Radioaktives Element

Erhöhte Radon-Werte in der Schule: Jetzt handelt Vitznau

Im Schulhaus Vitznau ist eine erhöhte Konzentration des radioaktiven Elements Radon gemessen worden. (Bild: zvg)

Einige Räume im Schulhaus Vitznau überschreiten die zulässigen Radon-Referenzwerte. Nun geht die Gemeinde dagegen vor.

An der Schule Vitznau überschreiten einige Räume die zulässigen Radon-Referenzwerte – unter anderem sind auch die beiden Kindergärten betroffen, wie die Gemeinde in einer Mitteilung bekannt gibt. Nun leitet sie Schritte ein, um das Schulhaus einer Radon-Sanierung zu unterziehen.

Was ist Radon und wo liegen Gefahren?

Radon ist ein radioaktives chemisches Element. Es entsteht als Teil der Uranzerfallsreihe. Uran ist überall im Untergrund vorhanden. Beim natürlichen Zerfall von Uran entsteht unter anderem Radium und daraus Radon. Die Radon-Atome können weiter zerfallen, wodurch Polonium, Wismuth und Blei entstehen.

Diese Radon-Folgeprodukte sind auch radioaktiv und schweben in der Atemluft. In Innenräumen lagern sie sich allmählich an Gegenständen, Staubpartikeln und feinsten Schwebeteilchen, sogenannten Aerosolen, an. Sie können beim Einatmen in die Lunge gelangen, sich auf dem Lungengewebe ablagern und dieses bestrahlen. Dies kann zu Lungenkrebs führen.

Die Radon-Konzentration wird in der Einheit Becquerel pro Kubikmeter gemessen. Diese gibt die Aktivität eines radioaktiven Stoffes an. Sie gibt also Aufschluss darüber, wie stark dieser strahlt. Becquerel pro Kubikmeter gibt an, wie viele Atome eines radioaktiven Stoffes pro Sekunde in einem Kubikmeter Luft zerfallen.

Wie breitet sich Radon aus?

Je durchlässiger der Untergrund, desto eher kann Radongas bis zur Erdoberfläche aufsteigen. Eine hohe Durchlässigkeit findet man bei Poren, Spalten, Klüften, Schutthalden oder in Bergsturzgebieten sowie in Karstgebieten oder Höhlensystemen.

Aufgrund der unterschiedlichen Bodengegebenheiten sind lokale Unterschiede in der schweizerischen Radon-Konzentration sehr ausgeprägt. Vor allem in den Alpen und im Jura findet man typischerweise hohe Radon-Werte. Aber auch im Mittelland können Gebäude eine hohe Radon-Belastung aufweisen.

Die Überschreitung der Referenzwerte sei seit einer Messung im August 2023 bekannt, wie Schulleiter Taio Secchi auf Anfrage berichtet. Es bestehe jedoch kein Grund zur Sorge: «Es handelt sich nur um leichte Überschreitungen des Referenzwertes.»

Bund will Radon-Belastung umfassend eindämmen

Die Messungen erfolgten aufgrund einer Verfügung des Kantons Luzern. Der Kanton befolgt damit die Weisung des Bundes. Der Bundesrat verabschiedete 2017 eine Anpassung der Strahlenschutzverordnung, in der auch rechtliche Bestimmungen zum Radon-Schutz festgehalten sind.

Laut der Verordnung liegt der Radon-Referenzwert für Räume, in denen sich regelmässig Personen für mehrere Stunden täglich aufhalten, bei 300 Becquerel pro Kubikmeter. Dieser Wert gilt seit Jahresbeginn 2018, zuvor lag er bei 1000 Becquerel.

Insbesondere für Gebäude, die vor 1980 gebaut wurden, besteht laut dem Bund ein grösserer Risikowert für eine erhöhte Radongas-Konzentration. Das Schulhaus Vitznau sei 1968 erbaut worden, sagt Secchi. Gepaart mit der Herabsenkung des Referenzwertes erstaune ihn die Notwendigkeit der Sanierung deshalb nicht.

Regelmässiges Lüften soll die Sicherheit garantieren

Sobald die Resultate der Messung vorgelegen wären, traf der Schulleiter gemäss eigenen Aussagen entsprechende Schutzmassnahmen. Konkret bedeute dies, dass die betroffenen Räume vor dem Unterricht sowie jede Stunde für mindestens fünf Minuten gelüftet würden. Das regelmässige Stosslüften sei jedoch auch zuvor Bestandteil des Schulbetriebs gewesen.

Seither würden die Lehrpersonen diese Auflage strikt befolgen. Deswegen bestehe keine Gefahr für die Kinder oder Lehrpersonen, die sich in den Räumen mit leicht erhöhter Radon-Konzentration aufhalten, so der Schulleiter. Parallel zur Umsetzung der Sicherheitsvorkehrungen sei man mit der sorgfältigen Planung der Sanierung beschäftigt gewesen. Diese beinhaltete Vorortbesichtigungen.

Ein Rohrabsaugsystem soll das Schulhaus langfristig sichern

Schliesslich fiel der Entscheid zu Gunsten eines Rohrabsaugsystems. Dieses reduziere die Radon-Belastung effektiv, sei technisch machbar und wirtschaftlich vertretbar, wie es in der Mitteilung der Gemeinde Vitznau heisst.

Die Massnahme beinhalte ein Durchbohren der Bodenplatte und eine Errichtung von sogenannten Radon-Brunnen. Dies soll die Absaugung von Radongas im Erdreich ermöglichen. Durch den dadurch erzeugten Unterdruck könne man das Aufsteigen des Gases ins Gebäude verhindern. Umgeleitet ins Freie zerfällt das chemische Element unmittelbar.

An den Türen der betroffenen Räume hängt folgender Informationszettel:

(Bild: zvg)

Das Radon tritt gemäss der Gemeinde vor allem durch Randfugen zwischen dem Unterlagsboden und der Bodenplatte in die Räume ein. Die Behörden gehen von einem flächigen Radon-Eintritt im Erdgeschoss aus, während erhöhte Werte im Obergeschoss durch den Kamineffekt und die Unterdrucksituation im Gebäude zustande kämen.

Gemeinde will Sanierung bis im Juni 2025 abschliessen

Die baulichen Massnahmen laufen nächste Woche an und sollen bis im Juni abgeschlossen sein. Die Umsetzung der Massnahmen in diesem Zeitraum sei ideal, da nicht beide Kindergärten zeitgleich besetzt seien, schreibt die Gemeinde. So werde ein reibungsloser Schulalltag gewährleistet. Die Frist des Kantons für die Umsetzung der Massnahmen verstreicht Ende Oktober 2029.

Verwendete Quellen
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