Emotionale Debatte im Krienser Einwohnerrat

Bahnhof Mattenhof bekommt ein Riesendach für 800’000 Franken

So sollen die Dächer dereinst aussehen.

(Bild: zvg)

Kriens wird den Bahnhof Mattenhof mit einem grossen Dach aufwerten. Damit möchte der Einwohnerrat eine städtebauliche Duftmarke setzen. Im Parlament waren damit aber nicht alle einverstanden. Die Gegner warnten von finanzieller Verantwortungslosigkeit.

Das Gebiet Luzern Süd ist im Wandel. Die Schaffung von Wohnraum für mehrere Tausend Menschen stellt auch neue Ansprüche an die Infrastruktur. Insbesondere die Haltestelle Mattenhof der Zentralbahn muss entsprechend ausgebaut werden (zentralplus berichtete). Rund 8,8 Millionen Franken werden investiert. Beteiligt sind auch der Bund und der Kanton sowie Private. Für Kriens entstehen Kosten von 1,2 Millionen Franken.

Der Krienser Einwohnerrat debattierte diesen Donnerstag über den Ausbau des Bahnhofs. Im Grundsatz waren sich alle einig. Dass die Haltestelle ausgebaut werden muss, wurde von niemandem bezweifelt. Trotzdem entbrannte eine emotionale Debatte über einen einzelnen Teil des Projekts.

Ein Luxusdach für 800’000 Franken?

Der Einwohnerrat möchte neben den Gleisen ein grosses geschwungenes Dach realisieren. Dies anstelle eines Standarddaches, wie man es zum Beispiel von Sarnen und Stans kennt. Die zusätzlichen Kosten für das Spezialdach belaufen sich auf 800’000 Franken.

Widerstand gab es sowohl von links wie rechts. Die SP war der Meinung, dass die vom Einwohnerrat vorgeschlagene Lösung nicht sehr kreativ sei. «Es ist vielmehr eine Lösung aus der Schublade», monierte Einwohnerrat Cla Büchi. Die geplante Flügelform habe nichts mit dem Gebiet Mattenhof zu tun.

Das Geld solle daher statt für das Luxusdach besser für eine sozialräumliche Nutzung des neuen Quartiers oder die Verbesserung der Sicherheit in den Velounterführungen rund um den Bahnhof eingesetzt werden, forderte Büchi.

«In Kriens brauchen wir keine Extrawurstlösung.»

Martin Zellweger, SVP-Einwohnerrat Kriens

SVP-Einwohnerrat Martin Zellweger sprach sogar von «finanzieller Verantwortungslosigkeit». Der Gemeinderat habe bei diesem Projekt eindeutig das finanzpolitische Feingefühl beiseite gelassen. In einer Zeit, in der beim Ausbau des Schulraums gespart werden müsse, sei dies unverständlich. «In Kriens brauchen wir keine Extrawurstlösung», so Zellweger.

Die Gemeinden Sarnen und Stans, notabene Kantonshauptorte an der Linie der Zentralbahn, seien mit ihren Standarddächern zufrieden. Und Fraktionskollege Räto Camenisch ergänzte: «Ein Standarddach würde viel mehr zu den würfelartigen Bauten im Gebiet passen. Die Bevölkerung wird nicht verstehen, wenn wir in unserer finanziellen Lage derart mit Geld um uns werfen.»

«Es gibt ästhetische Ansprüche»

Die FDP sowie Teile der CVP argumentierten mit der städtebaulichen Relevanz der Haltestelle Mattenhof. «Das Gebiet Luzern Süd wird künftig ein wichtiges Einfallstor zu Kriens sein. Darum muss er gewissen architektonischen und ästhethischen Ansprüchen genügen», forderte Rolf Schmid (CVP). Denn dasselbe verlange man ja auch von privaten Bauherren, fügte Thomas Lammer von der FDP hinzu.

Gerade wenn man sich künftig als Stadt präsentieren und neue Steuerzahler anziehen möchte, müsse man in die Attraktivität investieren. Generell seien die Dorfeingänge heute sehr trist und wenig einladend. Mit der Haltestelle Mattenhof könne man nun die Chance packen und es hier anders machen, so der Tenor bei den Befürwortern.

«Es werden dereinst 10’000 Leute am Tag den Bahnhof benutzen. Mit dem geschwungenen Dach können wir dafür die adäquate Infrastruktur schaffen.»

Raoul Niederberger, Präsident Junge Grüne Kriens und Einwohnerrat

Ähnlich tönte es bei den Grünen. «Das geplante Dach wird dazu beitragen, den ÖV zusätzlich attraktiv zu machen», sagte Einwohnerrat Raoul Niederberger. Das vorgesehene Dach sei daher die logische Konsequenz. «Es werden dereinst 10’000 Leute am Tag den Bahnhof benutzen. Mit dem geschwungenen Dach können wir dafür die adäquate Infrastruktur schaffen», ist er überzeugt.

Parlament folgt dem Einwohnerrat

Damit sprachen die Befürworter dem Krienser Bauvorsteher Matthias Senn (FDP) aus dem Herzen. «Es geht hier mehr als einfach um ein Dach», wandte sich Senn an die Parlamentarier. Der Bahnhof werde zu einem Hot-Spot des neuen Quartiers. Ein ansprechend gestalteter Bahnhof sei die passende Visitenkarte dafür.

«Bei diesem Projekt geht es nicht um eine finanzielle Grundhaltung, sondern um die Qualität eines neuen Quartiers und einen Mehrwert für die sich entwickelnde Gemeinde», so Senn. Beispiele für diese Entwicklungen seien die neue Überbauung in der Teiggi oder das Kulturquadrat.

Letztlich stimmte der Einwohnerrat mit 13 zu 11 Stimmen für das vorgeschlagene geschwungene Dach. Der Beschluss untersteht dem fakultativen Referendum. Die Umsetzung des Projektes ist zwischen 2019 und 2021 vorgesehen.

Das Perrondach des Bahnhofs Laufen, das als Vorbild für das neue Krienser Riesendach fungiert.

Das Perrondach des Bahnhofs Laufen, das als Vorbild für das neue Krienser Riesendach fungiert.

(Bild: zvg)

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