Luzerner Vereine verlieren viel Geld

Jugendliche dürfen keinen Karton mehr sammeln

Der Karton wird in der Stadt Luzern künftig nicht mehr von Jugendlichen eingesammelt.(Symbolbild: B@rberousse/flickr)

Jugendorganisationen dürfen in der Stadt Luzern die Kartonsammlung nicht mehr übernehmen. Dadurch verlieren viele einen erheblichen Teil ihres Budgets. Die FDP fordert den Stadtrat deshalb zum Handeln auf.

In der Stadt Luzern waren bislang verschiedene Jugendvereine für das Einsammeln des Kartons verantwortlich. Im Auftrag der Stadt trugen sie jeweils hunderte Kilos zusammen und brachten sie zu den Entsorgungsstellen. Die Entschädigung, die die Vereine für ihre stundenlange und mitunter harte Arbeit erhielten, war eine wichtige Einnahmequelle, um die diversen Aktivitäten zu finanzieren.

Doch damit ist per sofort Schluss. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtete, werden die Jugendlichen nicht mehr länger ausrücken, um unseren Karton einzusammeln. Die Stadt hat die Zusammenarbeit gekündigt. Nun übernehmen die Profis des Strasseninspektorats die Aufgabe. Dies geht aus einem Schreiben an den Dachverband der städtischen Jugendorganisationen (DSJO) hervor, das der Zeitung vorliegt.

«Sicherheit ist nicht gewährleistet»

Der Grund für die Ausladung des Stadtrates liegt demgemäss darin, dass das Kartonsammeln der Jugendlichen «vor allem aus Sicherheitsgründen seit Längerem umstritten» sei. Denn in der Schweiz sei es bereits zu mehreren Unfällen mit tragischem Ausgang gekommen. Viele Gemeinden, vor allem in den Ballungsräumen, hätten diese Praxis deshalb aufgegeben.

Gemäss der «LZ» ortet der Stadtrat, insbesondere beim Abladen auf den Entsorgungshöfen, ein Gefahrenpotenzial. Dort könne die Sicherheit «nicht zufriedenstellend gewährleistet werden». Hinzu komme, dass die Mitarbeiter des Strasseninspektorats im Falle eines Unfalls persönlich strafrechtlich verantwortlich wären.

FDP übt Kritik am Stadtrat

Dass die Jugendlichen ihren lukrativen Job nicht länger ausüben dürfen, ist der städtischen FDP ein Dorn im Auge. Deshalb hat sie im Grossen Stadtrat eine dringliche Motion eingereicht. «Dem Stadtrat war offenbar zu wenig bewusst, welche schweren finanziellen Konsequenzen sein Entscheid für die Jugendorganisationen hat», schreiben die freisinnigen Grossstadträte Rieska Dommann und Sandra Felder-Estermann.

Durch den Beschluss der Exekutive würden bei den Jugendvereinen auf einen Schlag bis zu 80 Prozent des Jahresbudgets wegfallen. Für ihren Aufwand erhielten sie bisher 10'000 Franken im Jahr.

Dass der Schritt die Organisationen hart trifft, sei sich der Stadtrat bewusst, hält er im Schreiben an die betroffenen Vereine fest. Man sei sich im Klaren, dass eine nicht unerhebliche Finanzierungsquelle wegfalle. Trotzdem sei es nicht möglich, den Vereinen die Einnahmen weiterhin zu gewährleisten. Denn der Stadtrat stehe Arbeitseinsätzen der Jugendlichen zwar offen gegenüber, der Beitrag für die Vereinskasse dürfte dabei jedoch «eher bescheiden ausfallen». Der Stadtrat sei bereit, Ideen der Vereine aufzunehmen und zu prüfen.

Bisher keine Zwischenfälle in der Stadt Luzern

«Die Sicherheit der Jugendlichen ist ein äusserst hohes Gut. Niemand will Jugendliche unnötigen Gefahren aussetzen», halten Dommann und Felder-Estermann fest. Trotzdem sparen sie nicht mit Kritik am Stadtrat. Denn offenbar seien in der Stadt Luzern in der Vergangenheit keine nennenswerten Zwischenfälle registriert worden. Jedenfalls wollen die beiden Parlamentariern im Schreiben des Stadtrates nur Vorfälle in anderen Gemeinden ausgemacht haben.

Die beiden FDPler verlangen nun, dass der Stadtrat in einem Planungsbericht aufzeigt, «welche Tätigkeiten von den Jugendorganisationen in Zukunft, anstelle der Kartonsammlung, ausgeführt werden können, die eine vergleichbare finanzielle Entschädigung bei vergleichbarem zeitlichem Aufwand gewährleisten.»

Zudem fordern sie die Exekutive auf, darzustellen, unter welchen Voraussetzungen Kartonsammlungen auch in Zukunft durchgeführt werden können und dabei gleichzeitig die Sicherheit auf ein akzeptables Mass gesteigert werden kann.

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