Rücktritt der Co-Präsidentinnen

Netzcourage: Streit um Ausrichtung des Vereins eskaliert

Die Vereinsleiterinnen und die Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin haben unterschiedliche Auffassungen, wie sich Netzcourage weiterentwickeln soll. (Bild: zvg)

Die Nationalrätinnen Greta Gysin und Tamara Funiciello legen ihr Amt als Co-Präsidentinnen von #NetzCourage per sofort nieder. Grund: «Strategische Differenzen über die Ausrichtung des Vereins».

Greta Gysin und Tamara Funiciello, welche im November 2020 als Co-Präsidentinnen von Netzcourage gewählt wurden, legen ihr Amt als Co-Präsidentinnen von #NetzCourage nieder. Dies teilt der Verein am Freitag mit.

«Ihre Vorstellungen über die Ausrichtung des Vereins decken sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit den Vorstellungen der Geschäftsführerin», heisst es in der Mitteilung weiter. Damit NetzCourage dennoch weiter gegen digitale Gewalt kämpfen kann, sei der Rücktritt des Co-Präsidiums sinnvoll. Vorübergehend wird das Präsidium interimistisch von Liliane Ritzi, welche seit Jahren Vereinsmitglied ist, übernommen.

Erst diese Woche hat Netzcourage eine Medienmitteilung mit dem Kommunikationskonzept verschickt, welches das Eidgenössische Gleichstellungsbüro gefordert hatte (zentralplus berichtete). Im Namen der Co-Präsidentinnen hiess es in der dazugehörigen Mail, dass sich der Verein Netzcourage auf einem «sehr guten Weg» befinde und der «Professionalisierungsprozess in vollem Gange» sei. Drei Tage später kommt die Mitteilung, dass die beiden Nationalrätinnen zurücktreten. Wie kann das sein?

Wohlwollende Worte zum Schluss

«Diese zwei Sachen schliessen sich ja nicht aus», schreibt dazu Tamara Funiciello auf Anfrage. «Der Verein kann auf gutem Weg sein und trotzdem kann man sich in der Führung nicht einig sein, wie es weitergehen soll. Wir haben diesen Zwischenschritt erfolgreich und unseres Erachtens zufriedenstellend zu Ende gebracht.» Nun gelte es, die nächsten Schritte einzuleiten. «Weil wir uns darin nicht einig sind und weil dies rasch passieren muss, haben wir uns auch für ein rasches Handeln entschieden», so Funiciello. Die Differenzen seien strategischer Natur, der Verein werde demokratisch entscheiden, wohin er will.

«Netzcourage hat massgeblich dazu beigetragen, dass ich heute noch Politik mache. Es ist und bleibt unser Ziel, dass wir digitale Gewalt erfolgreich bekämpfen», wird die SP-Nationalrätin in der Mitteilung des Vereins zitiert. Auch Greta Gysin (Grüne) wird mit wohlwollenden Worten zitiert: «Netzcourage leistet wichtige Pionierinnenarbeit im Bereich der digitalen Gewalt in der Schweiz.»

Mit Projekten wie dem #NetzPigCock (zentralplus berichtete) oder der #NetzAmbulanz seien niederschwellige und wichtige Angebote geschaffen worden, um diese Gewalt erfolgreich und effektiv bekämpfen zu können. «Dass wir unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Vereins haben, ändert nichts daran, wie wichtig diese Angebote sind», so Gysin.

Jolanda Spiess-Hegglin bedauert gemäss der Mitteilung den Abgang der beiden Co-Präsidentinnen. Sie bleiben Vereinsmitglieder.

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9 Kommentare
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 09.10.2021, 13:06 Uhr

    Hmm… Es kann in einem Bienenstock nur eine Königin geben. Der Streit war in meinen Augen vorprogrammiert. Man nennt dies im Volksmund auch Stutenbissigkeit-

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 09.10.2021, 18:58 Uhr

      Im tiefsten Grund haben Sie zweifelsohne recht. Versuche ich, die Analyse um eine Bewusstseinsstufe anzuheben und den Handlungen einigermassen rationalisierte Begründungen zu geben, so würde ich davon ausgehen, dass die zwei Nationalrätinnen einfach kalte Füsse bekommen haben und mit der Geschäftsführerin nicht mehr in allzu enge Verbindung gebracht werden möchten. Wahrscheinlich wissen oder vermuten die Damen mehr bezüglich der künftigen Finanzierung der Herz-Organisation. Sowas nennt man dann auf der Stufe, wo Sprache nicht mehr der Erkenntnis, sondern bereits der Vernebelung dient, „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung“.

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    Andreas Peter, 08.10.2021, 17:09 Uhr

    Leute die solche Sprüche rauslassen, wie «Mit Herz gegen Hass im Netz» sind selber die grössten Hetzer und Spalter.
    Ähnlich wie «Correctiv», welche für sich in Anspruch nehmen, die Wahrheit gepachtet und die ultimative Instanz zu sein. Auch schon gerichtlich verurteilt wegen Verbreitung von Lügen.
    Es sind einfach nur anmassende Linksaktivisten. Leider gibt es kaum jemand in den Medien, der dies aufzeigt, so muss ich es wieder tun. 😉

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      Daniela Uebersax, 08.10.2021, 18:21 Uhr

      Das zeigt in den Medien deswegen niemand auf, weil es kein links-rechts-Thema ist. Ausser Sie sind der Meinung, dass Hetze nur von Rechten kommt. Dann hätten Linksaktivisten ja allen Grund, dagegen vorzugehen.

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      Peter Bitterli, 08.10.2021, 19:25 Uhr

      Ganz ruhig, Herr Peter. Das Problem ist erkannt, wird mittlerweile breit diskutiert und auch von zahlreichen Medien aufgenommen, wenn auch einstweilen nur ausserhalb des Werdstrasse-Leutschenbach-WoZ-MAZ-Durchlauferhitzers. Es spricht sich schon noch breiter herum. Das Pendel schlägt längst zurück. Das ist einfachste Dialektik.

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    Hans Peter Roth, 08.10.2021, 14:38 Uhr

    Streit gehört zu demokratischen Strukturen, ist per se nichts Schlechtes. Leider versäumt es der Artikel, die Hintergründe des Streits aufzuzeigen, womit ich mich frage, ob es sich da nur um einen Sturm im Wasserglas handelt?

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    • Profilfoto von Peter Bitterli
      Peter Bitterli, 08.10.2021, 16:54 Uhr

      Sicher. Wenn „Co-Präsidentinnen“ zurücktreten, handelt es sich immer um einen Sturm im Wasserglas. Im Gegensatz zu Landammannfeiern. Da handelt es sich um ein Weinglas im Sturm.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 08.10.2021, 14:05 Uhr

    Hat die Funiciello schon Einsicht in Binswangers Buch nehmen können?

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    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 08.10.2021, 15:34 Uhr

      Wieso? Schreibt die Binswanger über Strategieentwicklung?

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