Steg zwischen Unter- und Oberägeri

Neuer Seeuferweg: Bald beginnt die heisse Phase

So könnte die umstrittene Seepromenade dereinst aussehen, die Unter- und Oberägeri verbinden soll. (Bild: zvg)

In Rapperswil ist er Unesco-Welterbe, im Ägerital soll er die Attraktivität des Naherholungsgebiets massiv steigern: ein Steg für Fussgänger, der im See verläuft. Die Idee wird nicht allen Anwohnern gefallen. Der Knackpunkt zu seiner Umsetzung könnte aber ein anderer werden.

«Wir sind derzeit dabei, Fragen zur detaillierten Materialwahl und zur genauen Linienführung zu klären», sagt Marcel Güntert (FDP), Gemeindepräsident von Oberägeri zum Projekt eines neuen Seeuferwegs, welches Unterägeri mit Oberägeri verbinden soll.

Bekanntlich haben die beiden Gemeinden nach einem Ideenwettbewerb 2019 drei Studien zur Seeufergestaltung verfassen lassen und sich danach vertieft mit der Machbarkeit eines Uferwegs befasst (zentralplus berichtete).

Betroffene ab Oktober im Bild

Das Vorprojekt ist schon weit gediehen. Es soll ab Oktober den Anwohnenden und betroffenen Grundbesitzern vorgelegt werden. «Sie wollen wir als Allererste orientieren», sagt Güntert.

Bis Ende Jahr solle dann die Vorlage für einen Projektierungskredit weiterbearbeitet werden. Mindestens sei dies das Ziel, so Güntert, vielleicht dauere es aber noch bis Februar. Diese Vorlage soll dann gleichzeitig in Unterägeri und Oberägeri der gesamten Bevölkerung vorgestellt werden. «Aufgrund der Investitionshöhe und der Beteiligung beider Gemeinden wird wohl gegen Ende 2022 eine Urnenabstimmung durchgeführt.»

Bis Restaurant Ägerisee kaum Probleme

Die Realisierung des Seeuferwegs stellen sich die Planer und Gemeinderäte etappenweise vor – in zwei oder drei Bauphasen. Gemäss Güntert soll der Seeuferweg am Buechli in Unterägeri starten, beim Landvorsprung des Lutisbach auf die Strasse zurückkehren und später auf Oberägerer Gebiet übers Wasser bis zum Restaurant Ägerisee führen. «Der Bau des Abschnitts zwischen dem Restaurant Ägerisee und dem Seeplatz in Oberägeri folgt später», sagt Güntert.

«Entscheidend für die Realisierung des Seeuferweges ist die Akzeptanz in der Bevölkerung.»

Marcel Güntert (FDP), Gemeindepräsident Oberägeri

Ein Augenschein vor Ort erklärt das Vorgehen: Bis zum Restaurant Ägerisee werden nur Bootshäuser, aber keine bewohnten Liegenschaften vom Seeuferweg umrundet. Also ist hier kaum mit Opposition der Anwohnenden zu rechnen.

«Kritische Kommentare»

Dass es Einwände von Grundbesitzern gegen den Seeuferweg gebe, räumt Güntert ein. Es habe im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens zur Ortsplanungsrevision «durchaus auch kritische Kommentare von Grundeigentümern gegeben». Schliesslich steht der Seeuferweg im Raumentwicklungskonzept und ist somit auch Teil der Ortsplanung.

Marcel Güntert und Blick von der Hauptstrasse in Oberägeri Richtung Westen: Bis hier soll der erste Bauabschnitt des Uferwegs verlaufen.

Offenbar empfinden einzelne Hausbesitzer einen Steg im See als Eingriff in ihre Eigentumsrechte – obwohl der See dem Kanton gehört. Vor Jahrzehnten hatte auch die Schaffung eines Bojenfeldes in Oberägeri zu einem langen Rechtsstreit geführt – die Anwohnenden hatten aber schliesslich nichts dagegen unternehmen können.

«Entscheidend für die Realisierung des Seeuferweges wird aber die Akzeptanz in der Bevölkerung sein», glaubt Güntert. «Gemäss einer Umfrage zum räumlichen Bild anfangs 2020 ist diese gross. Damit würde  auch ein überwiegendes öffentliches Interesse bestehen».

Selber ist er – wie auch der Gemeinderat von Unterägeri – fest davon überzeugt, «dass der Seeuferweg die Attraktivität der Verbindung zwischen den beiden Orten massiv steigert.»

