Nach homophober Äusserung

FC Luzern kann «leider» nicht an Pride teilnehmen

Sorgt mit seiner homophoben Entgleisung ordentlich für Gesprächsstoff: FCL-Goalie Marius Müller. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Vier Tage nachdem FCL-Goalie Marius Müller homophobe Aussagen von sich gegeben hat, folgt der Konter: Die Pride Zentralschweiz lädt den FC Luzern ein, an der Pride mitzulaufen. Folgen nach der Entschuldigung auch Taten?

Am vergangenen Samstag hat FCL-Goalie Marius Müller nach einer Niederlage seinen Mitspielern in zwei Interviews «schwules Weggedrehe» vorgeworfen (zentralplus berichtete). Der Klub entschuldigte sich dafür öffentlich. Und auch Müller postete auf seinem Instagram-Kanal eine Entschuldigung, die drei Sätze lang war. Seine Aussage sei «dumm und komplett deplatziert» gewesen. Und weiter: «Sie spiegelt weder meine Einstellung noch meine Werte, welche ich tagtäglich lebe.»

Müllers Fehltritt hat für ihn Konsequenzen. Der FCL hat ihn mit einer Busse bestraft, die Swiss Football League hat ein Verfahren gegen Müller eröffnet.

Pride Zentralschweiz ist enttäuscht – und fordert FCL auf

Die Pride Zentralschweiz zeigt sich Tage später enttäuscht. Müller habe mit seiner Aussage Homosexualität mit Schwäche und Feigheit gleichgesetzt. Das sei ein grobes Foul. «Gerade Personen mit einer Vorbildfunktion müssen auf ihre Wortwahl achten, auch im Eifer des Gefechts und bei erhitztem Gemüt – sonst verkommen schöne Wertebekenntnisse rasch zur Farce», schreibt der Verein in einer Mitteilung, die sie am Mittwoch verschickt haben.

«So könnten die Verantwortlichen beim FCL zeigen, dass sie genauso mutig sind wie die queere Community.»

Pride Zentralschweiz

Und sie fordern Taten anstelle blosser Solidaritätsbekundungen: Die Pride Zentralschweiz lädt die Mannschaften des FCL und den Vorstand ein, an der diesjährigen Pride in Luzern mitzulaufen. «So könnten die Verantwortlichen beim FCL zeigen, dass sie genauso mutig sind wie die queere Community, die für ihre Rechte und gelebte Diversität auf die Strasse geht.»

Denn am 3. September feiert die LGBTQ-Community in Luzern nach 17 Jahren wieder eine Pride. Wenn die Dämmerung anbricht, wird sich die Masse für die Demo in Gang setzen, vom Theaterplatz über die Reuss, durch die Luzerner Altstadt bis hin zum Bourbaki. Alle sollen dabei mit LED-Leuchtstäben und Lichtern erscheinen (zentralplus berichtete).

FCL wird sich offiziell nicht an der Pride blicken lassen

Ob der FCL auf die Einladung eingehen wird? Schliesslich steht am 3. September kein Spiel an – erst tags darauf wieder. FCL-Präsident Stefan Wolf sieht aber genau darin einen Grund, nicht mit der LGBTQ-Community zu feiern. Schliesslich geht der Fussball vor: «Aufgrund des am darauffolgenden Tag stattfindenden Meisterschaftsspieles gegen den Servette FC wird es leider nicht möglich sein, dass die 1. Mannschaft an der Pride teilnimmt», schreibt er auf Anfrage.

«Zudem hat es der Klub in der Vergangenheit so gehandhabt, dass er sich bei öffentlichen Demonstrationen offiziell nicht beteiligt hat.»

Stefan Wolf, FCL-Präsident

Der FC Luzern überlasse es aber seinen Mitarbeitenden, an der Pride teilzunehmen. «Zudem hat es der Klub in der Vergangenheit so gehandhabt, dass er sich bei öffentlichen Demonstrationen offiziell nicht beteiligt hat. Dies werden wir auch zukünftig so handhaben.»

Über die Einladung habe man sich aber gefreut, sagt Wolf. Mit den Organisatoren habe der Fussballklub auch Kontakt aufgenommen. Man stehe auch hinter der Aussage der Pride Zentralschweiz, dass es nach einem Fehltritt viel wichtiger sei, auf die Menschen zuzugehen und von ihnen zu lernen. Als eben nur Sorry zu sagen.

