«Hohes kulinarisches Niveau» soll weiterhin gelten

Neuer Wirt für früheren Gourmet-Tempel gesucht

Im Sommer soll ein neuer Pächter das Traditionslokal am Zugersee weiterführen.

(Bild: Screenshot Homepage Sternen)

Seit Ende März hat der «Sternen» in Walchwil geschlossen: aus gesundheitlichen Gründen der bisherigen Pächter. Nun sucht man einen neuen Wirt. Doch so einfach ist es offenbar nicht, das Zuger Gourmet-Restaurant weiterzuführen.

Zum 1. Juni oder nach Vereinbarung will die «Gastroconsult» das alteingesessene und traditionelle Speiselokal in Walchwil neu vermieten. So steht es in dem Inserat, das in der jüngsten Ausgabe des Gastro-Journals veröffentlicht wurde. «Dieser gehobene (zurzeit mit 14 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete) Gastrobetrieb befindet sich am Zugersee. In diesem renommierten und ehrwürdigen Haus sind Räume mit unterschiedlichen Grössen und geschmackvollem Ambiente untergebracht», wird die Immobilie künftigen Pächtern angepriesen.

Entscheidender Satz in der Ausschreibung: «Dieser Betrieb eignet sich für ein gut ausgebildetes Wirtepaar, welches gewillt ist, das hohe kulinarische Niveau fortzusetzen.» Très bien! Aber wie einfach ist es, einen Nachfolger für Heimo Franz und Sandra Anliker zu finden, die bisher das Gasthaus leiteten und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen können?

Früher funkelte im «Sternen» noch ein richtiger Stern

Zumal das Wirtepaar, das zuvor das Golfrestaurant in Küssnacht managte, sich schon schwer tat, die Standards aufrechtzuerhalten. Der «Sternen» hatte sich während den 18 Jahren zuvor unter René Weder zu der Feinschmeckeradresse in Zug schlechthin etabliert – dotiert mit 16 Gault-Millau-Punkten und einem Guide-Michelin-Stern. Unter der Ägide der nun zurückgetretenen Wirte glänzte der «Sternen» in Walchwil noch mit 14 Gault-Millau-Punkten.

«Ob es sich nun um 14 oder um 16 Gault-Millau-Punkte handelt, spielt keine Rolle für das kulinarische Niveau der Küche», stellt Michael Hostmann klar. Der gebürtige Deutsche lebt schon seit Jahrzehnten im Kanton Zug, ist Gastro-Experte und kennt die Restaurants im Zugerland wie seine Westentasche. Gleichzeitig stellt Hostmann in Frage, ob so ein «Gourmet-Tempel» überhaupt in Walchwil überlebensfähig ist. «Das kommt vor allem auf die Mietkonditionen an», sagt der Zuger Gastro-Experte.

«Das regionale Einzugsgebiet in Walchwil und im Kanton Zug ist zu klein für ein Haus mit solch hohen kulinarischen Ansprüchen.»

Michael Hostmann, Gastro-Experte im Kanton Zug

Er ist eher skeptisch, dass sich der «Sternen» auf Dauer als Speiselokal auf hohem kulinarischem Niveau retablieren und lohnen kann. Grund: Zum einen sei die See-Terrasse des «Sternen» schwierig zu bewirtschaften, weil diese sich weit vom Restaurant entfernt befinde. «Wenn man eine Gesellschaft dort bewirten kann, ist das o.k. Aber für den A-la-Carte-Betrieb ist die Terrasse nur mit sehr viel Aufwand zu managen.» Zum anderen ist Hostmann überzeugt, «dass das regionale Einzugsgebiet in Walchwil und im Kanton Zug nicht ausreicht für ein Haus mit solch hohen kulinarischen Ansprüchen». Nicht zuletzt gebe es ein Parkplatzproblem.

Eine andere Gourmet-Adresse in Zug: Der Menzinger «Löwen».

Eine andere Gourmet-Adresse in Zug: Der Menzinger «Löwen».

(Bild: Screenshot Tripadvisor)

Trotzdem – was René Weder, der frühere «Sternen-Wirt» geleistet hat, könnte ja ein neuer Betreiber ebenfalls schaffen. Doch der 68-Jährige, der noch immer jeden Tag ein Bad in den momentan sehr kalten Fluten des Zugersees nimmt, stellt klar: «Man muss schon ein bisschen verrückt sein, von der Haute-Cuisine einiges verstehen und viel Zeit investieren, um in diesem Gastro-Segment bestehen zu können.» Ihm habe dabei geholfen, dass er seit Jahren in Zug gut vernetzt gewesen sei.

«Es ist nicht nur schwer, ein Gourmet-Restaurant in Walchwil zu führen, sondern auch eine ganz normale Beiz. Denn die jungen Leute ticken heutzutage ganz anders.»

René Weder, früherer «Sternen-Wirt»

Weder relativiert aber gleichzeitig: «Es ist nicht nur schwer, ein Gourmet-Restaurant in Walchwil zu führen, sondern auch eine ganz normale Beiz. Denn die jungen Leute ticken heutzutage ganz anders.» Unterm Strich brauche es einfach viel Durchhaltewillen. Weder selbst kocht seit 2014 übrigens nur «für Freunde». Im «Löwen» in Menzingen. Wieder unter einem Guide-Michelin-Stern. Versteht sich.

Es hat offensichtlich geschmeckt!

Es hat offensichtlich geschmeckt!

(Bild: Screenshot Tripadvisor)

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon