Für die Kleinsten gibt's nur noch beschränkten Eintritt

Neues Freiruum-Reglement bringt Zuger Eltern in Rage

Häufig geht es im Freiruum hoch her. Ob wohl jedes Kind ein eigenes Trampolin abbekommt? (Bild: zvg)

Seit anfangs Februar gilt in der Zuger Zwischennutzung Freiruum eine neue Regel: Kleinkinder bis drei Jahre dürfen unter der Woche nur noch am Montag und Dienstag in den Sportbereich. Ausserdem sind die Zeiten limitiert. Die Änderung ruft viele Zuger Eltern auf den Plan. Sie fühlen sich diskriminiert.

Rambazamba, hüpfende Kinder, Kuchenschlacht und gute Laune. Wer am Wochenende im Sportbereich der Zuger Zwischennutzung Freiruum zu Gast ist, muss sich erst an den hohen Lärmpegel gewöhnen.

Die Parkour-, Boulder- und insbesondere die Trampolin-Landschaft ist innert eines halben Jahres zum Lieblingsort vieler Kinder und Erwachsener mutiert.

Negatives war kaum zu hören, trotz teils langen Anstehzeiten vor der Kasse, insbesondere an den Wochenenden.

Seit kurzem jedoch häuft sich die Kritik. Man fühle sich «diskriminiert», heisst es von Seiten der Eltern. Bei den Bewertungen auf Facebook häuft sich in letzter Zeit das Prädikat «Not child friendly».

Kinder bis 3 Jahre bleiben häufig aussen vor

Grund für den Missmut sind Veränderungen im Reglement, welche am 1. Februar in Kraft getreten sind. Durften Kinder jeden Alters bis anhin an allen Wochentagen und zu jeder Zeit den Sportbereich nutzen, können per sofort nur noch die Kids über vier Jahren dieses Angebot unbeschränkt weiternutzen.

«Kinder unter 4 Jahren dürfen nur mit Eltern an den Wochentagen Montag und Dienstag von 11.30 bis 15.00 Uhr in den kostenpflichtigen Sportbereich.» Eine Facebook-Nutzerin kritisiert: «Ich bin mir nicht sicher, ob jemand von euch Kinder hat, denn von 11.30 Uhr bis 15 Uhr essen die Kleinen und machen ihren Mittagsschlaf. Wann genau sollen sie vorbeikommen?» Mit der neuen Regelung habe man sie als Kundin verloren.

Eine «Katastrophe für viele Familien»

Solche Rückmeldungen gibt es zahlreiche. Ein weiterer regelmässiger Besucher spricht von einer «Katastrophe für viele Familien».«Wie soll man da als berufstätiger Vater mit den Kindern gehen?», fragt er die Verantwortlichen auf Facebook.

Nicht nur die neuen Öffnungszeiten für die Knirpse geben zu reden. Auch zahlen Begleitpersonen jeweils einen Preis von 10 Franken. Zu zahlen, um «einfach daneben zu stehen, finde ich total überrissen», sagt ein weiterer Besucher. «An absolute rip-off», kommentiert eine weitere Freiruum-Besucherin auf Englisch. Zu deutsch: «Abzocke.»

Weiter ärgert sich ein Vater darüber, dass er für die Kinder ein 10er-Abonnement gekauft habe, bevor die Änderung kommuniziert wurde. Nun sind noch Eintritte übrig, welche die Familie nicht mehr nutzen könne.

Wegen Begleitpersonen zu wenig Kapazität für Hüpfende

Kim Grenacher, die Medienverantwortliche des Freiruum, erklärt auf Anfrage von zentralplus: «Grund für die Regeländerungen waren die Inputs der Gäste und häufige Beschwerden, dass sich im Parkour- und Trampolinbereich mehr Begleitpersonen als aktuelle Nutzer der Infrastruktur aufhalten.» Gäste, welche die Infrastruktur benutzen wollten, hätten die Sporthalle aufgrund der hohen Zahl von Begleitpersonen nicht mehr betreten dürfen. Die aktuelle Kapazität im Sportbereich beträgt 200 Personen gleichzeitig.

