In Zug lohnt sich Besuch von Rock the Docks

Nemos Auftritt liegt wie ein leckerer Cupcake im Magen

Nemo in Aktion am Zuger Hafen.

(Bild: Lionel Hausheer)

Der Bieler Rapper und Senkrechtstarter Nemo spielte am Freitag am Rock the Docks in Zug. Seine Band trug ihn auf Händen, nur das Publikum störte ein wenig.

Knapp fünf Minuten konnte Nemo seiner Vorband zuhören. Sein Kopf nickte, sein Handy filmte mit und auf seinem Gesicht stand ein Grinsen, das denjenigen vorbehalten ist, die wirklich mögen, was sie hören.

Dann erkannten ihn die ersten Fans. Und fünf Minuten später war das Konzert für Nemo als Zuschauer vorbei. Er flüchtete dankend und lächelnd vor einer Gruppe kreischender Mädchen, drei selfiehungrigen Jungs und einer Mutter, die versuchte, so zu tun, als wisse sie nicht, wer Nemo ist.

So ein Blödsinn. Jeder kennt Nemo. Eine billige Masche, um mit dem Star zu reden.

Zeiten als Nobody sind vorbei

Die Zeiten, in denen Nemo selbst unerkannt im Publikum stehen konnte, sind vorbei. Nach einem Openair-Marathon durch die Schweiz landete der Bieler Rapper Nemo am Freitag als Hauptact am Rock the Docks in Zug.

Nemo servierte seinen Auftritt am Zuger Openair Rock the Docks in traumwandlerischer Sicherheit. Nach einem Sommer voller Openairs sitzt jeder Schritt und jede Geste. Die Band trägt das Energiebündel auf ihren Beats mit festem Griff durch den Auftritt, wie Bräutigame ihre Frauen über die Haustürschwelle tragen. Eingespielten Teams schaut man gerne zu.

Das erste Mal im Dunkel

Er spiele das erste Mal an einem Openair um diese Zeit, also wenn es bereits dunkel sei. Während Nemo mit seinen regennassen Zuger Zuschauern redet, glaubt man zu merken, wie es ihm immer unangenehmer wird. Das Meer aus weissen Regenponchos zu seinen Füssen, das ist nicht der eigentliche Grund, wieso er auf die Bühne ging. Nemo hat Bock auf die Musik, nicht auf den Ruhm.

Trotz Regen schöne Stimmung: Nemo spielte am Rock-th-Docks-Festival in Zug.

Trotz Regen schöne Stimmung: Nemo spielte am Rock-th-Docks-Festival in Zug.

(Bild: Lionel Hausheer)

Deshalb schwingt Nemo auch keine grossen Reden in Zug. Da mal etwas über die neuen Songs, hier mal etwas über den Regen und die Openairs vom Sommer. Und dann schnell zurück in die Songs, in die sichere Sphäre von Chorus und Double-Time-Parts, die Nemo rappt, dass sie wie Schlagzeug-Einlagen klingen. Er rappt über Berufswahl und Social-Media-Probleme mit einer Coolness, dass sich mindestens alle bis dreissig angesprochen fühlen, manchmal auch ein bisschen unangenehm ertappt.

Ohne Ironie auf der Bühne

Profi mit 18 Jahren in einem Geschäft, in dem sich andere mit Blut und Schweiss jahrelang hochdienen mussten. Aber genau das kann sein Vorteil sein. Nemo ist Profi, aber nicht einer der abgeklärten Profis, die schon in jeder Raucherbar des Landes für Kollekte auf dem Klo spielten. Nemo ist ohne desillusionierte Ironie auf der Bühne. Vielleicht verlässt man das Konzert deswegen mit einem Bauchgefühl wie ein warmer Cupcake.

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