SP-Interpellation gegen Abbau im Service public

Neues Briefkastenleerungsregime der Post wird in Luzern zum Politikum

Ihm ist der klammheimliche Abbau des Service public ein Dorn im Auge: SP-Grossstadtrat Claudio Soldati. (Bild: Bildmontage ida)

Die Post leert seit gut einer Woche ihre Briefkästen deutlich früher am Tag, an den Wochenenden oft gar nicht mehr. Auch die Stadt Luzern ist von diesem Abbau im Service public massiv betroffen. Nun werden zwei SP-Grossstadträte politisch aktiv.

Der A-Post geht auch in Luzern die Puste aus: Die Schweizerische Post baut den Service public weiter ab und leert in Zukunft Tausende Briefkästen in der Schweiz deutlich früher als bis anhin – oder gar tagelang gar nicht mehr. In der Stadt Luzern gibt es nur noch sehr wenige Briefkästen, die nach 17 Uhr geleert werden.

Das hat insbesondere Auswirkungen auf die A-Post. Denn einfach mal blindlings A-Post in den Briefkasten um die Ecke zu werfen, in der Annahme, diese komme dann tags darauf auch wirklich an, liegt nicht mehr drinnen. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss künftig die Leerungszeiten bei den Briefkästen genauestens studieren (zentralplus berichtete).

Das veranlasste SP-Grossstadtrat Claudio Soldati und SP-Grossstadträtin Raphaela Meyenberg, politisch aktiv zu werden. An diesem Mittwoch haben die beiden eine Interpellation eingereicht. Den Abbau des Service public hat die Stadtluzerner SP immer wieder umgetrieben. So lancierte sie vor vier Jahren eine Petition, um gegen den Poststellenabbau in der Stadt vorzugehen und reichte zahlreiche parlamentarische Vorstösse ein. Soldati stellt klar: «Gewerbe und Privatpersonen müssen einen weiteren Postleistungsabbau hinnehmen. Das kritisieren wir und lehnen Abbau im Service public ab.» Er hat sich auch gewundert, dass das Thema fast keine Öffentlichkeit erhalten hat. So hat auch die Post nicht öffentlich über den Abbau informiert.

Stosszeiten und Mehrverkehr als Folgen

Aus Sicht von Soldati und Meyenberg ergeben sich durch den Abbau für Privat- und Geschäftskundinnen neue Probleme: «Die Geburtstagskarte kommt möglicherweise erst einen Tag nach dem Geburtstag an. Firmen können nicht mehr den Briefkasten in ihrem Quartier benutzen, sondern sie müssen dafür sorgen, dass ihre A-Post-Briefe gegen Büroschluss in einem der zentral gelegenen Briefkästen oder bei Poststellen abgegeben werden.» Ihre Befürchtung: Dies führt zu Stosszeiten zu weiterem Mehrverkehr im Stadtzentrum.

«Die Post soll den Gegenwind spüren und dass wir den schleichenden und klammheimlichen Abbau des Service public nicht einfach so hinnehmen.»

Claudio Soldati, SP-Grossstadtrat

Soldati und Meyenberg wollen vom Luzerner Stadtrat wissen, wie dieser das neue Leerungsregime politisch beurteilt respektive vor dem Hintergrund eines hochstehenden Service publics. Weiter wollen die Interpellanten in Erfahrung bringen, wie der Stadtrat das neue Leerungsregime für Privatkunden und Geschäftskundinnen beurteilt und welche Möglichkeiten der Stadtrat gegenüber der Post verfügt, um auf das Briefkastenleerungsregime Einfluss zu nehmen. Und ob der Stadtrat allenfalls eine Möglichkeit sieht, über den Schweizerischen Städteverband auf die Post Einfluss zu nehmen.

«Die Post soll den Gegenwind spüren und dass wir den schleichenden und klammheimlichen Abbau des Service public nicht einfach so hinnehmen», stellt Soldati klar. Diese Botschaft soll auch bei der Post so ankommen. Zudem erhofft er sich, dass die Stadt, die in regelmässigem Austausch mit der Post ist, sich unmissverständlich gegen weiteren Abbau im Service public wehrt.

Mehr zum Abbau liest du hier:

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Andreas Pearson
    Andreas Pearson, 09.06.2021, 22:00 Uhr

    Der oberste SPler, Christian Levrat, ist ja jetzt von Simonetta Sommarugas Gnaden Präsident unserer Post, mit einem Lohn von 250’000 Franken für einen 50% Job.

    Sollen die SP-Grossstadträte bei ihrer eigenen Partei anklopfen, was da bei der Post vorgeht. Die SP hat es ja selbst in der Hand.

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 09.06.2021, 14:36 Uhr

    was für ein Theater,,, alles per Mail, oder Scannen, ich laufe schon lange nicht mehr zum Briefkasten,

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