Liegt es an der Beratung?

Im Kanton Luzern gibt es immer mehr Abtreibungen

Im Kanton Luzern wird mehr als ein Schwangerschaftsabbruch täglich vorgenommen.

In der Schweiz gab es rund 11'000 Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2021. Im Kanton Luzern waren es 485. Abtreibungsgegner sagen, dass die Frauen in der Zentralschweiz einseitig beraten werden. Wie reagiert das Spital auf die Kritik?

In der Schweiz darf jede Frau seit 20 Jahren straffrei bis zur 12. Woche die Schwangerschaft abbrechen. Nach der 12. Woche muss eine ärztliche Fachperson den Fall beurteilen. Fast alle Schwangerschaftsabbrüche in der Schweiz werden innerhalb der ersten 12 Wochen eingeleitet.

Die Anzahl der Abtreibungen nimmt zu

In der Zentralschweiz und im Kanton Luzern steigt die Anzahl der durchgeführten Schwangerschaftsabbrüche seit 2011 an. So wurden alleine im Kanton Luzern im Jahr 2011 noch 365 Abbrüche verzeichnet. Im Jahr 2021 sind es 485.

In der gesamten Zentralschweiz stiegt diese Zahl in der gleichen Zeit von 657 auf 784 Schwangerschaftsabbrüche. Wie die «Luzerner Zeitung» berichtet, seien die meisten Frauen, welche abtreiben, zwischen 30- und 39-jährig. Drei Viertel wird mittels einer medikamentösen Methode gemacht. Ein Viertel der Eingriffe ist chirurgisch. Die Eingriffe werden in Spitälern oder ausgewählten Praxen gemacht. Wobei zu sagen ist, dass nicht jede Klinik diese Eingriffe anbietet. Die Hirslanden Klinik St. Anna führt keine Abbrüche durch – ausser in Notfällen. Der Hintergrund ist ein historisches Versprechen (zentralplus berichtete).

Abtreibungen sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen. So demonstrierten beispielsweise im Juni in der Stadt Luzern Menschen unter den Worten «My Voice, my Body, my Choice, my Rights!» gegen ein Gerichtsurteil in den USA (zentralplus berichtete). Auf der anderen Seite hat die Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann 2021 eine Initiative lanciert, die die Abtreibung gesetzlich erschweren soll (zentralplus berichtete). Die Sammelfrist für die benötigten Unterschriften läuft bis am 21. Juni 2023.

Werden Frauen in der Schweiz schlecht beraten?

Auch Christoph Keel aus Malters setzt sich gegen Abtreibungen ein. Er ist Sekretär bei der Schweizer Sektion der christlich-konservativen Organisation Human Life International (HLI) und auch beim Verein «Marsch fürs Läbe» dabei. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» hofft er, dass die Diskussion aus der USA auch in der Schweiz etwas auslöst.

«Hier wird der Entscheid alleine der Frau überlassen. Sie wird oft alleine gelassen. Die Hilfe für ein Leben mit Kind wird kaum thematisiert, über Abtreibungsfolgen wird nicht gesprochen, obwohl viel Forschung dazu vorhanden ist: Wo bleibt da echte ‹Wahlfreiheit›? Der Kindsvater hat – anders als bei der Verwendung seines mitgezeugten Embryos in der Embryonenforschung – nichts mitzuentscheiden und das Kind selbst hat gar keine Rechte», sagt Keel.

Bekommen die Frauen in der Schweiz eine schlechte Beratung? Das Luzerner Kantonsspital betont, dass die Frauen generell neutral beraten werden. «Und für einen Abbruch relevant ist allein der Wunsch der Frau». Wenn die Frauen emotional oder sozial belastet sind, «verfügen wir über vielschichtige Möglichkeiten der Unterstützung», schreibt das Kantonsspital gegenüber der Zeitung.

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1 Kommentar
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    Redaktion zentralplus, 08.08.2022, 17:43 Uhr

    Reisserisch? Die Bevölkerung nahm im genannten Zeitraum von 2011 bis 2021 um knapp 10 Prozent zu, jene der Schwangerschaftsabbrüche um über 30 Prozent.

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