Gigantismus am Seetalplatz

Neue Hochhäuser, Kinos und 4000 Parkplätze

Der Seetalplatz aus der Luft: Bis Ende 2018 ist der neue Riesenkreisel fertig, ab dann werden die Häuser hochgezogen.

(Bild: Gemeinde Emmen)

Für 370 Millionen Franken wird der potthässliche Seetalplatz in ein neues, hoffentlich hippes Stadtzentrum umgebaut. Mit den vier geplanten Hochhäusern soll es rassiger vorwärts gehen als in Luzern.

Es ist immer alles eine Schuhnummer grösser, wenn es um den Seetalplatz geht – die grösste Baustelle des Kantons Luzern. Die Dimensionen dieses Standorts sprengen den normalen Rahmen deutlich. Das wird etwa aus der Medienmitteilung der Gemeinde Emmen von diesem Montag klar (siehe Box).

Am Seetalplatz werden bis Ende 2018 die Arbeiten an der neuen Verkehrsführung abgeschlossen sein. Der Autoverkehr rotiert dann in einem Grosskreisel, die Busse erhalten eigene Fahrspuren samt Bushaltestellen am neuen Bahnhofplatz, und auch Velo- und Fussgänger kommen nicht zu kurz. Ab 2019 kann auf den vier grossen Teilarealen der Hochbau starten.

zentral+ präsentiert Ihnen die spannendsten Zahlen zu diesem Grossprojekt:

4000

Trotz des bereits heute hohen Verkehrsaufkommens von täglich über 50’000 Fahrzeugen am Seetalplatz: Aufs Auto verzichten sollen all die Nutzer und Besucher der neuen Seetalplatzbauten deswegen nicht. Möglich sind laut Thomas Stadelmann, Emmer Leiter Departement Hochbau und Umwelt, nämlich total 3000 bis 4000 Parkplätze. Und mindestens so viele Veloparkplätze. Vorschriften für autoarmes Wohnen wie etwa in der Krienser Überbauung Mattenhof sind am Seetalplatz laut Stadelmann keine vorgesehen. Und dies, obschon der Standort dank der Nähe zur S-Bahn-Haltestelle Emmenbrücke sowie dem geplanten Busbahnhof bestens mit dem ÖV erschlossen ist.

So könnte der neue Bahnhofplatz dereinst aussehen.

So könnte der neue Bahnhofplatz dereinst aussehen.

«Das neue Verkehrsregime wird die Verkehrssituation insgesamt für alle verbessern», so Stadelmann. Wobei sich die Planer offenbar nicht ganz sicher sind, ob das auch zu Stosszeiten zutrifft. «Sollte das Monitoring zeigen, dass der Verkehr auf den Kantonsstrassen nicht optimal fliesst, sind Dosierungsmassnahmen mit Ampeln als mögliche Massnahmen angedacht.»

2019 bis 2021

Während dieser Zeit könnten auf dem Seetalplatz die ersten Neubauten erstellt und ab 2021 bezugsbereit sein. Aber nur, wenn man rasch vorwärtsmacht. Das dürfte etwa beim Projekt der kantonalen Verwaltung nicht so einfach sein.

2017

Am rassigsten geht’s vermutlich auf dem Maxx-Areal vorwärts. Dort soll der Ausbau des Kinokomplexes von heute acht auf neu 14 Säle bereits ab 2017 starten. «Wobei es eventuell auch mehr werden könnten.» Dies sagt auf Anfrage Robert Mainetti, Geschäftsführer der Viscosuisse Immobilien AG: «Wir erarbeiten mit der Credit Suisse, der das Maxx gehört, ein gemeinsames Projekt. Wo heute der Parkplatz ist, soll die Erweiterung der Kinos realisiert werden.» Details könne er aber noch keine nennen. Erweitert werden soll das Maxx-Gebäude auch zum Seetalplatz hin. Auf dem Areal sollen nebst Kinos aber auch Büros und Wohnungen entstehen. «Wir haben schon konkrete Interessenten für die Büroflächen», sagt Mainetti.

So sieht die Maxx-Fassade heute aus. Neu wird der Bau in einen grösseren Gebäudekörper «eingepackt», der näher an die Hauptstrasse kommt.

So sieht die Maxx-Fassade heute aus. Neu wird der Bau in einen grösseren Gebäudekörper «eingepackt», der näher an die Hauptstrasse kommt.

