Luzerner Stiftung führte Studie durch

Naturnahes Wohnen ist gewünscht – Fachwissen fehlt aber noch

Die Wohnsiedlung «Im Waldpark» in Hünenberg ist ein Beispiel für naturnahes Wohnen. (Bild: AXA Leben AG Winterthur)

Die Luzerner Stiftung «Natur & Wirtschaft» hat eine Studie erhoben, um der Frage nachzugehen, wie gross der Bedarf an naturnahem Wohnen ist. Die Ergebnisse zeigen, das Bedürfnis ist da, bei der Umsetzung hapert es noch.

Die Stiftung «Natur & Wirtschaft» setzt sich für Biodiversität im Siedlungsraum ein. Sie argumentiert das Bedürfnis nach naturnahem Wohnen in einer Medienmitteilung wie folgt: «Naturnah gestaltete Wohnsiedlungen und Firmenareale sind nicht nur wertvoll für die Natur, sondern bieten eine höhere Wohn- und Arbeitsqualität. Somit sind naturnahe Areale auch für Investorinnen und Immobilienbesitzer attraktiv.»

Die Stiftung stellt sie sich jedoch selbst die Frage, ob das auch wirklich stimmt. «Gibt es wirklich eine Nachfrage nach Immobilien mit einem Aussenraum, der zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität beiträgt? Sehen Investorinnen und Immobilienentwickler tatsächlich einen Mehrwert in einer naturnahen Umgebung? Wenn ja, warum gibt es immer noch so wenig davon?»

Studie im Auftrag des BAFU

2018 wurde die Luzerner Stiftung dann vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) damit beauftragt, diese Fragestellung zu prüfen und Zahlen und Fakten zu erheben. «Die Ergebnisse lassen aufhorchen», heisst es in der Mitteilung.

Für die Erhebung wurde eine repräsentative Umfrage mit dem Namen «Immobarometer 2018» durchgeführt. Darin gaben 70 Prozent der Befragten an, sie wünschten sich einen Aussenraum mit mehrheitlich einheimischen Pflanzen, der Bienen, Schmetterlingen und Vögeln Nahrung bietet. 90 Prozent der Befragten sprachen sich zudem für eine möglichst giftfreie Pflege der Umgebung aus.

Projekte ohne «Green-Style» haben keinen «Sexappeal»

Dass der Blick auf und der Aufenthalt in der Natur einen positiven Einfluss auf Wohlbefinden und Gesundheit haben, sei durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt. Je mehr Verdichtung gefordert wird, umso mehr Natur brauche es als Gegengewicht.

Christoph Schmidt von der Weissen Arena Gruppe in Laax sagt es deutlich: «Noch sind Naturnähe und Nachhaltigkeit ein Trend, doch schon bald haben wir keine andere Wahl mehr. Ein Projekt ohne Green Style hat heute schlicht keinen Sexappeal.»

Fachwissen fehlt noch

Naturnahe Aussenräume müssten dementsprechend also hoch im Kurs stehen. Doch laut «Natur & Wirtschaft» ist dem nicht so: «In vier untersuchten Gemeinden waren gerade mal drei Prozent der Parzellen naturnah im Sinne der Stiftung, die einen naturnahen Anteil von mindestens 30 Prozent der gesamten Umgebungsfläche verlangt.»

Nebst der fehlenden Fläche sei aber auch das nötige Fachpersonal ein Problem. Nur drei Prozent der heute aktiven Gärtner hätten eine spezifische Ausbildung im Bereich naturnahe Gartengestaltung und -pflege.

Bei Investoren und Immobilienentwicklern fehle es gemäss der Erhebung vor allem an Wissen und Erfahrung in Bezug auf Biodiversität. Darum werden auch weniger Projekte in diese Richtung umgesetzt. In der Folge will die Stiftung «Natur & Wirtschaft» mehr in die Beratung und Begleitung von Immobilienprojekten investieren.

Bevölkerung ist auf Labels angewiesen

Doch nicht nur bei den Unternehmen, auch in der Bevölkerung scheint das Wissen zu fehlen. Denn obwohl 70 Prozent der Befragten sich eine Umgebung wünschen, die zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität beiträgt, geben 80 Prozent derselben Befragten an, sie seien mit ihrer Umgebung zufrieden.

«Das lässt nur einen Schluss zu: Die Menschen erkennen selbst nicht, ob eine Umgebung naturnah ist oder einfach nur bepflanzt.» Wie bei Bio, Fairtrade, Minergie und dergleichen seien die Konsumenten auch hier entweder auf Labels oder auf die Glaubwürdigkeit der Anbieter angewiesen, schlussfolgert die Stiftung.

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