Zum Schluss bleibt den Luzernern nur der Frust

Neue Spieler beklagen alte FCL-Probleme

Die neuen FCL-Abwehrstrategen Christian Gentner (links) und Holger Badstuber sind nach dem Drama gegen YB erst recht gefordert. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Neue Saison, alte Platte: Der FC Luzern verliert zum Saisonstart ein Heimspiel, das der Cupsieger nach einer 3:1-Führung für sich hätte entscheiden müssen. Es war ein vortreffliches Spektakel und Meister YB der hochkarätige Gegner. Aber wieviel Anlass zur Zuversicht gibt dieses schmerzhafte 3:4 für die sportliche FCL-Zukunft?

Meister gegen Cupsieger ist, wenn …

… die Luzerner einen Weg in die Niederlage finden. Eine schmerzhafte Erkenntnis. Von den letzten sieben Spielen gegen den Ligadominator, eines davon im Cup, hat der FCL bloss eines nicht verloren. Auch wenn er in dieser Zeit das eine oder andere Mal knapp davor stand, der Statistik mit einem Sieg ein schöneres Gesicht zu geben.

Die Mannschaft von Fabio Celestini war an diesem Samstagabend auf bestem Weg, ihren Sportchef rundum glücklich zu stimmen. Remo Meyer hatte im Vergleich zur letzten Saison einen guten Start in die Meisterschaft gefordert, einen mutigen Offensivfussball und deutlich weniger Gegentore (zentralplus berichtete).

Lediglich in einem Bereich erfüllte der FCL seine Vorgabe: Er schoss in diesem Wahnsinnsspiel drei Tore nach einem 0:1-Rückstand. Aber er kassierte eben auch drei weitere Gegentreffer und stapfte als Verlierer mit einem «Nuller» vom Platz (zentralplus berichtete).

FCL verliert seine DNA

Nach einem ähnlichen Drehbuch hat der FCL in der letzten Saison einige Spiele aus den Füssen gegeben. Nicht nur gegen YB. Was soll also im letzten Juli-Wochenende 2021 und nach dieser Transferkampagne auf Fortschritt schliessen?

«Die schwachen Momente in unserem Spiel müssen wir in Zukunft besser kontrollieren können.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Die DNA ist der Begriff, den FCL-Trainer Fabio Celestini im Nachgang zum frustrierenden Erlebnis schier inflationär verwendet (zentralplus berichtete). Diese Mentalität hat seine Mannen zur zwischenzeitlichen Wende vom 0:1 zum 3:1 geführt – aber nach deren Verlust auch in den Abgrund.

Fabio Celestini sagt: «Nach dem Rückstand haben wir uns auf unsere DNA besonnen und von hinten heraus Fussball gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir aber den Mut, das Vertrauen und letztlich unsere DNA verloren. Zu viele lange Bälle haben zu einem Pingpong, wie es YB mag, geführt. Die schwachen Momente in unserem Spiel müssen wir in Zukunft besser kontrollieren können.»

Eine «brutale Enttäuschung» für Gentner

Christian Gentner, der neue Denker und Lenker im FCL-Mittelfeld, redete nach Spielende gegenüber dem TV-Sender «blue» davon, wie viel Spass das Spiel den über 13'200 Zuschauern gemacht haben müsse und wie «brutal enttäuschend» das Ende aus Luzerner Sicht gewesen sei. «Aber Standards müssen wir einfach besser verteidigen. Das Problem bestand schon letzte Saison.»

«Mich ärgert es, dass wir das 3:1 nicht über die Zeit retten konnten.»

FCL-Neuzugang Patrick Farkas

Der 36-jährige Schwabe ging über die volle Distanz und machte den besten Eindruck unter den FCL-Neuzugängen auf dem Platz. Und dies, ohne ein grosses Spiel abgeliefert zu haben.

Patrick Farkas, der Neuzugang aus Österreich, zeigte durchaus Willen und Leidenschaft. Ihn ärgerte es, dass «wir das 3:1 nicht über die Zeit retten konnten. Das müssen wir besser machen als letzte Saison.» Aber er wollte keinem seiner Teamkollegen einen Vorwurf machen. Wohl auch deshalb, weil auch von ihm in beiden Spielrichtungen noch etwas mehr kommen darf.

Warum wechselte Celestini Badstuber ein?

Der Untergang der Luzerner eignete sich genüsslich dazu, um über die eine Hochbegabung oder den anderen Bundesliga-Titularen vom Leder zu ziehen. Aber das verkneifen wir uns. Einen verhängnisvollen Fehler, wie er Marco Burch beim verhängnisvollen Ballverlust als letzter Mann vor dem 2:3 in der 59. Minute, darf einem erst 20-Jährigen passieren.

Holger Badstuber, der Bundesliga-Titan, machte bei seiner Premiere im Schweizer Klubfussball schon vor dem entscheidenden 3:4 keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Fabio Celestini rechtfertigte die Einwechslung des 32-jährigen Deutschen in der 81. Minute damit, dass «Marvin Schulz ein Problem hatte». Auf das Problem, das der Innenverteidiger hatte, ging er nicht näher ein.

«Dieses erste Meisterschaftsspiel gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Weil Badstuber im entscheidenden Zweikampf gegen den YB-Siegtorschützen Jordan Siebatcheu nicht vorteilhaft aussah (93.), eignete sich der Bayer bestens dazu, um sich das Büsserhemd überstreifen zu müssen. Aber er brachte mit seinem Wechsel nach Luzern einen Trainingsrückstand mit. Und einem Mann mit seiner Vita muss eine deutliche Leistungssteigerung zugetraut werden.

FCL mit nahrhaftem und intensivem Programm

Was für Erkenntnisse gibt es also nach diesem FCL-Drama zum Saisonauftakt? Die FCL-Protagonisten beschwören das gute Gefühl, das sie bis fast zu einer Stunde Spielzeit begleitet hat. Fabio Celestini: «Dieses erste Meisterschaftsspiel gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft. Es war ein sehr guter Test. Jetzt wissen wir, was wir verbessern müssen.»

Was soll er auch anderes sagen, als negativen Gedanken die Stirn zu bieten? Sein Team hat nun auswärts den FC St. Gallen, den ersten Heimauftritt in der Qualifikation zur Conference League, das Heimspiel gegen den FC Zürich, das internationale Rückspiel und den ersten Auftritt als Cup-Titelverteidiger in Cham vor der Brust. Dann geht es in der Meisterschaft in Genf und mit dem Heimspiel gegen Lausanne weiter. Ziemlich nahrhaft und intensiv.

Der scheue Ausblick: Die Luzerner haben auf diese Saison ihre Defensivabteilung verstärkt. Jetzt liegt es neben dem Trainer auch an den Leistungsträgern, die Marschrichtung vorzugeben. Eine spannende Herausforderung.

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