Spannend bezüglich Maxx: Im Riesen-Shoppingzenter Mall of Switzerland in Ebikon entsteht voraussichtlich bis Ende 2017 auch ein Multiplexkino mit zwölf Sälen, das Platz für 2200 Personen bietet. Das dürfte den harten Kampf um die Gunst der Kinogänger ordentlich anfeuern (zentral+ berichtete).

1800

Auf dem Seetalplatz sollen insgesamt bis zu 1800 neue Arbeitsplätze entstehen. Die meisten davon auf den beiden Baufeldern auf Seite der Bahngleise (A1 und A2). Besitzer ist der Kanton Luzern.

Auf dem Baufeld A1 könnte der Kanton seine Verwaltung zentralisieren. Im 150-Millionen-Franken-Bau könnten dereinst bis zu 1000 Kantonsangestellte arbeiten. Der definitive Entscheid wird aber erst nächstes Jahr gefällt (zentral+ berichtete). Seitens der Gemeinde wäre der Kanton als Grossmieter sehr willkommen, auch wenn dieser keine Steuern zahlt. Thomas Stadelmann sagt: «Was uns in Emmen generell fehlt, sind etwa hochwertige Dienstleistungsunternehmen oder Beratungsfirmen.»

700

In den rund 350 neuen Wohnungen könnten dereinst an die 700 Mieter leben. Die meisten Wohnungen werden in der Mitte des Seetalplatzes (B1-3) entstehen, dort, wo bis vor Kurzem Occasionsautos verkauft wurden.

So könnte das Emme-Ufer dereinst aussehen: Ganz links die neue Überbauung, rechts hinten das bestehende Hochhaus am Reusszopf.

So könnte das Emme-Ufer dereinst aussehen: Ganz links die neue Überbauung, rechts hinten das bestehende Hochhaus am Reusszopf.

Laut Stadelmann soll das Wohnen inmitten dieses kantonal meist befahrenen Verkehrsknotenpunkts durchaus attraktiv werden. «Mit den heutigen baulichen Massnahmen kriegt man das lärmtechnisch gut in den Griff. Speziell innen ergeben sich in einzelnen Baufeldern gute Möglichkeiten, attraktive Wohnsituationen zu schaffen.» Trotz geplantem Uferzugang zur Kleinen Emme werde es aber am Seetalplatz wohl kaum ein ausgeprägtes Familienquartier geben.

180

180 Millionen Franken kosten insgesamt die Neubauten auf den vier grossen Teilarealen. Die neue Verkehrsführung verschlingt 190 Millionen. Die grössten Grundstückbesitzer am Seetalplatz sind laut Stadelmann der Kanton Luzern, die Viscosuisse Immobilien AG sowie die Credit Suisse. Letzteren beiden gehört das grosse Areal entlang der Kleinen Emme, wo sich heute der Kinotempel Maxx befindet. Die Baufelder A2 und A3 bei der S-Bahn-Haltestelle gehören diversen privaten Grundstückbesitzern.

Vier

Während man in der Stadt Luzern schon gefühlte Jahrzehnte um die drei geplanten Hochhausstandorte streitet, solls in Emmen zügiger vorwärtsgehen. Auf jedem der vier Teilareale ist je ein Hochhaus von maximal 38 Metern Höhe geplant. Thomas Stadelmann, Leiter Emmer Baudepartment, sagt: «Wir sind nun gespannt auf die Vernehmlassung und was Ende Jahr das Emmer Parlament zu den Plänen sagt. Anders aber als etwa in städtischen Zentren dürfte der Widerstand gegen neue Hochhäuser auf grösstenteils unüberbauten Arealen wie am Seetalplatz geringer sein.» Die Gemeinde möchte die Hochhäuser, damit «Emmen am Seetalplatz eine bisher nicht vorhandene städtische Präsenz zeigen kann, eine neue Identität, die über die Gemeindegrenzen hinaus wahrgenommen wird», wie es Stadelmann ausdrückt.

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So viele Quadratmeter Seetalplatzland gehören der Gemeinde Emmen. Heisst: Sie kann dort keine Grundstücke verkaufen, sondern wird später bloss indirekt über Steuereinnahmen der neuen Bewohner profitieren.

Hier zeigen wir Ihnen die vier Baufelder auf dem Seetalplatz im Detail:

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