Umweltgefahr in der Wand

Biozide in Hausfassaden: Stadt Luzern will nachbessern

Werden Gebäudehüllen saniert, werden häufig Farben mit Bioziden drin verwendet (Symbolbild). (Bild: zentralplus)

Werden Hausfassaden neu gestrichen und verputzt, kommen häufig biozide Wirkstoffe zum Einsatz. Durch den Regen aber gelangen diese Chemikalien in den Wasserkreislauf. Die Stadt Luzern sieht Handlungsbedarf, auch wenn der Spielraum klein ist.

Waren es auf nationaler Ebene die Pestizide, die aufgrund der Volksabstimmung über Monate zum heissdiskutierten Thema wurden (zentralplus berichtete), sind es in der Stadt Luzern nun die Biozide. Diese tauchen häufig in Farben und Putze auf, wenn Hausfassaden saniert werden. Die Biozide dienen dazu, dass möglichst lange keine Algen und Flechten wachsen.

Doch schon länger ist bekannt, dass die Biozide durch den Regen ausgewaschen werden können und so in die Umwelt respektive das Wasser gelangen. Dies beschäftigt die CVP-Fraktion der Stadt Luzern. Die beiden Grossstadträte Roger Sonderegger und Peter Gmür haben ein entsprechendes Postulat beim Stadtrat eingereicht. Sie fordern Massnahmen, um die Biozide in den Fassaden der Stadt Luzern zu reduzieren. Der Stadtrat hat überprüft, inwiefern die Stadt zur Reduzierung beitragen kann. Er sieht zwar Handlungsbedarf, doch viele Möglichkeiten gibt es nicht.

Bund regelt die Biozide

Wie der Stadtrat in seiner Stellungnahme schreibt, sei der Effekt des Auswaschens von bioziden Wirkstoffen bekannt. Auf Bundesebene hatte 2019 bereits eine Interpellation darauf aufmerksam gemacht. In seiner Überprüfung hielt der Bundesrat damals fest, dass Biozidprodukte nur zugelassen werden, wenn von diesen keine «unannehmbaren Wirkungen in der Umwelt verursacht werden». Zudem wurde ein Vollzugsprojekt durchgeführt.

Die Ergebnisse aus dem Projekt sind jedoch ernüchternd. So werden viele Produkte ungenügend gekennzeichnet. Gleichzeitig werden gemäss Bundesrat bei Fassadenbeschichtungen aber vermehrt Wirkstoffe verwendet, welche weniger ausgewaschen werden. Daher gibt es bislang keine Bemühungen auf Bundesebene, solche Stoffe zu verbieten.

Der Stadtrat sieht daher keine Handlungsmöglichkeit, um die Zulassung und den Gebrauch solcher Stoffe zu regulieren. «Hierbei liegt die Zuständigkeit beim Bund.»

Informieren, Informieren, Informieren

Gleichzeitig verteidigt sich der Stadtrat, bei Fassaden im Finanz- und Verwaltungsvermögen, wenn also die Stadt Bauherrin ist, solche Biozide «wenn immer möglich» zu vermeiden. Die ECO-Zertifizierung sei eine verbindliche Vorgabe bei städtischen Bauprojekten.

Es gibt aber auch solche, bei denen die Zertifizierung nicht möglich ist, zum Beispiel beim Konzerthaus Schüür, dass sich gerade im Umbau befindet (zentralplus berichtete). Doch auch dort schreiben ECO-Merkblätter vor, möglichst auf Biozide zu verzichten.

Handlungsbedarf sieht der Stadtrat insbesondere bei der Information. So will er das Thema der Biozide aktiver auf der Homepage der Umweltberatung Luzern, auf Social Media oder über einen Infoanlass behandeln. Damit will er Alternativen bei der Gebäudesanierung fördern.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 05.09.2021, 06:57 Uhr

    Was sind denn «Biozide»? – Biozide sind Wirkstoffe oder Zubereitungen, die Lebewesen abtöten oder zumindest in ihrer Lebensfunktion einschränken. Sie werden im nichtlandwirtschaftlichen Bereich zur Bekämpfung von Schadorganismen (Insekten, Pilze, Bakterien, Nager, Algen, etc.) eingesetzt.

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