Luzerner Rapper äussert sich zu Vorwürfen

Homophobie an Rap-Event «Cypher»: «Es tut mir weh»

Die beiden Co-Moderatoren des Cypher: Pablo Vögtli und Livio Carlin. (Bild: Screenshot SRF Virus Bounce)

An der diesjährigen Hip-Hop-Sendung von «SRF» Cypher haben sich 86 Rapper miteinander gemessen. Teilweise sind dabei sexistische, rassistische und homophobe Sprüche gefallen. Der Luzerner Rapper und Co-Moderator der Live-Sendung stellt sich nun der Kritik.

Jahr für Jahr trifft sich die Schweizer Rapszene am «Bounce Cypher», einer Hip-Hop-Sendung des Radio «SRF Virus». So auch dieses Jahr – nach einer pandemiebedingten Pause.

Bei der Sendung treffen sich Rapperinnen aus der ganzen Schweiz im SRF-Studio. Die Rapper kriegen einige Minuten Zeit, ihre Texte, die sie extra fürs Cypher geschrieben haben, zu präsentieren. Die knapp siebenstündige Sendung ist live im Radio zu hören und wird über Youtube gestreamt.

Dieses Jahr haben sich 86 Rapperinnen miteinander gemessen. Dabei gaben Rapper teilweise Sprüche von sich, die sexistisch, rassistisch oder homophob waren. Frauen werden als «Bitches» oder «Fotzen» bezeichnet, «schwul» wird als Beleidigung verwendet.

So rappte jemand beispielsweise: «Oder ich zücke eifach Pumpgun und dänn Abstand chline Gay.» Ein anderer: «Wenn ich Ejakulat uf ihri Lippe leer – Well ich step i diä Cypher und nique ta mère.»

Diskriminierende Aussagen sorgen für einen Shitstorm

Das sorgt in den sozialen Medien für harsche Kritik. «So schlimm!», «Haben die kein bisschen Respekt gelernt?», «I'm shocked» – das sind noch die netteren Kommentare, die sich unter einem Instagram-Post von «srfarchiv» finden. Dabei handelt es sich nicht um einen offiziellen Kanal von SRF. Jemand anderes schreibt: «Misogynie at it's finest … zeigt das mal den Müttern von diesen Loosern.»

Es ist nicht das erste Mal, dass der Cypher in Kritik gerät. Denn immer wieder geben Rapper diskriminierende Sprüche von sich.

Luzerner Co-Moderator stellt sich der Kritik

In einer Nachbesprechung stellte sich der Co-Moderator, der Luzerner Rapper Pablo Vögtli, den Vorwürfen. Vögtli betonte, dass man sich als Rapper der Verantwortung bewusst sein muss, was man sagt. Und dass man auch damit leben müsse, wenn man für das Gesagte kritisiert wird. Dies, weil man bei einem solchen Live-Event ja nicht wisse, wer zuhört und das Publikum draussen nicht wisse, wie der Rapper eine bestimmte Zeile meint.

«Es tut mir weh und es tut mir leid»

Auf Instagram äusserte sich Vögtli noch deutlicher – und emotionaler. Man müsse sich den Schattenseiten des Cypher und der berechtigten Kritik widmen. Zu den Gründen, warum er sich erst jetzt melde, sagt der Luzerner: «Ich brauche Zeit, um das zu verarbeiten. Ich muss mich selber schützen, weil es mir emotional sehr nahe geht.»

Und weiter: «Es tut mir weh und es tut mir leid, wie viele homophobe, sexistische und sonstig diskriminierende Aussagen am Cypher gefallen sind.» Es sei «zum Kotzen». «Es ist moralisch wrong. Schwul ist kein Synonym für scheisse, weiblich ist kein Synonym für schwach», so Vögtli weiter.

Rapper kriegen keine Vorgaben beim Texten

Er habe das Line-up erstellt und übernehme die Verantwortung dafür. Die Co-Moderatoren wissen im Vorfeld nicht, was die Rapper schreiben und sie geben ihnen auch keine Vorgaben. «Meine Hoffnung ist, dass die Szene selbstregulierend ist.»

Zudem sei es nicht möglich, bei 86 Live-Perfomances auf jede einzelne Zeile zu achten. Vögtli betont, dass er sich hofft, dass der Event immer besser wird – und Rapper dazu lernen.

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