Experte aus der LGBTQ-Community soll Fussballer aufklären

Darum hat sich der FCL entschieden, einen Experten aus der LGBTQ-Community hinzuzuziehen. Dieser soll innerhalb des Klubs entsprechend Aufklärung und Sensibilisierung vorantreiben, erhofft sich Stefan Wolf. «Ebenfalls hat man während dem Gespräch mit der Organisation der Pride Zentralschweiz vereinbart, sich zeitnah nochmals gemeinsam über die Thematik auszutauschen.»

Bleibt zu hoffen, dass künftig also auch keine LGBTQ-feindlichen Aussagen fallen. Niederlagen oder Frust hin oder her.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Pride Zentralschweiz
  • Schriftlicher Austausch mit FCL-Präsident Stefan Wolf
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10 Kommentare
  • Profilfoto von Koni
    Koni, 19.08.2022, 13:09 Uhr

    Es haben sich Alle entschuldigt und das genügt und ist zu akzeptieren

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    Karl Ottiger, 19.08.2022, 08:45 Uhr

    Fussballersprache ist eine eigene Sprache. Wenn du sie nicht hören willst, musst du weiterlaufen, du musst auch die Spiele nicht schauen. Marius Müller hat seine eigene Meinung gesagt und das Grundrecht sagt immer noch, die Meinungsfreiheit geht vor. Beim Fussball Verband hab ich auch langsam das Gefühl, dass man die mündigen Spieler mundtot machen will. Da darf keiner mehr ungestraft etwas sagen. Es wäre an der Zeit einmal zu kontrollieren, ob die Vereinsstatuten nicht die Meinungsfreiheit untergraben.

    Lieber Marius Müller du bist zwar mit deiner grossen Klappe nicht unbedingt mein Lieblingsfussballer. Aber in deiner Aussage nach dem Spiel hast du jedem, der einmal Fussball gespielt hat egal in welcher Liga aus dem Herzen gesprochen. Das Spiel war genau so wie du es ausgedrückt hast und dein Trainer hat mit Campo zusätzlich noch einen weniger eingewechselt. Anstatt mit Genter oder Ermini bringt er diesen knallfrosch Campo, der immer die Beine zurückzieht, wenn es hart auf hart geht. Solche Sachen müssten eigentlich im bezahlten Fussball auch einmal angesprochen werden, es geht doch nicht, dass du Spieler hast die Geld verdienen und sich auf dem Platz nur die Beine vertreten. Bei mir springt er im Training über die Klinge.

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      Fischbi, 19.08.2022, 12:57 Uhr

      Auf den Punkt gebracht, Danke!

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    Marc, 18.08.2022, 10:02 Uhr

    Jetzt ist dann auch mal gut, es dreht sich nicht alles um die Community mit den vielen Buchstaben, auch wenn die das öfters mal zu denken scheinen.

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    Rainbow, 18.08.2022, 09:48 Uhr

    Statt einer Geldbusse, die ihm nicht wehtun wird, könnte ihn der FCL dazu verdonnern, von nun an im Regenbogentrikot zu spielen.

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      Fischbi, 19.08.2022, 13:00 Uhr

      Ihr Kommentar ist genau so daneben, wie Sie seine Bemerkung finden. Wenn zwei das Gleiche tun ist es nicht das selbe!

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    Posa von Raunheim, 18.08.2022, 08:41 Uhr

    Ich kann verstehen, dass sie einen Tag vor einem Spiel nicht mitlaufen wollen. Stell Dir vor ein Pridler grätscht sie von hinten um, dann bleiben sie wieder zwei Tage liegen und verpassen dadurch das Spiel….

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    Paul, 17.08.2022, 22:27 Uhr

    Mitmachen! Danke

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    Melk Christen, 17.08.2022, 17:42 Uhr

    Tatsächlich, sehr gute Idee. Zwar müssten die Herren sicher teilweise über ihren Schatten springen, aber wenn sie schlau sind und genügend Rückgrat haben, das Herz am rechten Fleck, begreifen und ergreifen sie diese einmalige Chance. Müllers Lapsus wäre gegessen, ganz ohne schalen Nachgeschmack.

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  • Profilfoto von Rene
    Rene, 17.08.2022, 13:07 Uhr

    Super Idee. Denn diese Aussage ist ja im Eifer des Gefechts nur rausgerutscht und spiegelt weder die Einstellung noch die Werte von Müller. Dann sollte er ja kein Problem damit haben.

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