Unterirdische Station für 1'200 Velos

Parkgebühren für Velos in der Stadt Luzern: Linke und Grüne sagen ja – zähneknirschend

1'200 Abstellplätze und einen direkten Zugang zum Bahnhof: die geplante Velostation unter der Bahnhofstrasse. (Bild: Visualisierung: zvg)

Der Stadtrat soll weiter prüfen, ob die Parkplätze in der neuen Velostation kosten sollen. Und wenn ja, wie viel. Das Luzerner Stadtparlament fällte diesen Entscheid längst nicht einstimmig – und der Stadtrat hat noch einige knifflige Fragen zu beantworten.

Die geplante Velostation unterhalb der Bahnhofstrasse muss ein Erfolg werden. Soweit sind sich praktisch alle Fraktionen des Grossen Stadtrates einig. Wie dies erreicht werden soll – und was überhaupt als Erfolg gewertet werden kann –, darüber gehen die Meinungen dann doch noch recht weit auseinander, wie die Debatte im Stadtparlament aufzeigte.

Kürzlich zeigte der Stadtrat in den Grundzügen auf, wie er sich eine Bewirtschaftung der Velostation und deren rund 1'200 Abstellplätze vorstellen könnte. Kurz: 500 der Abstellplätze sollen gebührenpflichtig sein. Ein Jahresabo könnte zwischen 60 und 150 Franken kosten. In den ersten zwei Jahren soll die Station jedoch komplett gratis sein (zentralplus berichtete).

Das Stadtparlament überwies an diesem Donnerstagvormittag einen Vorstoss der CVP und GLP teilweise, der ein Bewirtschaftungsmodell als Teil der Planung der Station fordert. Damit erhält der Stadtrat nun grünes Licht, um solche Modelle vertieft zu prüfen.

Zähneknirschen bei der SP

In der Diskussion des Parlamentsgeschäfts zeigte sich unter anderem, dass das Thema Velostation auch innerhalb der jeweiligen Fraktionen für einigen Gesprächsstoff gesorgt haben dürfte. In der SP-Fraktion war eine Mehrheit bereit, die Bewirtschaftung weiter prüfen zu lassen – dies allerdings nur zähneknirschend, wie Sprecher Nico van der Heide es formulierte.

Dies unter anderem, weil die Absicht, 500 der Plätze gebührenpflichtig zu gestalten, als zu hoch eingestuft wird. Van der Heide rief den gewaltigen Flop mit den kostenpflichtigen smarten Veloständern vor dem Bahnhof in Erinnerung, deren Auslastung gegen null tendierte (zentralplus berichtete). Zum anderen verwies er auch auf die Tatsache, dass das oberirdische Abstellen von Velos nach Bundesrecht nicht gänzlich verboten werden kann. Angesichts dieser Faktoren müsse die Station einen echten Mehrwert – also gewisse Serviceleistungen – für den Grossteil der potenziellen Nutzer bieten.

Grüne: Zu wenig Gratis-Veloabstellplätze

Für Martin Abele (Grüne) war die bisherige Diskussion um die Bewirtschaftung der Velostation «verkehrt aufgezogen». Die Argumentation, dass das Parkieren etwas kosten soll, weil die Realisierung der Station teuer ist, kann er nicht so stehen lassen. Zur Erinnerung: Die Stadt geht aktuell von Kosten von rund 17 Millionen Franken aus. «Aber es gibt auch eine einfache ökonomische Regel, dass sich der Preis nach der Nachfrage ausrichtet», so Abele. «Im Fall der Velostation heisst das, dass man sehr klug kalkulieren muss, um dem neuen Angebot zum Erfolg zu verhelfen.»

Für die Grünen ist deshalb klar, dass ein möglichst hoher Anteil der Veloabstellplätze in der Station gratis zur Verfügung gestellt werden muss. Auch die Grünen erachten deshalb die Zahl von 500 kostenpflichtigen Abstellplätzen als zu hoch. Abele schlägt deshalb vor, dass eine 1/3-zu-2/3-Lösung angestrebt werden sollte. Hier soll der Stadtrat nochmals über die Bücher.

Anders sehen es die Jungen Grünen. «Wer das Velo am Bahnhof abstellen muss, soll dies kostenlos tun können», fasste Jona Studhalter den Grundsatz der Jungen Grünen zusammen. Auch er verwies auf die ungenutzten Smartmo-Abstellplätze und befürchtet, dass die Velostation zum teuren unterirdischen – und vor allem leeren – Loch verkommen könnte.

