Unterägerer fuhren zur Ukraine-Grenze

«In den Dörfern sieht es aus wie im Zweiten Weltkrieg»

Steffen Jakob (zweiter von links) mit seinen Mitstreiter.

Steffen Jakob hat mit seiner Frau und Freunden Hilfsgüter gesammelt und sich auf den Weg in die Ukraine gemacht. Von seinen Eindrücken erzählt das Team heute abend in Unterägeri.

Die Entscheidung war schnell gefasst: «Da müssen wir etwas machen», sagten sich Steffen Jakob und seine Frau Nadja aus dem Aegerital beim Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Gemeinsam mit Bekannten füllten sie ihre Autos, bis nichts mehr hineinpasste und machten sich auf den Weg an die Grenze zur Ukraine.

Leser von zentralplus kennen Steffen Jakob bereits von seiner Hilfe für die Hochwassergebiete in Nordrhein-Westfalen (zentralplus berichtete).

An der Grenze liegen überall Kleiderberge

Im Telefongespräch mit zentralplus schildert Steffen Jakob nun seine Eindrücke aus dem Kriegsgebiet: «Nachdem wir die Hilfsgüter an der Grenze in Fahrzeuge des Roten Kreuzes umgeladen haben, sind wir in die Ukraine gefahren». Vorbei an unzähligen Checkpoints, an denen sie sich manchmal vor Soldaten ausweisen mussten, manchmal vor bewaffneten in Zivilkleidern.

Gefahren ist ein Ukrainer, der die Strecke täglich zurücklegt. «Wir haben Verbindungen in die Ukraine und wissen so immer, was gerade gebraucht wird», erzählt Steffen Jakob. Kleider etwa seien es etwa nicht. Die werden bei vielen Krisen in zu grosser Zahl gespendet. «Jetzt liegen an der Grenze zur Ukraine überall Kleiderberge herum und schimmeln vor sich hin, weil die Flüchtlinge keine Kleider brauchen», so Jakob.

Auf dem Weg in die Stadt passierten sie nicht nur Checkpoints, sondern auch zerstörte Dörfer. «Während es in den Städten während unseres Besuchs noch vergleichsweise ruhig war, sah es in den Dörfern aus wie im Zweiten Weltkrieg», sagt Steffen Jakob.

Helfer erzählen ihr Erlebtes per Livestream

Das kleine Helfernetzwerk erzählt tragische Geschichten, manche selbst erlebt, manche wurden ihnen von Kontakten zugetragen. Etwa von einem autistischen Mann, der geflüchtet ist und dafür von ukrainischen Soldaten verprügelt, schliesslich aber laufen gelassen wurde. Oder von Kindern im Kindergarten-Alter, die im letzten Kälteeinbruch kurz vor der rettenden Grenze erforen seien. Überprüfen kann zentralplus die Erzählungen nicht.

Heute Dienstagabend um 19 Uhr erzählen die Helfer und Helferinnen in Unterägeri der Öffentlichkeit von ihren Erlebnissen und ihrer Hilfe. Aktuell suchen sie ein Bus-Unternehmen, das bereit ist, dabei zu helfen, Kinder aus der Ukraine zu fahren. Sie haben sogar schon Unterkünfte, in denen sie die Kinder auch gleich aufnehmen würden. Dafür sind sie noch im Gespräch mit den Schweizer Behörden und der ukrainischen Botschaft.

An dem Abend werden auch der Luzerner Kommunikationstrainer Kai Christen und die ukrainische Entwicklungshelferin Oksana Garnets erzählen. Sie sind aktuell in Polen und werden von dort aus zugeschaltet werden, damit sie von ihren neusten Eindrücken berichten können.

Heute Dienstag ab 19 Uhr, Oberdorfstrasse 3, Unterägeri. Bis zu hundert Zuschauer können die Veranstaltung auch über Streaming mitverfolgen.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Steffen Jakob
  • Schriftlicher Austausch mit Kai Christen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Mike
    Mike, 16.03.2022, 16:10 Uhr

    Wenn ich das Bild anschaue, es passt so gar nicht zur Überschrift…es sieht viel mehr nach einer Ferienreise aus…irgendwie nach Party.

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