Ein steiles und teures Unterfangen

Neues Trassee: Die Zugerbergbahn wird umgetopft

Philipp Hofmann, der Geschäftsführer, und Vroni Straub, die VR-Präsidentin der Zugerbergbahn AG: Bald wird hier das Trassee erneuert. (Bild: zvg)

Bald starten die Arbeiten zur Erneuerung des Zugerbergbahn-Trassees. Was relativ simpel klingt, ist eine äusserst aufwendige Sache. Nicht nur verlaufen die Geleise ziemlich steil, auch führen sie teils durch ein Naturschutzgebiet. Den Bikern steht ebenfalls eine anstrengende Zeit bevor.

«S'Zugerbergbähnli», wie es im Zuger Volksmund genannt wird, ist eine gfreute Sache. Praktisch alle Menschen, die hier aufgewachsen sind, haben die Bahn an schneereichen Tagen genutzt, um auf dem Hausberg zu langlaufen oder von oben runterzuschlitteln. Senioren freuen sich, via Bahn dem Herbstnebel zu entkommen, Schulklassen fahren mit Cervelats im Rucksack hoch, um auf dem Berglein zu bräteln.

Die 114-jährige Standseilbahn ist mehr als nur ein Touristen-Transport. Vielmehr dient sie als öffentliches Verkehrsmittel, mit dem rund 100 Anwohnerinnen nach Hause und in die Stadt fahren. Nicht eingerechnet sind dabei die Hunderte Schüler der Schule Montana auf dem Zugerberg.

Nun hat jedoch nicht nur der Betrieb der Bahn eine 114-jährige Geschichte hinter sich. Auch das Trassee stammt von 1907 und ist entsprechend sanierungsbedürftig, wie Philipp Hofmann, der Geschäftsführer der Zugerbergbahn AG, am Freitag an einer Medienkonferenz erzählt.

Es bräuchte eine Menge Lastwagen

«Gerade der Schnee und das Eis setzen dem Fundament zu und verursachen Schäden», erklärt er. Nicht zuletzt, weil das Fundament damals aus Sandstein gebaut wurde, was nicht sonderlich geeignet ist für solche Bauten. Auch wenn die Strecke der Standseilbahn mit 1'280 Metern nicht besonders lang ist, so ist das Ersetzen des bestehenden Trassees eine ziemliche Herausforderung, wie Hoffmann sagt. «Die grosse Menge an benötigtem Material würde beim Transport mittels Lastwagen ein riesiges Verkehrsaufkommen verursachen. Ausserdem ist gerade die Geissbodenstrasse ziemlich schmal.»

An einigen Stellen sei es sehr schwierig, überhaupt ans Bahntrassee zu kommen. Zudem liegen gewisse Streckenabschnitte im Naturschutzgebiet, weshalb man das Projekt möglichst naturschonend umsetzen wolle. «Wir werden darum zwei Seilbahnen einrichten, welche das Material an die richtigen Stellen bringen und von wo das alte Material wegtransportiert werden kann», sagt Hofmann.

Das Fundament des neuen Trassees bilden Betonsockel in einem Abstand von 18 Metern. Die Stahlträger, die montiert werden und die wiederum die Geleise tragen, sind ebenso lang. So können die Elemente noch mittels LKW transportiert werden.

Heute muss bei Schneefall tüchtig geschaufelt werden

Zurzeit verläuft das Trassee dem Boden entlang. «Das führt bei Schneefall dazu, dass die Bahn während mehrerer Tage stillsteht, da man erst die Kästen, in welchen sich die Seiltragrollen befinden, vom Schnee befreien muss», sagt Hofmann.

Das sei jeweils ein spektakuläres Unterfangen. Nicht zuletzt, weil die Arbeiter bei einer Steillage von bis zu 47 Grad arbeiten müssen. Dieses Problem soll künftig nicht mehr vorkommen. Das neue Trassee wird 60 Zentimeter über dem Boden auf einer Stahlkonstruktion liegen und über eine durchgehende Fluchttreppe verfügen, damit die Bahn den aktuellen Sicherheitsansprüchen genüge.

«Die Geleise stammen von 1984, sind jedoch in tadellosem Zustand. Zum Glück, bei den aktuellen Stahlpreisen!»

Philipp Hofmann, Geschäftsleiter Zugerbergbahnen AG

Die Sanierung nehmen zwei Teams gleichzeitig in Angriff, welche zuunterst an der Tal- und zuoberst an der Bergstation mit den Bauarbeiten beginnen. Was nicht erneuert wird: Die Personenwagen aus dem Jahr 2009 sowie die Gleise. «Diese stammen von 1984, sind jedoch in tadellosem Zustand. Zum Glück, bei den aktuellen Stahlpreisen!»

