Château Gütsch: Kritik an Plänen für den Art Park

Nationalrätin Gmür «sehr enttäuscht über die Situation auf dem Gütsch»

Die bisherige Aussichtsplattform auf dem Gelände des Château Gütsch.

(Bild: giw)

Château-Gütsch-Besitzer Alexander Lebedew will mit einem neuen Kunstpark Geld verdienen – das geht auf Kosten der bisher gratis zugänglichen Aussichtsplattform. Die öffentliche Nutzung hat der Stadtrat 2014 mit dem russischen Investor vereinbart. Dass der Stadtrat nun den Plänen von Lebedew zustimmt, stösst auf grundsätzliche Kritik.

Auch an diesem trüben Montagvormittag geniessen Touristen und eine Engelskulptur die von Wolken getrübte Aussicht vom Gütsch auf die Stadt Luzern und das Seebecken. Der Herbst ist definitiv in Luzern angekommen – doch nicht nur das Wetter verändert sich.

Gütsch-Besitzer Alexander Lebedew plant, auf der bisher öffentlich zugänglichen Aussichtsplattform einen kommerziellen Kunstpark einzurichten (zentralplus berichtete). Vorgesehen ist eine Eintrittspflicht, ausserdem entsteht ein auffällig gestalteter Touristenshop. Das Zugangs- und Zutrittsrecht ohne Konsumationspflicht wurde 2014 mit der Stadt Luzern vereinbart.

Als Ersatz für die bestehende Aussichtsterrasse wird der schmale Zugangsweg zur Hotelterrasse gewählt. Die neue öffentliche Terrasse wird mit Sträuchern und einem Tor von der Hotelanlage räumlich getrennt und mit Sitzgelenheiten ausgestattet. Bereits am 13. September hat der Stadtrat der Verlegung des Ausichtspunktes zugestimmt, wie jetzt bekannt wurde.

Das frei zugänglich Areal wird rege von Spaziergängern und Touristen besucht um einen Blick über die Leuchtenstadt zu werfen.

Das frei zugänglich Areal wird rege von Spaziergängern und Touristen genutzt, der Blick über die Leuchtenstadt ist gratis.

(Bild: giw)

Ist Eintrittspflicht kontraproduktiv?

SP-Grossstadtrat Mario Stübi ist gegenüber den Plänen kritisch eingestellt: «Ich finde es grundsätzlich bedauerlich, wenn öffentlich zugängliche Orte kommerzialisiert werden.» Es sei Sache von Alexander Lebedew, über sein Grundstücks zu bestimmen. Stübi sagt, der Ersatz müsse in jedem Fall eine gleichwertige Aussicht bieten wie die bestehende Terrasse.

Der Grossstadtrat erachtet die Pläne von Lebedew nicht als besonders geschäftsfördernd: «Ich würde darauf tippen, dass ein kostenlos zugänglicher Art Park in Kombination mit einem attraktiven gastronomischen Angebot zu einem höheren Umsatz führen würde.»

Mario Stübi erinnert daran, dass die Aussichtsplattform früher beispielsweise für Yogastunden oder kulturelle Events genutzt wurde. Abschliessend beurteilen könne man die Pläne von Lebedews Kunstpark jedoch erst, wenn bekannt ist, wie das Ticketkonzept genau ausgestaltet wird.

«Ein Käufer ist jedoch weit und breit nicht in Sicht. Wenn das so weitergeht, verlottert das Haus.»

Andrea Gmür, Nationalrätin und Präsidentin CVP Stadt Luzern

Der SP-Mann hat gleich noch eine andere Idee, wie das Château den beliebten Ausflugsort kommerziell noch besser nützen könnte: «In meiner Kindheit konnte man für einen Franken auf die Dachterrasse und das Château-Türmchen steigen. Warum macht man das heute nicht mehr und verlangt neu fünf Franken dafür?»

In diesem Bereich wird der neue Gratis-Ausguck entstehen.

In diesem Bereich wird der neue Gratis-Ausguck entstehen.

(Bild: giw)

 

Situation «enttäuschend»

Auch Nationalrätin Andrea Gmür übt Kritik. Die Präsidentin der CVP Stadt Luzern sagt, dass sie gegen den Art Park grundsätzlich keine Einwände habe. «Aber die öffentliche Nutzung muss auf jeden Fall gewährt bleiben.»

Sie fordert vom Stadtrat gegenüber Alexander Lebedew eine harte Verhandlungslinie: «Ich will auf keinen Fall, dass der Stadtrat dort oben weitere Zugeständnisse macht.» Für Gmür ist klar, dass zuerst geklärt werden muss, wie es weitergeht mit der Immobilie: «Ich bin sehr enttäuscht über die Situation auf dem Gütsch.» Einst habe man auf beim Château bauen wollen, nun steht das Gebäude bereits wieder vor dem Verkauf. «Ein Käufer ist jedoch weit und breit nicht in Sicht. Wenn das so weitergeht, verlottert das Haus», sagt Gmür.

Gemäss Baudirektorin Manuela Jost geht die Vereinbarung aus dem Jahr 2014 auf die Überlegung zurück, den beliebten Aussichtsort auch in Zukunft der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Dass der Stadtrat mit ihrer Unterstützung für die kommerzielle Nutzung des bisher öffentlichen Aussichtspunkts die Interessen des Investors über diejenigen der Einheimischen und Touristen stellt, verneint Jost: «Der Art Park beeinträchtigt die Nutzung des zugänglichen Bereichs nicht. Zudem konnte mit der Verlegung des Aussichtspunktes, der schon bisher auf einem privaten Grundstück lag, ein adäquater Ersatz geschaffen werden.»

«Die Aussicht auf die Stadt und den See ist sogar eher noch etwas besser.»

Manuela Jost, Baudirektorin GLP

Die Stadt Luzern ist schon seit längerem mit den Château Gütsch Immobilien in Kontakt im Zusammenhang mit dem Art Park. Laut Jost habe man den Bauherrn wie üblich bei der Vorbereitung des Baugesuchs und dem Baubewilligungsverfahren unterstützt.

So sieht der Blick auf die Stadt aus der Perspektive der neuen Aussichtsplattform aus.

So sieht der Blick auf die Stadt aus der Perspektive der neuen Aussichtsplattform aus.

(Bild: giw)

«Interessante Ergänzung»

Bei dem Projekt Art Park handle es sich um eine zonenkonforme Nutzung des privaten Grundstücks der Chateau Gütsch Immobilien. «Der Art Park kann eine durchaus neue und interessante Ergänzung im kulturellen und touristischen Angebot der Stadt Luzern darstellen», sagt Jost.

Laut Jost handelt es sich beim neuen Aussichtspunkt um eine Aufwertung: «Die Aussicht auf die Stadt und den See ist sogar eher noch etwas besser. Mit der neu angepassten Vereinbarung ist nach wie vor sichergestellt, dass der weiterhin öffentlich zugängliche Aussichtsort ohne Konsumationszwang genutzt werden kann.»

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