Mit dem vergünstigten Eintrittspreis von 10 Franken pro Begleitperson versuche man zu verhindern, dass pro Kind mehrere Begleitpersonen in den Sportbereich gehen – womit sich wiederum die Nutzerzahl reduzieren würde. «Wir haben uns andere Sportangebote der Schweiz angesehen. In der Regel ist es normal, dass Begleitpersonen auch Eintritt zahlen.»

Grenacher betont, dass neu jedoch Kinder ab 8 Jahren statt wie früher ab 16 Jahren ohne Begleitperson den Trampolinpark nutzen dürften. Damit würden weniger Kosten für Begleitpersonen anfallen.

«Natürlich ist uns bewusst, dass die Änderungen nie für alle stimmen können.»

Kim Grenacher, Medienverantwortliche Freiruum

Betreffend der Kritik an den Öffnungszeiten für die kleinsten Gäste sagt Grenacher: «Die Zeiten haben wir aufgrund der Erfahrung und der Kundenfeedbacks festgelegt. Natürlich ist uns bewusst, dass die Änderungen nie für alle stimmen können – wir haben uns hier an der Mehrheit orientiert.» In erster Linie sei den Freiruum-Betreibern wichtig gewesen, die Sicherheit der kleinsten Gäste gewährleisten zu können. «Bei solch kleinen Kindern ist es schwierig, die Verhaltensregeln im Sportbereich durchzusetzen», so die Mediensprecherin.

Anfangs habe man weniger Besucher verzeichnet, weshalb man die Sicherheit noch gewährleisten konnte. «Mit dem jetzigen Ansturm ist dies aber nicht mehr möglich. Zusätzlich sind solche Trampolinparks auch eher etwas für Kinder ab 6 bis 8 Jahren. Für die kleineren Gäste stehe der kostenlose Kids Corner zur Verfügung.

Freiruum plant andere Lösungen

Trotzdem, so Grenacher, «nehmen wir die Feedbacks zur Regeländerung ernst». Das Team habe sich bereits letzte Woche im Team die aktuelle Situation angeschaut und prüfe nun, ob noch weitere Slots möglich seien, oder ob man eine andere Lösung finde, welche für die meisten Besucher passen könnte.

Last but not least: Die Boulderer dürfte es freuen, dass mit der neuen Regelung die Gefahr kleiner wird, dass gerade dann ein Kleinkind unter der Kletterwand durchkrabbelt, an der man gerade hängt.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von verena voser
    verena voser, 05.02.2020, 16:27 Uhr

    da wünscht man doch den für die neue regelung zuständigen und verantwortlichen ganz einfach das nötige rückgrat, sich nicht verunsichern zu lassen. es gibt sie halt, die eltern, die alles, was ihre freiheit und selbstbestimmung tangiert, sofort als diskriminierung taxieren.

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  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 04.02.2020, 08:59 Uhr

    Die Helikopter-Eltern fühlen sich diskriminiert, nur weil sie der Ansicht sind, dass die Gesellschaft ihre herumtollenden «Goofen» an jedem Ort zu tolerieren hat. Mann, Mann.

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  • Profilfoto von Stefan Hofmann
    Stefan Hofmann, 04.02.2020, 08:48 Uhr

    Absolut richtig! Die Kleinen gehören nicht auf die Trampoline. Trampoline sind Sportgeräte, ideal für grössere Kinder. Ich (selber Kinder, 8 und 10 Jahre), hab mich oft geärgert über die kleinen Knirpse bzw. deren Eltern, die diese auf den Trampolinen rumliegen oder -sitzen lassen. Für kleine Kinder gibt es Indoorspielplätze. Liebe Eltern mit kleinen Kindern: sucht euch Orte aus, die für das Alter eurer Kinder geeignet sind! Und freut euch darauf, wenn eure Kinder alt genug sind. Bei allem was Kinder machen ist das Zauberwort: altersgerecht. Also überlasst den Freiruum den Kindern, die ihn auch wirklich nutzen können

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