Tatsächlich blickt man etwas besorgt auf die aktuellen, sehr hohen Rohstoffpreise. «Wir hoffen, dass sich diese in den kommenden Monaten wieder etwas senken», so Hofmann.

Ein 14-Millionen-Franken-Projekt

Auch so hat das Unterfangen seinen Preis. 14 bis 15 Millionen Franken wird der Bau des neuen Trassees kosten. Dieses wird zu einem Grossteil von der Privatwirtschaft übernommen. Ein Achtel bezahlt zudem der Bund, da die Bahn Bergbewohnern als öffentliches Verkehrsmittel dient.

Man kann sagen, was man will: Die Zugerbergbahn ist hübsch gelegen. (Bild: zvg)

Ab 11. Oktober 2021 beginnen mit dem Bau der Installationsplätze bereits erste Vorarbeiten, damit ab 7. Februar 2022 unmittelbar mit den Hauptarbeiten gestartet werden kann. «Diese sollen zehn Monate dauern. Konkret bis am 8. Dezember 2022, damit wir Anfang der übernächsten Wintersaison wieder starten können», sagt Hofmann.

Kein triviales Unterfangen

Der Einbau des neuen Trassees werde eine Menge Handarbeit beinhalten. «Es ist vielerorts schlicht nicht möglich, die Stellen mit schweren Baumaschinen zu erreichen.» Dazu kommt, dass das Gelände steil ist. «Entsprechend ist es ein Unterfangen, welches nicht ganz so trivial ist und einiges an Vorarbeit verlangt hat.» Doch sei das Plangenehmigungsverfahren gemäss der Zugerbergbahnen AG reibungslos verlaufen, «es ging keine einzige Einsprache bei uns ein».

Aufgrund ihrer Komplexität sind einige Firmen bei der Sanierung involviert, unter anderem die hiesigen Bauunternehmen Hodel und Landis sowie der Bähnli-Spezialist Garaventa. Von Seiten der Bevölkerung und auch von der Korporation, der etwa die Geissbodenstrasse gehört, spüre man grosses Wohlwollen und Verständnis. Dies, obwohl der Bau gerade bei den Schönegg-Anwohnern für Emissionen sorgen dürfte und sich während den zehn Monaten der Fahrplan für Anwohner des Zugerbergs ändern wird.

Ersatzbusse stehen im Einsatz

Die Zugerbergbahn wird ab dem 7. Februar 2022 bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 den Betrieb einstellen. Die Erschliessungsfunktion für die Anwohner des Zugerbergs und das Institut Montana sowie der Transport der Gäste wird via Bahnersatz sichergestellt, so das Unternehmen. Dieser verkehrt ab der Talstation Schönegg über die Geissbodenstrasse. Im Winter wird der Busverkehr über Allenwinden geleitet. «Mit Ausnahme der Ersatzbusse gilt aufgrund des Baustellenverkehrs während der gesamten Bauzeit auf der Geissbodenstrasse ein allgemeines Fahrverbot», erklärt Hofmann.

Für Vroni Straub, VR-Präsidentin der Zugerbergbahn AG, ist die Bahn eine Herzensangelegenheit. Zum Projekt sagt sie: «Unser oberstes Ziel ist es, dass während der kommenden Zeit auf den Baustellen sowie auf dem Weg dahin keine Unfälle passieren.»

Viel länger habe man jedoch nicht warten können mit dem Ersatz des Trassees. «Sonst hätten wir irgendwann Probleme mit der Konzession erhalten», sagt Straub.

«Bald müssen Biker selber trampen.»

Philipp Hofmann

An schönen Tagen und auch nach Feierabend ist das Bähnli jeweils voll von Bikern. Was passiert mit den armen Sportsfreunden während der zehn Monate? Müssen sie etwa selber hochradeln? «Ja. Dann heisst es trampen», sagt Philipp Hofmann. Man stehe im guten Kontakt mit der IG Mountainbike Zug. «Diese beschloss, die Bauzeit gleich zu nützen, um den Zugerbergtrail gründlich zu sanieren.»

Zehn Monate Bauzeit. Das klingt kurz, zumal ein Teil davon im Winter passiert. «Tatsächlich ist die Zeit sportlich bemessen. Dennoch ist sie erreichbar», sagt Hofmann mit Überzeugung.

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