Wüster Streit bremst Zuger Blockchain-Startup aus

Envion: Wenn ein wirtschaftliches Märchen zum Albtraum wird

Im Blockchain-Universum ist ein Goldrausch ausgebrochen. (Bild: flickr/fdecomte)

Schwere Vorwürfe, Morddrohungen, Einbrüche: Der Streit um das Startup Envion mit Sitz um Zug reisst nicht ab. Nach einem furiosen Start ist das Unternehmen tief gefallen. Wie der Fall endet, ist noch offen.

Der Streit rund um das Blockchain-Startup Envion mit Sitz in Zug nimmt immer heftigere Züge an. Die ursprüngliche Erfolgsgeschichte entpuppt sich immer mehr als Schreckensszenario. Inzwischen ist bekannt, dass es auch Morddrohungen und Einbrüche gab.

Schlagzeilen machte Envion, als es innert Kürze 100 Millionen Dollar sammelte – was zuvor nur wenigen Unternehmen gelang. Das Ziel: Krypto-Mining in Containern zu betreiben, wodurch stromintensive Produktion der digitalen Währung jeweils dorthin verschoben werden werden kann, wo der Strom am günstigsten ist. Doch dazu kam es nie. Bereits im Frühling wurde bekannt, dass sich CEO und Gründer zerstritten haben (zentralplus berichtete).

Früher Vertrauensbruch

Nun berichtet Michael Luckow, der die Gründergruppe vertritt, gegenüber dem «Tagesanzeiger» über die Hintergründe. Er sagt, der CEO Matthias Woestmann habe unter anderem vorgeschlagen, Envion aufzulösen und die Investoren mit Kryptowährungen auszubezahlen, was dem CEO und den Gründern dank der Kurse einen Millionenbetrag beschert hätte. Das habe er, Luckow, aus moralischen und rechtlichen Gründen abgelehnt.

Woestmann, der über 81 Prozent der Aktien treuhänderisch verwaltete, widerspricht gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Die Vorstellung, dass ein Verwaltungsrat unter den Augen der Schweizer Behörden ein überschuldetes Unternehmen auflöst und einen Grossteil des Kapitals an die Aktionäre verteilt, ist völlig realitätsfern.» Er spricht von Angeboten anderer Unternehmen, die er zur Entschärfung des Konflikts für diskutabel hielt. Letztlich seien aber alle darauf hinausgelaufen, dass die Investoren indirekt den Übernahmepreis gezahlt hätten, weshalb er sie ablehnte.

Laut dem Artikel bröckelte das Vertrauen zwischen beiden Seiten bereits in Januar. Besonders, als Woestmann die Zahl der Aktien erhöht und damit die Stellung der Gründer zugunsten eines langjährigen Freundes und Wirtschaftsanwalts markant verschlechtert haben soll. Daraufhin soll es auch zu Morddrohungen, Schmutzkampagnen und mehreren Einbrüchen gekommen sein.

Finma ist am Ruder

Inzwischen hat Woestmann die Geschicke nicht mehr selber in der Hand. Die Finanzmarktaufsicht ist eingeschritten und hat dem ehemaligen TV-Journalisten laut «Tagesanzeiger» die Geschäftsleitung entzogen. Wie es weitergeht, ist noch unklar. Mehr als 30’000 Anleger investierten in Envion. Offen ist, ob die Liquidation des Unternehmens durch das Zuger Konkursamt noch verhindert werden kann. Die Gründer jedenfalls hoffen, mit dem Offenlegen der nötigen Informationen darauf. Auch auf dem Rechtsweg sind noch Verfahren hängig.

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