Regierungsrat steht in der Kritik

Anlass in Zug mit Geld aus russischer Quelle finanziert

«Ich glaube nicht, dass wir einen Fehler gemacht haben», sagt Beat Villiger heute. (Bild: sib)

2017 gastierte die Tour de Suisse ein Wochenende lang im Kanton Zug. Der Anlass wurde mit Geld aus russischer Quelle finanziert, wie nun eine Recherche ans Licht bringt. In der Kritik steht auch ein Zuger Regierungsrat.

Vor fünf Jahren gastierte die Tour de Suisse ein Wochenende lang im Kanton Zug. Wie eine Recherche der «Sonntagszeitung» nun zeigt, wurde der Anlass damals mit Geld aus russischer Quelle finanziert.

Denn auch Konstantin Shmelev aus Oberägeri gehörte zu den Sponsoren. Er war Finanzchef einer Zuger Gashandelsfirma, der Rosukrenergo AG. Diese hat zwischen 2004 und 2015 mit Rohstoffen gehandelt, danach wurde sie aufgelöst.

Die «Sonntagszeitung» zeigt mit ihrer Recherche die Verflechtungen auf – und dass die Firma wiederholt bereits vor Jahren in Kritik gestanden ist. Ab 2005 habe die Firma immer wieder in dem aufflackernden Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine eine wichtige Rolle gespielt. Und der einstige Direktor der Rosukrenergo ist heute in Russland Justizminister.

Gelder wurden damals nicht im Detail auf ihre Herkunft geprüft

Und kein geringerer als der Zuger Sicherheitsdirektor Beat Villiger war damals OK-Präsident des Anlasses der Tour de Suisse im Kanton Zug. Im Medienbericht sagt Villiger, dass man damals die Herkunft der Gelder «nicht im Detail geprüft» habe. Eine professionelle Supportmanagement-Firma sei für das Sponsoring zuständig gewesen.

Der Regierungsrat betont zudem, dass nicht die Gashandelsfirma als Sponsor aufgetreten sei sondern die Familie Shmelev. Weiter sagt er: «Ich glaube nicht, dass wir einen Fehler gemacht haben.» Damals sei der Krieg, den auch ihn sehr beschäftige, weit weg gewesen. Aus heutiger Sicht seien Sponsorengelder jedoch sensibler zu überprüfen.

In Luzern distanzierte man sich früher von der umstrittenen Firma

Wie die «Sonntagszeitung» weiter aufführt, hat Shmelev auch einen Kampfsport-Anlass in Zug unterstützt und vor Jahren ein öffentlich ausgestelltes Kunstwerk in der Stadt gekauft. Andere hingegen haben sich bereits früher von der umstrittenen Gashandelsfirma distanziert. Beispielsweise die Verantwortlichen des Klassikfestivals Zaubersee in Luzern. Sie beendeten 2014 die Zusammenarbeit mit Shmelev, der auch diesen Anlass, der russischer Musik gewidmet ist, finanziell unterstützt hatte.

Die Zuger Nationalrätin Manuela Weichelt (ALG) hat bereits 2006 vor der Rosukrenergo gewarnt. Heute fühlt sie sich bestätigt, wie sie gegenüber der Zeitung sagt.

Shmelev sei laut Handelsregister heute Verwaltungsratspräsident einer Firma mit Sitz in Zug. Die Adresse führte die Zeitung zu einem Treuhandbüro, das dem einstigen Verwaltungsratspräsidenten der Rosukrenergo gehöre. Er und Shmelev seien für eine Stellungnahme jedoch nicht erreichbar gewesen.

Verwendete Quellen
Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon