Nach der Zwangsausschaffung einer tschetschenischen Mutter und ihres Kindes anfangs Woche, wehrt sich nicht nur die Politik. Die Katholische Kirche sammelt nun aus Protest Unterschriften.
Kürzlich wurde eine tschetschenische Mutter in Luzern auf offener Strasse festgenommen. Die Tochter sei am frühen Nachmittag von der Polizei direkt von der Heilpädagogischen Schule abgeholt worden. Mutter und Tochter wurden daraufhin nach Belgien ausgeschafft (zentralplus berichtete).
Die Pfarrei St. Leodegar – eine Pfarrei der Katholischen Kirche Stadt Luzern – hatte der 53-jährigen Mutter L. A. und ihrer 12-jährigen Tochter D. aus Tschetschenien während eines Jahrs Kirchenasyl gewährt. Damit habe die Pfarrei verhindern wollen, dass die beiden Asylsuchenden im Rahmen des Dublinverfahrens ein zweites Mal nach Belgien überstellt werden.
Die Pfarrei hatte beabsichtigt, das Kirchenasyl so lange aufrechtzuerhalten, bis das Asylgesuch von L. und D. von der Schweiz behandelt werde. Die Tochter sei aufgrund ihrer bisherigen Fluchterfahrung schwer traumatisiert.
Kantonsrat Urban Frye (Grüne) hatte daraufhin eine dringliche Anfrage zum Thema eingereicht. Der Regierungsrat habe sein «kaltherziges Handeln» zu erklären, schreibt Frye darin.
IG Kirchenasyl sammelt Unterschriften
Auch die katholische Kirche Stadt Luzern wird nun aktiv. Eine Gruppe von Kirchenvertretern sowie Sympathisierenden sammelt unter dem Namen «IG Kirchenasyl» Unterschriften. In einer Petition an den Luzerner Regierungsrats protestieren die Unterzeichnenden gegen das «unverhältnismässige Vorgehen der Luzerner Behörden und verlangen eine Erklärung der Luzerner Regierung», so lässt die Kirche verlauten.
«Ein ohnehin schwer traumatisiertes Kind wurde von der Polizei aus der Klasse abgeholt und während der Ausschaffung eingeschüchtert», so heisst es auf dem Unterschriftenbogen.
Es sei unmenschlich, dass sich die Klassenkameraden nicht mehr von ihrer Freundin hätten verabschieden können.
Auch die Kirche will eine Erklärung
Wie bereits Frye erwartet die Katholische Kirche Luzern eine Erklärung der Luzerner Regierung zu diesem Vorgehen.
Man schäme sich für das Vorgehen der Luzerner Regierung, die mit dieser Ausschaffung dem Geist der Bundesverfassung zuwider gehandelt hat. Die Aussage bezieht sich auf die Passage, welche besagt, «dass die Stärke des Volkes sich am Wohl der Schwachen» messe.
Das Protestschreiben endet mit dem Aufruf: «Kein Kind ist illegal. So etwas darf in unserem Kanton nie wieder geschehen.»
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