«Das Problem ist nicht, dass diese Plätze etwas kosten. Das Problem ist, dass wir zu wenig Veloabstellplätze haben.»

Jona Studhalter, Junge Grüne

Letztlich sieht Studhalter das Problem aber grundsätzlich an einer anderen Stelle: «Das Problem ist nicht, dass diese Plätze etwas kosten. Das Problem ist, dass wir zu wenig Veloabstellplätze haben. Wenn man die oberirdischen Abstellplätze nun in den Boden verlegen will, dann gibt das unter dem Strich gar nicht so viel mehr Veloabstellplätze.»

Argument im Abstimmungskampf

Zufrieden zeigten sich dagegen die CVP und GLP. Roger Sonderegger (CVP) argumentierte damit, dass ein Bewirtschaftungsmodell im Abstimmungskampf skeptische Luzernerinnen überzeugen könnte. «Um die Velostation gut zu verkaufen, braucht es gute Argumente. Die Bewirtschaftung ist ein solches Argument.»

Auch Stefan Sägesser (GLP) war mit der Antwort des Stadtrates «fast von vorne bis hinten» einverstanden. In Detailfragen, wie etwa der Zugang zur Station am Abend auszugestalten sei, müsse der Stadtrat aber noch über die Bücher und präzisere Vorschläge machen.

Damian Hunkeler (FDP) gab bereitwillig zu, dass er «nicht ganz so euphorisch» wie andere Redner sei. Für die FDP sei es selbstverständlich, dass die Abstellplätze etwas kosten sollen. Zumindest die Kosten für den laufenden Betrieb der Station sollten abgedeckt werden, auch wenn Hunkeler wenig Hoffnung hat, dass dies der Fall sein wird.

Die Haltung der SVP zur Velostation ist auch hinlänglich bekannt. Sofern die Gebühr zu einem Mehrwert führt – etwa Ladestationen für E-Bike-Batterien oder Helmschliessfächer, sei die SVP mit dem Konzept des Stadtrates einverstanden.

«Die Bahnhofstrasse soll von den abgestellten Velos entlastet und so attraktiviert werden.»

Beat Züsli, Stadtpräsident

Für den Stadtrat bleibt das Ziel der Station derweil klar, führte Stadtpräsident Beat Züsli aus: «Die Bahnhofstrasse soll von den abgestellten Velos entlastet und so attraktiviert werden.» Der Erfolg der Velostation sei dafür entscheidend. Die ersten zwei Jahre wird die Velostation gänzlich gratis sein. In dieser Zeit will man Erfahrungen sammeln und allenfalls Anpassungen am Konzept unternehmen können. Auch Details wie Öffnungszeiten und Preise werden nun weiter diskutiert werden müssen.

Im nächsten Schritt muss nun ein Bericht und Antrag zur Finanzierung der Velostation ausgearbeitet werden. Die Bewirtschaftung wird darin ein zentraler Punkt sein – und mit Sicherheit nochmals für Diskussionsstoff sorgen.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von minou
    minou, 01.05.2021, 19:35 Uhr

    Es wird diskutiert und diskutiert. Kostet auch. Laufend neue Kosten in der Planung, Bau und Unterhalt. Ein Loch ohne Boden…. Es scheint wieder ein Pilotprojekt zu sein. Nicht durchgedacht, man fragt nicht nach den Bedürfnissen der Velofahrer… Nun sollen sie auch noch Parkgebühr bezahlen für ein verpisstes Loch, wo sich kaum eine Frau hin traut.
    Wieder einmal mehr völlige Fehlplanung der Stadt Luzern.

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 30.04.2021, 12:18 Uhr

    Ist wie zu Hause. Der Vorgarten soll aufgeräumt sein und hinter der Fassade herrscht eine Sauerei. Man kann eine solche Velostation bauen, sollte dann aber konsequent jeden Velölli büssen, der seinen Drahtesel trotzdem vor dem Restaurant, Geschäft etc. parkiert, weil er zu faul ist, ein paar Meter zu gehen. Gilt im Umkehrschluss aber auch für den Autofahrer. Die Faul- und Bequemlichkeit der Gesellschaft ist der wahre Treiber der hohen Krankenkassen-Prämien. So gesehen wird wohl einmal mehr am Bürger vorbei gebaut.

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