Wegen Ukraine-Krieg

Fasnacht absagen? Die Idee spaltet die Meinungen in Luzern

Fasnacht in Luzern, Krieg in der Ukraine – ist das vertretbar? Diese Frage stellen sich viele Luzernerinnen gerade selbst. (Bild: Emanuel Ammon / AURA)

Der Krieg in der Ukraine dämpft die Fasnachts-Stimmung. Manche plädieren darum für eine Absage der Fasnacht. Das kommt für die Verantwortlichen nicht infrage.

Die Bestürzung über die Ereignisse in der Ukraine lassen sich wohl an kaum einem Beispiel so gut illustrieren wie an dem der Stadt Köln. Die Deutsche Stadt ist europaweit als Fasnachts-Hochburg bekannt, der Karneval hat einen unermesslichen Stellenwert. Trotzdem wird die Party am Rosenmontag nun durch eine Friedensdemonstration ersetzt, um ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen (zentralplus berichtete).

Unweigerlich stellt sich darum auch hier die Frage, ob die Fasnacht wegen des Kriegs in der Ukraine abgesagt werden soll. Dass just am Donnerstag, als in Luzern der Urknall die fünfte Jahreszeit eröffnete, die ersten russischen Bomben auf die Ukraine niedergingen, sorgte auch in den sozialen Medien für Diskussionen.

Der Sprecher des Luzerner Fasnachtskomitees (LFK), Peti Federer, stellte jedoch bereits am Freitag klar, dass eine Absage der Fasnacht kein Thema sei. Die Fasnacht in Luzern und der Krieg in der Ukraine haben «schlicht und einfachen» nichts miteinander zu tun, sagte er gegenüber dem «Regionaljournals Zentralschweiz». In der «Luzerner Zeitung» bekräftigte er diese Meinung: «Wir machen Fasnacht und nicht Weltpolitik.»

Kritik an Haltung des LFK

Diese Haltung sorgt wiederum beim Luzerner Nationalrat Michael Töngi (Grüne) für Kritik. Er findet die Argumentation des LFK «lapidar», wie er auf Twitter kommentiert. Er spricht sich zwar nicht für eine generelle Absage der Fasnacht aus, will am Samstag aber lieber an der Friedensdemonstration in Bern anstatt am fasnächtlichen Treiben in Luzern teilnehmen.

Ihm gleichgesinnt ist der Luzerner Kantonsratspräsident Rolf Bossart (SVP). Er attestiert den Aufwand der Fasnächtler und das Herzblut, das diese in ihre Kostüme und Wagen gesteckt haben. Aus diesem Grund kann er es nachvollziehen, dass das LFK an der Durchführung der Fasnacht festhält. Er selbst habe unter diesen Umständen aber keine Lust auf Fasnacht, wie er der «Luzerner Zeitung» sagt.

Klarer Grundtenor

Der Bericht der Zeitung hat einen eindeutigen Grundtenor. Absagen will die Fasnacht in Luzern niemand. Doch man hat Verständnis dafür, wenn jemand angesichts der Umstände keine Lust auf Fasnacht hat. So sagt Sicherheitsdirektor Martin Merki im Namen des Luzerner Stadtrats: «Es ist schwer auszuhalten, dass so nah bei uns Krieg geführt wird und wir hier ausgelassen feiern. Vor diesem Hintergrund ist der Wunsch verständlich, die Fasnacht abzusagen. [...] Doch gerade nach zwei Jahren Pandemie ist die Fasnacht für die Luzerner Bevölkerung ein wichtiger Schritt zurück in die Normalität.»

Verwendete Quellen
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Eric
    Eric, 26.02.2022, 19:53 Uhr

    2000km von hier wird geschossen , bombardiert, es gibt Tote und Tausende von Menschen sind auf der Flucht. Wissen nicht wo sie morgen sind, wie es weiter geht.

    Und wenn man nun die Bilder in unserer Stadt anschaut, kann es eben schon nachdenklich stimmen.

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 26.02.2022, 18:15 Uhr

    Gute Umfrage zentralplus! Ich habe volles Verständnis für die 25%, die sich nach der hoffentlich überstandenen Coronaplage nach mehr oder weniger langer Vorbereitung endlich wieder an der Fasnacht mal austoben wollen. Leider gehöre ich zu den 51%, denen die Lust aufs Amüsieren in Anbetracht des brutalen Überfalls auf die Ukraine komplett vergangen ist. Dafür habe ich wieder mal volle Pulle „Sympathy For The Devil“ der Rolling Stones krachen lassen – scheint mir persönlich passender: „Please allow me to introduce myself, I’m a man of wealth and taste, I’ve been around for a long, long year – Stole many a mans soul and faith”. Passt doch der notorische Lügner und kaltherzige, machtgierige Killer Putin bestens dazu – wer textet dazu noch die zugehörige Strophe? Die letzte Strophe “So if you meet me -Have some courtesy -Have some sympathy, and some taste -Use all your well-learned politesse – Or I’ll lay your soul to waste, um yeah -Pleased to meet you” ist auf jeden Fall schon den Putinversteher:innen wie Yvette Estermann (SVP, Ostblockflüchtling) und Franz Grüter (SVP) gewidmet.

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  • Profilfoto von Remo
    Remo, 26.02.2022, 12:54 Uhr

    Ich kann mich nicht erinnern, dass die Fasnacht in den Neunzigern während des Balkankriegs jemals abgesagt wurde. Auch der spätere Krieg in Ruanda hat doch hier niemanden interessiert. Ach ja und aktuell herrscht auch im Jemen immer noch Krieg. Interessiert nur niemanden hier.
    Diejenigen die eine Absage fordern sind doch alles Heuchler sorry.
    Und nein ich bin kein Fasnachtsfan aber ich mag den Fasnächtlern ihren Spass gönnen.

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    • Profilfoto von Celine M
      Celine M, 26.02.2022, 13:51 Uhr

      Warum sollen Personen, die eine Absage der Fasnacht fordern, Heuchler sein? Vielleicht waren sie in den 90er-Jahren einfach noch nicht alt genug, um politisch aktiv zu sein oder haben sich verändert. So, wie sich die Welt seither auch verändert hat. Heuchler sind eher jene, die einen Krieg in Europa ignorieren und so tun, als ob nichts wäre.

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      Roli Greter, 26.02.2022, 22:23 Uhr

      Generation Snowflake halt. Scheuklappen auf und ab in eine Richtung.

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      • Profilfoto von Weiterdenker
        Weiterdenker, 27.02.2022, 08:00 Uhr

        Spannend ist ja, dass sich SVP, Rechtsextreme und Corona-Leugner bei diesem Thema zusammentun und sich als Russland-Fans und Kriegsfreunde geben. Trifft man sich dazu eigetnlich auf einem von Blocher finanzierten Telegram-Kanal, oder reicht für die Verschwörungstheorien die Weltwoche?

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