Wichtig: Bundeshilfe

Wichtig ist für Güntert das Mitwirken des Bundes. Etwa 35 Prozent der Kosten soll der übernehmen. «Das könnte entscheidend sein für die Zustimmung zum Projekt an der Urne», glaubt der Gemeindepräsident von Oberägeri. Voraussetzung ist indes, dass der Seeuferweg zur 4. Generation des Agglomerationsprogramms zugelassen wird. Damit unterstützt der Bund Agglomerationen und Kantone bei Projekten zur Verkehrs- und Siedlungsentwicklung.

«Wir sind daher auch dabei, akribisch ökologische Ausgleichsmassnahmen beim Bau des Seeuferweges einzuplanen», sagt Güntert. Die Unterstützung durch Kanton und Verbände soll helfen, damit die Bundesgelder fliessen.

«Mehrere Stege angesehen»

Bekanntlich soll der Steg, dort, wo er die bestehende Promenade ergänzt, rund zweieinhalb Meter breit sein und brückenähnliche Einlässe aufweisen, damit Boote vom See zu den Bootshäusern gelangen werden.

«Wir haben uns mehrere andere Stege angesehen», sagt Güntert. In Rapperswil etwa führt eine Holzbrücke dem Damm entlang bis nach Hurden. Sie ist Teil des Unesco-Weltberbes – weil bereits die Menschen der Jungsteinzeit einen ähnlichen Steg über die seichte Passage zwischen Zürich- und Obersee angelegt hatten.

Vorbild Richterswil

«Der Steg in Rapperswil ist relativ hoch», sagt Güntert. Man habe sich dann eher am Seeuferweg in Richterswil orientiert, der tiefer und näher an der Wasseroberfläche liegt. «Wir glauben, dass dies einen besseren Erlebniswert mit sich bringt.»

Damit der Steg dennoch nicht überschwemmt wird, habe man mit dem beteiligten Ingenieurbüro die Pegelstände der letzten 20, 30 Jahre analysiert. Das Hochwasser dieses Sommers habe keinen Einfluss auf die Planungsarbeiten gehabt. «Das zu berücksichtigende Extremereignis geschah bereits im Jahr 2005», sagt Güntert. «Damals stand das Wasser noch einen halben Meter höher als in diesem Sommer.»

Das Vorhaben könnten die Ägeritaler Gemeinden relativ schnell umsetzen. Im Fall einer Zustimmung der Bevölkerung soll der grösste Teil des Ägerer Seeuferwegs möglichst ab 2026 gebaut werden.

Auch Zug wollte einmal einen Seeuferweg

Anders sieht es in der Stadt Zug aus, wo eigentlich seit Jahrzehnten ebenfalls ein Seeuferweg vorgesehen ist. Im Rahmen der Seeufergestaltung sollte das gesamte Ufer vom Theater Casino bis zum Strandbad für die Öffentlichkeit begehbar gemacht werden.

Der Abschnitt zwischen Bootshafen bis zum Strandbad ist aber immer noch unzugänglich – und wird es wohl auch noch eine Weile lang bleiben. Nachdem man in den 1990er Jahren eine Aufschüttung für einen Weg im Zugersee vornehmen wollte, reduzierte man um die Jahrtausendwende die Pläne.

Nun sollte die fehlende Verbindung soweit wie möglich an Land – und in einem letzten Stück – über einen Holzsteg zur Oeschwiese geführt werden. Diese wird bekanntlich demnächst ins erweiterte Strandbad integriert.

Die Erweiterung beschäftigt momentan das Baudepartement der Stadt Zug ebenso wie die künftigen Veränderungen im Badepark Brüggli, weiter im Westen der Stadt. Diese konkreten Projekte seien in Arbeit, sagte Departementssekretärin Nicole Nussberger auf Anfrage. «Daneben werden Grundlagen für eine Seeufer-Gesamtbetrachtung zusammengeführt, um die immer dichter genutzten öffentlichen Aufenthaltsbereiche entlang des Seeufers für die wachsende Bevölkerung auch in Zukunft zu sichern», so Nussberger.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Zimmermann Joerg Josef
    Zimmermann Joerg Josef, 19.09.2021, 08:14 Uhr

    Alles was demMenschen dient, zu seiner Zerstreuung, seiner Bildung, seiner Gesundheit sollte in Augenschein genommen und der Realisierung zugeführt werden. Als gebürtiger Zuger wäre der Steg mein Anliegen. Die Spaziergänge mit meinen Eltern und Verwandten am Ägerisee zählen zu meinen schönsten Sonntagsgedanken. 3m Mindestbreite sollte aber für den menschlichen Gegenverkehr in die Planung einbezogen werden. Familien kommen oft gruppenweise:)

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