Forderung aus Luzern

Das hält ein Volkswirtschaftsprofessor vom Rollkoffer-Verbot

Fluch und Segen: Ohne den Tourismus wäre die Stadt Luzern nicht das, was sie heute ist. (Bild: Emanuel Ammon/Aura)

Der Luzerner SP-Nationalrat David Roth will das Ziehen von Rollkoffern auf Pflastersteinen verbieten. Dafür erntete er Kritik – nun auch von einem Professor für Volkswirtschaftslehre.

«Es reicht – gegen den ‹Raubbau› durch Tourismus»: So hiess die Kolumne, die David Roth, SP-Nationalrat aus Luzern, auf zentralplus veröffentlicht hat. In dieser kritisierte er, dass vom Massentourismus in Luzern vereinzelte Gastronomiebetriebe, die Hotels, Schmuckindustrie und die Immobilieneigentümer profitieren – die lokale Bevölkerung jedoch fast leer ausgehe.

Deswegen will er strengere Airbnb-Regeln, eine Kontingentierung und Reduktion der Anzahl Übernachtungen pro Jahr, Einschränkungen für Reisecars oder den Stopp des Stadtluzerner Hotelbaus.

Auch will Roth das Ziehen von Rollkoffern auf Pflastersteinen verbieten. Diese Forderung ging viral – Roth musste einiges an Kritik einstecken (zentralplus berichtete).

«Kein gravierendes Problem in Rollkoffern», sagt der Professor

Nun äussert sich Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz, in einem Interview mit dem «Nebelspalter» dazu. Vom Journalisten wurde er gefragt, was er vom Rollkoffer-Verbot halte. «Nichts», antwortet Binswanger.

Seiner Meinung nach gehe es dabei um einen «Nebenschauplatz». «Mit solchen Forderungen erreicht man nicht viel, verärgert aber viele Leute. Ich kann in den Rollkoffern kein gravierendes Problem erkennen, auch wenn diese auf den Pflastersteinen durchaus eine gewisse Lautstärke entwickeln. Man sollte sich auf die zentralen Probleme des Tourismus konzentrieren.»

«Overtourism», ein Problem

Im Interview spricht Binswanger jedoch nicht ab, dass es sich beim «Overtourism» um ein ernsthaftes Problem handle. Es sei schlimm, da es sich um eine Art Dichtestress handle. Entsprechend würden die Miet- und Immobilienpreise an gewissen Orten in «schwindelerregende Höhen» steigen. «Die Anwohner können sich diese irgendwann nicht mehr leisten», wird der Professor zitiert. Er habe jedes Verständnis, dass sich die lokale Bevölkerung wehre.

Grundsätzlich sei der Tourismus zwar etwas Positives, aber es gebe «Grenzen des Erträglichen» und irgendwann würden die negativen Aspekte überwiegen. Zumal jene, die vom Tourismus profitieren, nicht dieselben seien, wie jene, die darunter leiden.

Gegenüber Eintrittspreisen wie in Venedig ist er skeptisch eingestellt, die Behörden vor Ort müssten entscheiden, welche Massnahmen geeignet seien – wie etwa Airbnb zu begrenzen oder die Zufahrt von Kreuzfahrtschiffen einzugrenzen.

Verwendete Quellen
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