplus wissen, ob denjenigen, welche die Gerüchte verbrietet haben, allenfalls Strafen drohen. Yanik Probst erklärt, dass sich beispielsweise diejenige Person, die in einem Beitrag als der der Polizei bekannte Täter mit Foto abgebildet wurde, juristisch wehren könne. «In der Regel geht es in solchen Fällen um eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts.» Möglich seien auch strafrechtliche Klagen wegen Ehrverletzung oder Verleumdung. Über Recht und Unrecht entscheiden in solchen Fällen die Gerichte – und nicht die Luzerner Polizei.

Davon, dass jemand absichtlich falsche Gerüchte gestreut hat, geht die Zuger Polizei nicht aus. «Wir beobachten, dass die Gesellschaft zunehmend sensibilisiert auf mögliche Gefährdungssituationen reagiert», analysiert Melanie Merten stattdessen. «Für Hinweise aus der Bevölkerung sind wir dankbar, denn nur so können wir schnell handeln und verdächtige Situationen prüfen.» Obschon sich in diesem Fall der Verdacht nicht bestätigt habe. Die Zuger Polizei schätze es sehr, dass Eltern und Anwohnerinnen wachsam seien und die Polizei sofort informieren würden.

Direkt bei Polizeiposten melden statt im Internet posten

Auch Merten gibt einen juristischen Crashkurs. «Das blosse Weitergeben von Verdachtsfällen ist in der Regel nicht strafbar, solange keine mutwillige Verleumdung oder üble Nachrede vorliegt», erklärt sie. In den meisten Fällen handle es sich um Vorsichtsmassnahmen seitens der Bevölkerung, was im Sinn der Zuger Polizei sei.

Ein Anliegen hat sie dennoch. «Wir raten dazu, sich immer auf offizielle Informationen zu verlassen und Verdachtsfälle direkt der Polizei zu melden, statt unbestätigte Informationen in den sozialen Medien zu verbreiten.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Melanie Merten, Mediensprecherin der Zuger Polizei
  • Schriftlicher Austausch mit Yanik Probst, Mediensprecher der Luzerner Polizei
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