Bund soll handeln

Luzerner Forscher verlangen Register für Fälle von Kindsmisshandlungen

Eingang zur Kesb in der Stadt Luzern.

(Bild: giw)

Forscher der Hochschule Luzern und der Universität Lausanne haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, wie viele Fälle von Kindsmisshandlungen an die Oberfläche kommen. Sie fordern ein nationales Register, das sämtliche Fälle umfasst – und fordern nun den Bund auf, zu handeln.

Forscher der Hochschule Luzern und der Universität Lausanne haben sich mit der Frage auseinandergesetzt, in welchen Regionen es wie häufig und in welcher Form zu Kindsmissbrauch in der Schweiz kommt. Zu diesem Zweck haben sie über drei Monate Daten von 351 Einrichtungen des Kindesschutzes gesammelt, unter anderem von Polizeikorps, Spitälern oder der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden. Auch die Kesb lieferte Daten. Die Daten wurden von September bis November 2016 gesammelt.

In drei Monaten schweizweit mehr als 10’000 Fälle

Bei der Auswertung zogen die Forscher folgenden Schluss. Nämlich, dass es allein in den drei Monaten schweizweit mehr als 10’000 Fälle von Gefährdungen des Kindswohls gab. Eine Organisation bekommt jährlich Meldungen von zwischen 30’000 und 50’000 Personen, die über ein neues Opfer von Misshandlungen von Kinderschutz berichten. Die Dunkelziffer ist jedoch bei weitem höher.

Im Schnitt sind die Kinder 10,4 Jahre alt, wenn Fälle von körperlicher Misshandlung erkannt werden, 9,1 Jahre bei sexuellem Missbrauch. Durchschnittlich sind Kinder 7,8 Jahre alt, wenn Fälle von Vernachlässigung gemeldet werden.

Kein Register, das sämtliche Fälle umfasst

Betroffene Stellen kennen einheitliche Einteilung und es gibt zu wenig Absprachen, weshalb es in der Schweiz kein Register gibt, das sämtliche Fälle von Kindsmissbrauch umfasst. Den Forschern missfällt dies. «Es kann nicht sein, dass wir in der Schweiz nicht wissen, wie viele misshandelte und vernachlässigte Kinder tatsächlich auch betreut werden», sagt Forschungsleiter Andreas Jud von der Hochschule Luzern gegenüber der «Luzerner Zeitung».

Mit dem Projekt wollten die Forscher zeigen,  dass die Möglichkeit besteht, eine Datenbank aufzubauen. Jetzt sei der Staat am Zug, wie die Forscher fordern.

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