Frauen, Waffen, Nazi-Parolen

Rechtsextreme in Luzern: Wer steckt hinter «Junge Tat»?

Ausschnitt aus dem Video, das in Teilen auch in Luzern gedreht wurde. (Bild: Junge Tat)

In den sozialen Medien kursiert seit Mitte November ein Video der rechtsradikalen Gruppe «Junge Tat». Aufgenommen wurde es in Luzern. Aber stecken auch wirklich Luzerner dahinter?

Ein Video, das im Messengerdienst Telegram veröffentlicht wurde, sorgt derzeit für Furore. Zu sehen sind Männer mit grünen Sturmhauben, die sich mit völkischer Literatur, Bannern und Kampfposen inszenieren. Unter anderem in der Nähe der Allmend in Luzern. Der Film löste grosses Medienecho und empörte Reaktionen aus (zentralplus berichtete).

Eine Internetplattform, die von der Antifa betrieben wird, hat jetzt mehrere mutmassliche Mitglieder und Sympathisanten der «Jungen Tat» öffentlich gemacht. Diese Personen sollen in den Sozialen Medien Beiträge der Gruppierung geliked, geteilt oder wohlwollend kommentiert haben.

Dabei fallen drei Dinge auf: Die meisten mutmasslichen Mitglieder oder Sympathisanten der «Jungen Tat» sind relativ jung. Schätzungsweise zwischen 18 und 30 Jahre alt. Viele von ihnen stammen aus der Innerschweiz, mehrere aus ländlichen Gebieten Luzerns, drei aus dem Kanton Zug. Und unter ihnen sind mehrere junge Frauen. Manche der abgebildeten Personen wirken unscheinbar, andere hingegen zeigen ihre Gesinnung auf Portalen wie Instagram deutlich.

Posieren mit russischem Sturmgewehr

Eine junge Dame hat beispielsweise ihre Ausnahmebewilligung für den «Erwerb und Besitz von verbotenen Waffen» gepostet – und posiert später mit einer AK47 – einem russischen Sturmgewehr.

Andere Profile zeigen beispielsweise einen Mann, der sich mit einer Flak-Kanone hat ablichten lassen. Oder muskelbepackte junge Männer in kämpferischen Posen und teils bewaffnet. Auch Personen mit einschlägiger Kleidung wie der Marke Thor Steinar sind zu sehen, die als Erkennungsmerkmal für rechtsradikale Gesinnung gilt.

Unter den Beiträgen wurden zudem Hashtags wie «defendhelvetia» und «arbeitmachtfrei» gesetzt. Letzteres ist ein Satz, der über mehreren Eingängen von Konzentrationslagern stand.

Nicht alle der abgebildeten Personen seien Mitglieder der «Jungen Tat», aber mindestens Sympathisanten der Gruppierung, heisst es auf der Plattform.

Dass Luzern als Schauplatz für das «Junge Tat»-Video diente, scheint kein Zufall zu sein – gemessen an den Personen, die in Luzern, Zug oder der näheren Umgebung ansässig sein sollen.

Fortführung bestehender Gruppen

Wie die Betreiber der linken Website schreiben, soll sich die «Junge Tat» als Teil der «Nationalen Aktionsfront» (NAF) verstehen. Der Verweis auf die NAF ist auch in den bereits publizierten Videos auf der Plattform Telegram auf Transparenten sichtbar.

Die NAF setzt sich gemäss ihrer eigenen Website – oder «Weltnetzseite», wie sie schreiben – für den «bedingungslosen Kampf gegen jede Form der Überfremdung» ein. Sie besteht seit 2014. Ihr Instagram-Kanal hat aktuell 1032 Abonnenten. Die meisten davon sollen aus Deutschland stammen. Nur rund 100 Personen seien aus der Schweiz.

Im Wesentlichen, heisst es auf der Antifa-Plattform weiter, sei die «Junge Tat» eine Weiterführung der «gescheiterten Gruppen Nationalistische Jugend Schweiz (NJS) und Eisenjugend Schweiz (EJ). Beide machten im August dieses Jahres in Winterthur auf sich aufmerksam. Während die EJ mit Aufklebern stadtweit gegen Schwarze und Juden hetzte, lieferte sich die NJS regelmässig Scharmützel mit der linken Antifa. Der «Tages-Anzeiger» widmete sich daraufhin in ausführlichen Berichten sowohl der EJ, wie auch der NJS.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Ursi Niklaus
    Ursi Niklaus, 25.11.2020, 15:17 Uhr

    Man hat im Geschichtsunterricht nichts gelernt!!!!!
    Beängstigend und schwer zu verstehen.

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    • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
      Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 25.11.2020, 15:49 Uhr

      Nun, im Geschichtsunterricht müssen leider auch Millionen Tote und groteske Unterdrückung durch Marxisten thematisiert werden. Links wie rechts dieselben Tragödien!

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    • Profilfoto von Tobias Mueller
      Tobias Mueller, 27.11.2020, 16:05 Uhr

      Einverstanden. Würde ich mein Geschichts- und Weltbild nur auf das in der Schule Vermittelte stützen, reduzierte es sich auf die Dogmen «Europa gut», «Amerika ganz bös», «Sozialismus toll», «Kapitalismus igitt». Dazu noch die Unterstellung, dass die Schweiz nebst Israel irgendwie an allem Leid in der Welt die Hauptschuld trägt.

      Dass aber junge Leute extremistischen Ideologien verfallen, hat nicht nur mit dem Geschichtsunterricht zu tun. Einem Teil der Menschen scheint nie die Fähigkeit vermittelt worden zu sein, eine falsche Information als solche zu erkennen und abzulehnen, bevor sie sich im Bewusstsein als Wahrheit etabliert. Ist dies einmal geschehen, wird eine Umkehr sehr schwierig. Die Tatsache, dass 1 + 1 zwei ergibt und nicht drei, wird in der Empfindung solcher Menschen als Gefahr wahrgenommen, welche bekämpft werden muss.

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