Lärm bei Militärflugplatz

«Fürchte, dass F-35 bei Emmen doppelt so viele betrifft»

Der Kampfjet F-35, den die Schweiz anschaffen will. (Bild: pixabay)

Mit dem neuen Kampfjet F-35 soll in Emmen die Zahl der Flugbewegungen um 70 Prozent sinken. Allerdings werden die Flieger mehr Lärm verursachen.

Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat die Lärmemissionen des F-35 Fliegers untersucht. Nun hat es Emmen und den Schutzverband Flugplatz Emmen über den zu erwartenden Lärm informiert. Aus einem veröffentlichten Kurzbericht geht hervor, dass der F-35 bei Starts drei Dezibel lauter ist als die F-18.

Insbesondere in tiefen Frequenzen wird er als deutlich lauter empfunden als der F-18. Landungen waren bei den Tests etwa ein Dezibel lauter, das Rollen auf dem Flugfeld fünf Dezibel.

Immerhin haben die F-35 grössere Treibstofftanks als die F-18. Das will das VBS nutzen, um die Trainingsflüge länger zu machen. Dadurch will es die Zahl der Flugbewegungen in Emmen um rund 70 Prozent senken können. Wobei der Grossteil der Flüge in Emmen heute mit den vergleichsweise leisen F-5 gemacht wird.

Wie viele Anwohner Emmens werden die F-35 hören?

Unter dem Strich schlussfolgern die Akustiker, dass die Lärmbelastung ungefähr gleich bleiben wird: Lauter, dafür weniger. Zu berücksichtigen ist, dass das VBS für die Untersuchung mit jährlich 1500 Flugbewegungen in Emmen gerechnet hat. Tatsächlich plant es aber nur 1050 Flüge. 2016-2020 verzeichnete Emmen im Schnitt 3616 Flüge pro Jahr.

«Ob das dann tatsächlich auch so sein wird, weiss heute weder ich, noch das VBS», sagt Andreas Kappeler vom Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen. Die Erfahrung zeige jedoch, dass das VBS die Kontingente häufig ausschöpfe.

Kappeler sagt, dass die Reduzierung der Flugbewegungen nur auf den ersten Blick gut aussehe. Denn der Grossteil der heutigen Flüge in Emmen geht auf den vergleichsweise leisen F-5 zurück. Vernachlässigt man diesen, stehen den vorgesehenen Flügen mit dem F-35 in Emmen etwa gleich viele mit dem F-18 heute gegenüber. «Deshalb gehen wir davon aus, dass sich die Lärmbelastung für die Bevölkerung in und um Emmen mit dem lauteren F-35 erhöhen wird», sagt Kappeler.

Sorgenfalten bereitet ihm auch die sogenannte Lärmkontur des F-35. Im weitesten Sinne bildet sie ab, wie weit der F-35 zu hören ist. Im Kurzbericht hat das VBS einen Vergleich mit der Lärmkontur des F-18 abgebildet. Kappeler: «Ich befürchte, dass der F-35 in und um Emmen doppelt so viele Leute betreffen wird».

Abbildung aus dem Kurzbericht Lärmmessungen und Auswirkungsanalyse F-35A, VBS

Die ersten F-35 sollen 2027 geliefert werden. Vorgesehen ist, dass die Kampfjets von 2030 bis 2070 im Dienst sind. Sie sollen die heutige Flotte aus F-18 und F-5 Fliegern ersetzen. Sicher ist die Anschaffung der neuen Kampfjets aber noch nicht. Denn aktuell läuft die Unterschriftensammlung für die Initiative «Stop F-35», die die Anschaffung des Kampfjets aus den USA verhindern will. Am Montag teilte das Initiativkomittee mit, dass es 76'000 von angestrebten 110'000 Unterschriften gesammelt hat.

Ende 2025 plant der Bund die alten F-5 ausser Dienst zu stellen. Schweizweit wird das eine Reduktion der Flugbewegungen um etwa 20 Prozent bewirken. Darüber informierte der Bund 2020 in seiner Stellungnahme zu einer Interpellation von Nationalrätin Priska Seiler Graf (SP, Zürich).

Die Diskussionen um den Fluglärm sind fast so alt wie die Geschichte der Fliegerei. Aber nur fast. Denn begonnen hat die Luftfahrtgeschichte des Kantons Luzern vor über hundert Jahren: Mit einem Luftschiff.

Verwendete Quellen
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