Luzern: Knatsch um Bonus des VBL-Chefs

Gewerkschaft kritisiert hohe Boni – Verkehrsbetriebe wehren sich

Der Chef der Verkehrsbetriebe Luzern kassierte letztes Jahr einen Bonus von 40’000 Franken. Damit streiche er die Lohnerhöhung von fast 200 Mitarbeitern ein, empört sich der Verband des Personals öffentlicher Dienste. Bei VBL beruft man sich auf Branchenvergleiche.

Der Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) kritisiert den Bonus, den die Verkehrbetriebe Luzern ihrem CEO letztes Jahr ausbezahlt haben. Norbert Schmassmann bezog zusätzlich zu seinem Basislohn von 235’000 Franken einen Bonus von 40’050 Franken.

Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung wende bei sich andere Massstäbe an als beim Personal, moniert der VPOD. Die Kritik der Gewerkschaft ertönt im Zusammenhang mit den Verhandlungen über den Gesamtarbeitsvertrag (GAV), die in den vergangenen Monaten stattgefunden haben.

Wie die Gewerkschaft mitteilt, wurde in diesen Verhandlungen zwar eine fünfte Ferienwoche für alle Angestellten sowie eine Erhöhung der Mindestlöhne für die Chauffeurinnen erreicht. Trotzdem ist der Verband unzufrieden. «Das Ergebnis ist in Ordnung, wenn auch nicht berauschend», lässt sich Martin Wyss in einer Mitteilung zitieren.

«Man hätte mit Schmassmanns Bonus fünf Jahre lang den Vaterschaftsurlaub von fünf Tagen finanzieren können.»

Martin Wyss, Gewerkschaftssekretär VPOD

Als stossend empfindet der VPOD in diesem Zusammenhang eben jenen Bonus von 40’050 Franken für den CEO. «Damit streicht Schmassmann die Lohnerhöhung von fast 200 Mitarbeitenden der vbl ein. Oder aber man hätte mit Schmassmanns Bonus fünf Jahre lang den Vaterschaftsurlaub von fünf Tagen finanzieren können», empört sich Martin Wyss, verhandlungsführende Gewerkschaftssekretär. Der VPOD verlangte bei den Verhandlungen nämlich, dass der Vaterschaftsurlaub von zwei auf fünf Tage erhöht wird – was aber nebst anderen Forderungen abgelehnt wurde.

Dass die Geschäftsleitung das Geld lieber in die eigene Tasche stecke als die Arbeit des Personals angemessen wertzuschätzen, sei für den VPOD nicht haltbar. «Der VPOD fordert die Stadt Luzern als Eignerin auf, genau hinzuschauen und die Höhe der Boni an das Ergebnis der Lohnrunde für das Personal zu koppeln» fordert Wyss.

Alle seien einverstanden gewesen

Bei der VBL AG wehrt man sich gegen die Anschuldigungen und verteidigt den Bonus des Geschäftsleiters. «Der Verwaltungsrat legt die Löhne der Geschäftsleitung nicht zuletzt aufgrund von Quervergleichen in der öV-Branche fest», sagt Christian Bertschi, Kommunikationsverantwortlicher bei VBL. Im Übrigen seien die Mitglieder der Geschäftsleitung aufgrund von Einzelarbeitsverträgen angestellt und unterliegen deshalb nicht dem GAV. Beim Betrag von 40’050 Franken für Schmassmann handle es sich um die Summe aus Pauschalspesen, Ausbildungszulagen und einem Bonus. 

«Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung haben alle Parteien die neuen Konditionen akzeptiert.»

Christian Bertschi, Kommunikationsverantwortlicher VBL

Bertschi hält darüber hinaus fest, dass der neue GAV 2017-2019 von allen Seiten und damit auch vom VPOD unterzeichnet worden sei. «Das heisst, im Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung haben alle Parteien die neuen Konditionen akzeptiert.» Obwohl nicht alle gewerkschaftlichen Forderung erfüllt werden konnten, seien einige Verbesserungen für das Personal realisiert worden, sagt Bertschi und verweist auf die Einführung der 5. Ferienwoche. Anders als der VPOD behauptet, werde per 1. Januar 2017 die Lohnsumme für das unter dem GAV angestellte Personal nicht um 0.35% , sondern um 0,75 % angepasst, «was absolut dem Branchendurchschnitt entspricht».

SP fordert maximale Bonusquote

Die Boni der Kaderleute der stadtnahen Betriebe gaben zuletzt vermehrt zu reden – letzten Frühling wurden sie erstmals publik gemacht. Die SP forderte kürzlich, dass die Boni in den Geschäftsleitungen der städtischen Betriebe begrenzt werden (zentralplus berichtete). Die Boni sollen gemäss der SP nicht mehr als 20 Prozent der Basisvergütung betragen, Sitzungsgelder und Spesen nicht mehr als zehn Prozent davon. Diese Regeln werden bei der VBL im Gegensatz zu Energie Wasser Luzern (EWL) indes eingehalten.

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